Blick in die Baumkrone einer ausgewachsenen Hanfpalme mit Blütenständen.
Bildrechte: picture-alliance/blickwinkel

Hanfpalmen gedeihen im subtropischen Klima. Früchte tragen nur große Palmen. Sie vermehren sich dann über ihre Samen.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Chinesische Hanfpalme breitet sich aus

In unseren Breiten wachsen aufgrund des Klimawandels inzwischen Pflanzen, die wir nur aus sonnigen Regionen kennen. Die Chinesische Hanfpalme zum Beispiel fühlt sich nördlich der Alpen immer wohler, doch sie wird zur Gefahr für die heimische Natur.

Über dieses Thema berichtet: Gut zu wissen am .

Als Zierpflanze ist die Chinesische Hanfpalme schon lange bekannt. Ihre ursprüngliche Heimat reicht vom Himalaya im Norden Indiens über Nord-Thailand bis Vietnam und China. Von daher ist die Palme prinzipiell sehr kälteresistent, doch Temperaturen unter -12 Grad und langanhaltenden Frost verträgt sie auf die Dauer nicht. Ihr Name "Trachycarpus fortunei" bezieht sich auf den schottischen Gärtner, Forschungsreisenden und Sammler Robert Fortune, der im Jahr 1843 hunderte Exemplare von China nach England gebracht hatte. Die etwas kleinere Palme, die "Trachycarpus wagnerianus" ist eine Unterart der Chinesischen Hanfpalme.

Hanfpalmen gedeihen im subtropischen Klima

In Spanien, Italien und Griechenland wachsen wilde Palmenarten. Sie können 15 Meter Höhe erreichen. Prägnant sind ihre Fächer und ihr faserhaltiger Stamm. Im Mittelmeerraum gehören sie zum Landschaftsbild. Nördlich der Alpen war es der Hanfpalme bisher in freier Natur noch zu kalt. Doch zunehmend tauchen verwilderte Palmen im nördlichen Alpenraum auf. Sie vermehren sich über ihren Samen. Vögel verteilen diese Samen und wenn der Standort passt, dann keimen sie und können dort überwintern, wenn es nicht zu kalt ist. Das kann in Wäldern, aber auch in Städten geschehen.

Hanfpalmen erobern neue Standorte

Der Biologe Franz Essl von der Universität Wien entdeckte in den letzten Jahren immer mehr Hanfpalmen in Österreich. In einer Studie, die er im Fachjournal "Bio Invasions Records" 2019 veröffentlichte, beschreibt er sechs Standorte in Österreich, an denen verwilderte Hanfpalmen wachsen. Die meisten fand er in der Wiener Innenstadt. Es sind noch kleine Vorkommen, doch Franz Essl geht davon aus, dass in Zukunft noch weitere Populationen auftauchen werden. Gerade in den Städten sind die Pflanzen durch Gebäude geschützt und die Abwärme lässt die Temperaturen steigen.

Invasive Arten verdrängen einheimische Pflanzen

Im Schweizer Tessin und in der Umgebung von Zürich hat die Hanfpalme schon seit einigen Jahren eine neue Heimat gefunden. Es sind meist noch kleine Gewächse, die sich im Unterholz der Wälder immer weiter ausbreiten. In der Schweiz steht die Chinesische Hanfpalme deshalb auf der schwarzen Liste der invasiven Arten. Sie kann zwar legal gekauft und in den Garten gepflanzt werden, doch in der freien Natur soll sie nicht zu sehr wachsen. Denn die exotischen Palmen verdrängen einheimisches Gehölz, für Wildtiere bieten sie keine Nahrung und die Wurzeln halten den Boden schlechter zusammen als heimische Bäume.

"Wir sind nicht glücklich, dass die Hanfpalme noch frei verkäuflich ist, und das ohne Auflagen. Weil damit werden immer mehr Pflanzen in den Garten gesetzt und können sich in den Wald versamen. Und das ergibt natürlich das Problem, dass der Druck auf den Wald steigt." Martin Ziegler, Leiter Amt für Wald und Wild, Kanton Zug, Schweiz

Klimawandel verändert die Vegetation

Einheimische Baumarten leiden zunehmend unter Trockenstress. Die Hanfpalme hingegen liebt die Wärme. Wenn die Winter aufgrund des Klimawandels immer milder werden, dann finden immer mehr exotische Pflanzen nördlich der Alpen eine neue Heimat. Auch wenn die Hanfpalme mediterranes Flair in unsere Breiten bringt, so steigt dennoch die Gefahr, dass diese invasiven Gewächse einheimische Arten verdrängen, bestätigte auch der Biologe Mark van Kleunen von der Universität Konstanz. Dazu veröffentlichte er bereits 2015 eine Studie in der Fachzeitschrift Nature. Es verdrängen nicht alle eingewanderten Pflanzen, sogenannte Neophyten, die heimische Flora, doch wenn der Klimawandel das Wachstum dieser Pflanzen begünstigt, dann könnten sie sogar vermehrt auftreten und einen Boom auslösen, betont Mark van Kleunen.

In Deutschland wurden bislang nur wenig verwilderte Exemplare der Chinesischen Hanfpalme entdeckt. Doch der Klimawandel wird dazu beitragen, dass in wärmeren Regionen Deutschlands verwilderte Exemplare auftauchen. Je milder die Winter und je heißer die Sommer, desto wohler fühlen sich Palmen auch nördlich der Alpen. Das hat zur Folge, dass sich unsere Vegetation allmählich verändert.

"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!