Das Foto eines Goldschakals, der 2012 im Bayerischen Wald in eine Fotofalle tappte.
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Noch ein Bild mit Seltenheitswert: Das Foto eines Goldschakals, der 2012 im Bayerischen Wald in eine Fotofalle tappte. Das könnte sich ändern.

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Nach dem Wolf kommt auch der Goldschakal nach Deutschland

Er ist eng verwandt mit dem Wolf, war aber im Gegensatz zu ihm in Deutschland noch nie heimisch. Das könnte sich jetzt ändern, sagen Experten. Den Goldschakal zieht es erstmals nach Deutschland und speziell nach Bayern, wie Beobachtungen zeigen.

Über dieses Thema berichtet: nano am .

2012 tappte ein Goldschakal im Bayerischen Wald in eine Fotofalle. 2017 wurde auf der A9 nahe Freising in Oberbayern ein Goldschakal überfahren. Und nach aktuellen Hochrechnungen der Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE) leben mittlerweile bis zu 117.000 Goldschakale in Europa. Zum Vergleich: Der Bestand der Wölfe wird auf 17.000 Tiere geschätzt. Zieht es die mit dem Wolf eng verwandte Wildhundart tatsächlich immer öfter in unsere Regionen und sogar nach Bayern? Vieles spricht dafür. Und es ist trotzdem kein Grund zur Sorge.

Goldschakal war in unseren Regionen nie heimisch

Von Frankreich im äußersten Westen Europas bis Estland im Norden finden sich mittlerweile "Wandernachweise" der Goldschakale, sagt Nina Gandl, Wildexpertin beim WWF Deutschland. Das ist wirklich neu. Denn im Gegensatz zum Wolf, der vor seiner Ausrottung in Deutschland und in anderen mitteleuropäischen Ländern schon einmal heimisch war, siedelten sich die Goldschakale in Europa bisher vor allem im östlichen Balkan an.

"Es ist offensichtlich, dass sich da was tut", sagt auch Jennifer Hatlauf vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien. Seit 2015 leitet sie ein Projekt zum Nachweis von Goldschakalen in Österreich.

Lebensraum und Nahrung: Goldschakal kommt mit fast allem zurecht

Dass sich der Goldschakal immer mehr in Mitteleuropa ausbreitet und damit auch in unseren Breiten vorkommt, ist für Jennifer Hatlauf, Leiterin des Goldschakale-Projekts der Universität Wien, allerdings kaum verwunderlich. Als sogenannter Generalist könne sich das Raubtier gut an verschiedene Lebensräume und Kulturlandschaften anpassen. "Man kann kaum ein Habitatmodell erstellen, weil er beinahe überall zurechtkommt", sagt sie. Auch bei der Nahrungswahl ist der Goldschakal flexibel: In Serbien ernährten sich viele von ihnen von Schlacht-, in Südungarn von Jagdabfällen, sagt Hatlauf. Nur in Wolfsterritorien werde sich der Goldschakal nach bisherigen Erkenntnissen wohl nicht niederlassen. Der "große Bruder" ist für ihn gleichzeitig der größte natürliche Feind.

Abschusszahlen in Ungarn belegen steigende Goldschakal-Population

Goldschakale sind anpassungsfähig beim Lebensraum und bei der Nahrung, zudem sind sie scheue Tiere. Das lässt sie in Gebieten, in denen sie sich einmal angesiedelt haben, gut überleben und sich zahlreich vermehren. Das belegen auch Abschusszahlen der Tiere aus Ungarn, die Jennifer Hatlauf präsentiert: Während 1996 dort nur sechs Schakale erlegt wurden, waren es 2018 schon 5.813 Tiere.

Goldschakale in Deutschland noch nicht heimisch

Obwohl in den vergangenen Jahren neben Bayern auch in Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Niedersachsen, Brandenburg und Schleswig-Holstein Tiere nachgewiesen wurden, wollen Experten noch nicht sagen, dass Goldschakale in Deutschland bereits heimisch seien. "Dafür gibt es zu wenige Meldungen", sagt Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg.

Schakale in Deutschland: Auswirkungen auf heimische Tierarten

Welche Auswirkungen ein Heimischwerden der Goldschakale auf unsere Tierwelt haben könnte, etwa hinsichtlich möglicher Konflikte mit Nutztierhaltern, ist nach Ansicht von Experten zwar noch nicht abzusehen. Übergriffe auf Nutztiere seien aber sehr selten beobachtet worden, sagt Joschka Touré, Sprecher des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums.

Welche Schakalarten gibt es?

Neben dem Goldschakal (Canis aureus), der die einzige in Europa vorkommende Schakalart ist und sonst noch im Nahen Osten, in Indien und in weiteren Regionen Asiens besonders häufig ist, gibt es zwei weitere Schakalarten: den Schabrackenschakal und den Streifenschakal. Der Schabrackenschakal (Canis mesomelas) lebt in der afrikanischen Savanne. Der Streifenschakal (Canis adustus) ist in Afrika südlich der Sahara zu Hause.