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Neuntklässler bei der Gruppenarbeit

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PISA-Studie: Deutsche Schüler sind gut in Teamarbeit

Deutsche Schüler schneiden beim Lösen von Aufgaben in der Gruppe gut ab. Das ist das Ergebnis einer neuen PISA-Studie der OECD zum Thema Teamarbeit. Es gibt aber große individuelle Unterschiede - und Mädchen sind sozial kompetenter als Jungs.

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Mit anderen zusammenarbeiten, Schwierigkeiten überwinden und Lösungen finden: Neuntklässler in Deutschland können komplexe Probleme gut im Team lösen. Im internationalen Vergleich zeigen 15-jährige Schüler bei den Sozialkompetenzen hierzulande bessere Leistungen als in vielen anderen OECD-Ländern, wie eine von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) heute in Berlin veröffentlichte PISA-Erhebung zeigt.

Gemeinsame Problemlösung ist das Thema

Es handelt sich um die erste große internationale Analyse, die untersucht, wie gut Neuntklässler im Team zusammenarbeiten können. Basis ist die PISA-Studie von 2015. In 32 OECD-Staaten wurde ein Teil der Schüler damals erstmals zusätzlich auf Kompetenzen beim Problemlösen getestet. Insgesamt nahmen 125.000 Schüler teil, rund 1.900 davon in Deutschland.

Den 15-Jährigen wurden am Computer verschiedene Aufgaben gestellt, deren Lösung sie gemeinsam mit virtuellen Parntern erarbeiten mussten. Beispielsweise sollte die Gruppe ein Ausflugsziel für einen Schulaustausch finden, dabei die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten recherchieren und ein Missverständnis ausräumen. Die höchsten Werte erreichten die Schüler in Singapur, gefolgt von Japan.

Fähigkeit zur Kooperation ist sehr gefragt

Auch die Neuntklässler in Deutschland konnten den Test mit einer mittleren Punktzahl von 525 Punkten besser lösen als der OECD-Durchschnitt (500 Punkte), wie Kristina Reiss von der Technischen Universität München (TUM), die den deutschen Teil der Pisa-Studie koordinierte, erklärte.

"Sowohl im Beruf als auch im Alltag stehen wir ständig vor Problemen, die wir ohne andere Menschen nicht lösen können." Kristina Reiss, Pisa-Koordinatorin

In der Arbeitswelt gebe es zunehmend Aufgaben, für die es keine Routine gebe. Deshalb sei es gut, dass die Gruppen- und Teamarbeit in den Schulen regelmäßig geübt werde. Nach OECD-Angaben liegen die deutschen Schüler bei der Sozialkompetenz zwischen dem siebten und zehnten Rang und erreichen damit ähnliche Leistungen wie ihre Altersgenossen in Australien, Dänemark, den Niederlanden, Großbritannien oder den USA.

Nicht alle arbeiten gerne zusammen

Zur Spitzengruppe zählt Deutschland demnach beim Anteil der besonders kompetenten Schüler, der bei 13 Prozent liegt. Diese Schüler können anspruchsvolle Aufgaben mit einer hohen Komplexität bei der Problemlösung bewältigen. Im OECD-Durchschnitt erreichen nur acht Prozent der Schüler diese Kompetenzstufe. Allerdings gilt auch rund ein Fünftel der 15-Jährigen in Deutschland als besonders wenig kompetent. Der Anteil ist damit doppelt so hoch wie etwa in Japan - im OECD-Durchschnitt sind es 28 Prozent. Diese Schüler konzentrieren sich auf ihre individuelle Rolle innerhalb der Gruppe.

Mädchen sind sozial kompetenter

Einen deutlichen Unterschied zeigt die Studie zwischen Mädchen und Jungen. Die Mädchen in Deutschland erreichen in Sachen Sozialkompetenz 540 Punkte und damit 30 Punkte mehr als die Jungen - eine Größenordnung, die sonst nur bei der Lesekompetenz gefunden wurde. Bei der PISA-Studie 2012, als es darum ging, komplexe Aufgaben allein zu lösen, waren die Jungen besser.

Dies deutet den Autoren zufolge darauf hin, dass die Mädchen vor allem in der Teamarbeit sehr große Fähigkeiten haben. Sie gaben auch an, mehr Freude an Gruppenaufgaben zu haben als die Jungen.