Orca schwimmt auf Kamera zu; Killerwal-Studie: So töten Orcas Weiße Haie
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Gewöhnlich jagen Orcas in Gruppen, um größere Opfer zu erlegen.

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Neue Killerwal-Studie: Orca tötet Weißen Hai - im Alleingang

Eine neue Studie enthüllt Verblüffendes über die Jagdtaktiken von Orcas: Zum ersten Mal konnten Forschende beobachten, wie ein Killerwal ganz alleine einen Weißen Hai tötet - und zwar innerhalb von nur zwei Minuten.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Juni 2023, Mossel Bay, Südafrika: Hier beobachten Forschende einen Schwertwal namens "Starboard" dabei, wie er innerhalb von gerade mal zwei Minuten einen zweieinhalb Meter großen jungen Weißen Hai unschädlich macht und ihm dabei die Leber aus dem Körper reißt. Am darauffolgenden Tag wird in der Nähe ein zweiter Kadaver eines ausgeweideten Weißen Hais angespült. Dem Aufeinandertreffen sind wohl mindestens zwei Weiße Haie zum Opfer gefallen.

Im Alleingang: Schwertwal versus Weißer Hai

Diese Beobachtungen bezeichnet Alison Towner, Meeresbiologin von der Rhodes University, als bahnbrechend - besonders bezüglich des Raubtierverhaltens der Orcas. Die Ergebnisse, die das Forschungsteam um Towner nun im Fachmagazin "African Journal of Marine Science" veröffentlichte, zeigen nämlich, dass Schwertwale durchaus nicht ausschließlich in Gruppen jagen müssen, um die zu den größten Raubtieren der Welt gehörenden Weißen Haie zu erlegen.

Schwertwal-Verhalten: Üblicherweise jagen Orcas in Gruppen

Normalerweise sind Orcas, auch Schwert-, Killerwal oder Butzkopf genannt, besonders für ihr kooperatives Jagdverhalten bekannt. Sie koordinieren sich in Gruppen, um große Beutetiere wie Seelöwen, Robben, aber auch verschiedene Haiarten und manchmal sogar Wale zu erlegen. Obwohl Orcas die meisten dieser Beutetiere auch alleine jagen können, waren bislang keine Angriffe von Orcas als Einzelgänger auf Weiße Haie beobachtet worden.

Die Vorliebe von Orcas für Hai-Leber

Warum es manche Orcas besonders auf die Leber der Haie abgesehen haben, das weiß die Meeresbiologin Stephanie Plön. Sie ist Professorin an der Universität Stellenbosch in Südafrika und mit den Tieren bestens vertraut: "Diese Leber macht bei Haien ja ein Drittel des Körpergewichts aus und ist natürlich sehr reich an Fettsäuren, also auch sehr gut zur Ernährung." Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass sich große Raubtiere auf bestimmte Organe spezialisieren. Ähnliche Verhaltensweisen sind beispielsweise auch von Bären oder Wölfen bekannt. Aber nicht alle Orcas gehen auf Weiße Haie los. Biologen unterscheiden verschiedene Typen von Schwertwalen, darunter auch solche, die sich ausschließlich von Fisch ernähren.

Bereits im Jahr 2022 hatte Alison Towner und ihr Team herausgefunden, dass ein Orca-Paar seit 2017 systematisch Weiße Haie im Küstengebiet von Gansbaai attackierte - einem der weltweit wichtigsten Orte für Haibeobachtungen, 170 Kilometer südöstlich von Kapstadt gelegen. Die Ergebnisse der damaligen Untersuchungen legten nahe, dass diese Angriffe sogar zu einer langfristigen Vertreibung der Weißen Haie aus der Region führten.

Ökosystem aus dem Gleichgewicht? Orcas vertreiben Weiße Haie

Der damit einhergehende Rückgang der Weißen Haie in der Gegend hat laut Towner Einfluss auf das Ökosystem vor Ort. In der Folge konnte es dort nämlich so zu einem deutlichen Anstieg der Population von Kap-Pelzrobben kommen, was sich wiederum negativ auf andere Tierarten auswirkt.

Auch Meeresbiologin Stephanie Plön bestätigt das und sieht dabei besonders die afrikanischen Pinguine bedroht: "Den afrikanischen Pinguinen geht es nicht so gut. Die sind vom Aussterben bedroht", sagt sie. "Das heißt, wenn die Pelzrobben jetzt die Pinguine noch attackieren, wirkt sich das natürlich negativ im Ökosystem aus. Also, es verschiebt sich alles." Und das ist ein weiterer Grund dafür, dass die Forschenden das Verhalten der Orcas vor der Küste Südafrikas weiterhin mit Spannung beobachten.

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