Gelbes Verkehrsschild mit der Aufschrift "Fastenzeit" und durchgestrichen "Fasching".
Bildrechte: picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer
Bildbeitrag

Fastenzeit: Vom religiösen Ritual bis zum Heilfasten

Bildbeitrag
> Wissen >

Fastenzeit: Vom religiösen Ritual bis zum Heilfasten

Fastenzeit: Vom religiösen Ritual bis zum Heilfasten

Am Aschermittwoch beginnt die christliche Fastenzeit. Der Verzicht auf leibliche Genüsse soll Raum für spirituelle Erfahrungen schaffen. Daneben gibt es gesundheitliche Fasten-Trends wie das Heilfasten oder das Intervallfasten.

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

Religiöses Fasten steht für Sühne, für die Reinigung des Körpers und für die Läuterung des Geistes. In der Fastenzeit heißt es: Loslassen von Gewohntem, Einlassen auf neue Erfahrungen. Das bedeutet: 40 Tage Verzicht. Auf was der Einzelne verzichtet, bleibt ihm überlassen, wobei man es sich nicht zu leicht machen sollte. Der Phantasie und den Lastern sind keine Grenzen gesetzt: Süßigkeiten, Alkohol, Fluchen, Online-Shopping, Lügen oder – was für viele besonders schwer ist: Digital Detox, der Verzicht auf Social Media und Co. Ein Benefit für die Umwelt kann dabei auch im Mittelpunkt stehen - wie zum Beispiel beim Plastikfasten oder Streamingfasten.

Aber was steckt hinter der Fastenzeit und worauf muss man bei modernem Fasten-Trends achten? Fragen und Antworten zum Thema Fasten.

Wann beginnt 2024 die Fastenzeit und wie lange dauert sie?

Heuer beginnt die Fastenzeit am 14. Februar - zeitgleich mit dem Valentinstag - und dauert bis zum 30. März.

Die christliche Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet am Karsamstag, so eine Variante. In diesem Zeitraum sind 40 Fastentage vorgesehen, wobei die Sonntage nicht dazu zählen. Beschlossen wurde dies auf der Synode von Benevent im 11. Jahrhundert. Eine andere Lesart der Fastenzeit besagt, dass sich die Fastenzeit von Aschermittwoch bis Palmsonntag erstreckt, Sonntage mit eingeschlossen. Dieser Zeitraum beträgt stets exakt 40 Tage. Mit dem Palmsonntag setzt die Heilige Woche ein, die laut dieser Variante einen besonderen Abschnitt darstellt.

Warum fasten Christen 40 Tage lang? Und wie ist das in anderen Religionen?

Durch die Fastenzeit bereiten sich Christen auf das wichtigste Fest im Christentum vor - das Osterfest. Sie erinnern an das Leiden und Sterben Jesu Christi. Jesus verbrachte 40 Tage betend und fastend in der Wüste. Aschermittwoch und Karfreitag gelten in der katholischen Kirche als die wichtigsten Fasttage. Daher existiert mancherorts immer noch der Brauch, dass freitags kein Fleisch auf den Tisch kommt.

Das Fasten spielt nicht nur im Christentum eine Rolle, sondern in vielen anderen Religionen ebenso - wie zum Beispiel im Judentum und im Islam. Ziel ist immer, auf leibliche Genüsse zu verzichten, um Platz für spirituelle Erfahrungen zu schaffen. Dabei lässt man alte Gewohnheiten los und beginnt von Neuem.

Im Audio: Fasching und Fasten mit Brauchtumsexpertin Dorothea Steinbacher

Dorothea Steinbacher
Bildrechte: BR/Lisa Hinder
Audiobeitrag

Dorothea Steinbacher

Heilfasten oder therapeutischen Fasten

Fasten kann aber nicht nur religiöse und spirituelle, sondern auch gesundheitliche Gründe haben. Das wusste schon Hippokrates.

"Eure Nahrung sei Euer Pharmakon, und Euer Heilmittel sei Eure Nahrung. Die vornehmste aber und wirkungsvollste Art, Euren inneren Arzt wirken zu lassen, besteht im Weglassen aller Nahrung, also in der Entsorgung des Körpers und der damit verbundenen Mobilisierung körpereigener Heilkräfte." Hippokrates

Wenn man eine Zeit lang auf Nahrung verzichtet, um etwas für seine Gesundheit zu tun, spricht man vom sogenannten Heilfasten oder therapeutischen Fasten. Das sollte idealerweise unter medizinischer Aufsicht durchgeführt werden.

Heißt: Oberstes Gebot einer Fastenkur ist der vorherige Gesundheitscheck. Nicht für jeden ist eine Fastenkur zu empfehlen. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Untergewichtige, Krebskranke, Menschen mit Essstörungen, Schwangere u.a. sollten zum Beispiel nicht fasten.

Fastenmethoden: vom Heilfasten bis zum Intervallfasten

Es gibt verschiedene Formen des Fastens. Ob nun eine Woche am Stück oder das sogenannte Intervallfasten - jeder Mensch muss für sich und seine Bedürfnisse den richtigen Weg finden - am besten mit professioneller Beratung.

