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Computerdarstellung eines Schlaganfalls im Hirn

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Schlaganfall trifft zunehmend junge Menschen

Studien zeigen: Die Zahl der jungen Menschen, die an einem Schlaganfall erkranken, steigt. Beinahe jeder fünfte Schlaganfallpatient in Deutschland ist noch keine 55 Jahre alt. Von Susanne Weichselbaumer und Wilfried Lorenz

Über dieses Thema berichtet: Abendschau.

In den meisten – jungen – Fällen verursacht eine beschädigte Gefäßwand der Arterien einen Hirninfarkt. Oder eine sogenannte „kardiale Embolie“ führt dazu, dass Herzkranzgefäße verstopfen. Weit seltenere Ursachen sind Gefäßentzündungen, Gerinnungs- oder Stoffwechselstörungen. Wissenschaftler vermuten, die Zunahme von Schlaganfällen bei Jüngeren hängt vor allem mit einem Anstieg typischer Risikofaktoren für die Gefäße zusammen: Hoher Blutdruck, Rauchen, Diabetes und Übergewicht. Von den Betroffenen zwischen 18 und 55 Jahren kehren nur etwa 40 Prozent nach der Erkrankung an ihren Arbeitsplatz zurück.

Besonders tückisch

Ein Schlaganfall bleibt zunächst oft unerkannt, denn der Betroffene verspürt in der Regel keinen Schmerz. Deshalb kommen immer noch viele Patienten zu spät ins Krankenhaus. Die Folgen sind dramatisch. Gerade bei einem Schlaganfall ist Zeit ein wichtiger Überlebensfaktor. Je früher die Behandlung beginnt, desto geringer sind die Folgen. Neurologische Ausfälle mit teilweise bleibenden Schäden oder gar der Tod können so verhindert werden.

Nach Angaben der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen jedes Jahr einen Schlaganfall - Tendenz steigend. Damit ist ein Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache.

Mehr "Stroke Units"

Meist fängt es mit immer den gleichen typischen Symptomen an. Patienten können plötzlich ihren Arm nicht mehr bewegen, sie haben Schwierigkeiten beim Sprechen. Zu den typischen Anzeichen, die viel schwerwiegender verlaufen, gehören auch Sehstörungen sowie Lähmungen und Gefühlsstörungen im Gesicht.

Wird rechtzeitig der Notarzt verständigt und der Patient ins Krankenhaus eingeliefert, steigen die Chancen, dass die rasche Therapie die Schäden minimiert. Derzeit gibt es rund 300 Stroke Units, flächendeckend in Deutschland verteilt, das sind die Schlaganfall-Spezialstationen im Krankenhaus.

Jede Sekunde zählt

Schlaganfälle entstehen durch den plötzlichen Verschluss von Gefäßen im Gehirn. Dadurch werde die Sauerstoffzufuhr beeinträchtigt und Zellen sterben ab, erläutert Oberarzt Dominik Michalski von der Klinik für Neurologie der Universität Leipzig. Treten die Symptome auf, sei schnelles Handeln gefragt. Denn je länger es dauere, bis das Gefäß geöffnet werde, desto mehr Zellen gingen verloren.

"Jede Sekunde zählt, die medizinische Behandlung muss innerhalb der ersten Stunden einsetzen: Gemeint ist die Spanne vom Auftreten der Symptome über den Notruf 112 bis zur Einlieferung in eine Klinik und dem Behandlungsbeginn." Dominik Michalski, Oberarzt der Klinik für Neurologie der Universität Leipzig

Fast jeder zweite Patient stirbt

Nach einer Untersuchung des Gehirns gebe es zwei Möglichkeiten, die Gefäße zu öffnen, so Michalski. Etwa durch eine Infusion oder durch das Einführen eines Katheters über die Leiste zum Gehirn. Die letztere Methode sei relativ neu und werde erst seit etwa zwei Jahren in großem Umfang praktiziert.

Dennoch sterben nach Angaben der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe 40 Prozent der Patienten im ersten Jahr nach dem Schlaganfall. Und über die Hälfte der Überlebenden seien auf Pflege, Therapien oder Hilfsmittel angewiesen. Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind etwa Vorhofflimmern, Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte, Übergewicht oder die Folgen jahrzehntelangen Rauchens.

"Leichter Schlaganfall" wird unterschätzt

Nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist auch die sogenannte TIA (transitorische ischämische Attacke), die oft als "leichter Schlaganfall" bagatellisiert wird. Völlig zu Unrecht, wie Dr. Othmar Gotzler, Hausarzt und Facharzt für Innere Medizin aus Grafing, im Patientenmagazin "HausArzt" betont: "Eine TIA ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn."

Auch wenn sich die Symptome - plötzlich auftretende halbseitige Schwäche oder Lähmung, Schwindel, Sprech- oder Sehstörungen – bei einer TIA rasch zurückbildeten, sei sie äußerst ernst zu nehmen. Betroffene sollten sofort den Notarzt verständigen, ohne zuvor den Hausarzt aufzusuchen, da sonst kostbare Zeit verloren gehe.