Beim Intervallfasten gibt es verschiedene Varianten. Eine der Varianten ist die sogenannte 16:8-Variante. Jeden Tag darf man innerhalb von acht Stunden essen. In den darauffolgenden 16 Stunden allerdings darf man keine Nahrung zu sich nehmen. Das funktioniert ganz gut, wenn man eine Mahlzeit am Tag - Frühstück oder Abendbrot und natürlich die Chips vor dem Fernseher - auslässt. Die zweite Variante ist das 5:2-Fasten. Fünf Tage in der Woche isst man normal, an zwei Tagen fastet man. Bei der dritten Variante wechselt man "normale" Tage mit Fastentagen regelmäßig ab. Getränke ohne Kalorien sind in allen Varianten erlaubt und auch dringend notwendig.

Was passiert beim Fasten im Körper

Unser Körper gewinnt seine Energie aus Zucker, Eiweiß und Fett. Wenn wir dem Körper keine Nahrung zuführen, greift er auf seine Reserven zurück. Zuerst geht es an den gespeicherten Zucker, der sich als Glykogen in der Leber befindet. Nach 24 Stunden ist der Zuckervorrat aufgebraucht, sodass der Körper anfängt, Eiweiß abzubauen. Erst nach vier Tagen geht es dem Fett an den Kragen.

Das eigentlich erfreuliche Ereignis, das auch die Pfunde schmelzen lässt, ist mit einem unangenehmen Nebeneffekt verbunden: Man stinkt! Bei der Fettverbrennung entstehen unangenehm riechende Stoffe, die über den Schweiß und die Atemluft ans Tageslicht kommen.

Bei welchen Krankheiten Fasten helfen kann

Laut eines Überblicks über die wissenschaftliche Studienlage hat das Heilfasten einen vorteilhaften Effekt bei folgenden Beschwerden, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.: dem Metabolischen Syndrom (Sammelbezeichnung für Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhten Blutzuckerspiegel und gestörten Fettstoffwechsel), chronischen Entzündungen, chronischen Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, chronischen Schmerzzuständen, atopischen Krankheiten wie Asthma, Neurodermitis und Allergien sowie psychosomatischen Krankheiten.

Zudem bekämpft das Fasten die wesentlichsten Risikofaktoren für Arteriosklerose und verringert die Beschwerden des rheumatischen Formenkreises (zum Beispiel Polyarthritis), so die Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung (ÄGHE). Grundsätzlich gilt es, sich anschließend gesünder zu ernähren, damit die Effekte des Fastens anhalten.

Was muss beim Fasten beachtet werden?

  • Vermeiden Sie Stress, wenn Sie fasten.
  • Machen Sie einen gesundheitlichen Check-Up vorm Fasten.
  • Bereiten Sie sich aufs Fasten vor, indem Sie ein bis zwei Tage vorher wenig zu sich nehmen (ungefähr 600 Kcal). Bei den sogenannten Entlastungstagen essen Sie überwiegend Kohlenhydrate, kein Fett, ganz wenig Eiweiß, viele Vitamine, Obst, Reis, Hafer.
  • Trinken Sie während des Fastens einen "über den Durst" – natürlich keinen Alkohol! Drei bis fünf Liter Flüssigkeit sollten es schon sein. Indiz: Der Urin sollte farblos sein.
  • Leberwickel oder eine Wärmflasche entlasten die Leber und regen sie an.
  • Am letzten Fastentag gibt es dann einen Apfel oder eine dicke Suppe. An den folgenden Aufbautagen sollten Sie es langsam mit der Kalorienzufuhr angehen lassen. Der 1. Aufbautag sollte ca. 800, der 2. ca. 1.000, der 3. ca. 1.200 Kalorien haben, dann 1-500, dann 1-800 Kalorien, so die Vereine für Unabhängige Gesundheitsberatung.

Fasten als Diät

Manche Menschen wollen durchs Fasten abspecken - gerade, wenn das Ergebnis der Weihnachtsvöllerei noch auf den Hüften liegt. Der Verzicht der Nahrungsaufnahme ist tatsächlich ein probates Mittel, die Kilos purzeln zu lassen. Ein Erfolg, der allerdings oft nicht von Dauer ist. Der Jojo-Effekt lässt nicht lange auf sich warten.

Viel sinnvoller ist es, die zugeführte Kalorienanzahl zu reduzieren. Hungern frustriert nur, aber anstelle einer Schokolade vor dem Fernseher, tut es vielleicht schon ein Schokopudding? Das Schokoerlebnis ist da, aber nicht die volle Kalorienwucht einer Tafel Schokolade. Statt der Chips lieber Salzstangen – knabbern ist knabbern. Mit dem klassischen Fasten hat das aber nichts zu tun.

Im Video: Intervallfasten: Gesund durch Hungern?

ILLUSTRATION - Ein junger Mann schaut am in der Kueche auf seine Armbanduhr, waehrend er nach einem Salat greift (gestellte Szene).
Bildrechte: picture alliance / dpa-tmn | Christin Klose
Videobeitrag

Campus Talks

Dieser Artikel ist erstmals am 17.2.2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!