Ein verästelter Schlehenzweig  mit gelben und grauen Flechten am Holz und etlichen weißen Blüten
Bildrechte: BR/Ursula Klement

Blühender Schlehenzweig an Heilig Abend

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Barbarazweige: So blühen sie sicher

Blühen sie an Heiligabend oder klappt's wieder nicht? Der Brauch, am 4. Dezember Barbarazweige zu schneiden, macht Weihnachten auch für Erwachsene spannend. Wenn man ein paar Tipps beherzigt, wird aus den Zweigen wirklich ein Weihnachtsschmuck.

Über dieses Thema berichtet: BR-Heimatspiegel am .

Am 4. Dezember stellt man traditionell einen Barbarazweig in die Vase. Die Verbindung des Brauchs zur Heiligen Barbara? Der Legende nach hat sie im Gefängnis einen Kirschzweig, der sich bei der Festnahme an ihrer Kleidung verfangen hatte, in einen Wasserkrug gestellt. Der augenscheinlich dürre Zweig blühte an dem Tag ihrer Verurteilung. Für die Heilige Barbara ein Zeichen der Hoffnung: Was tot scheint, kann zu neuem Leben aufblühen.

Welcher Zweig eignet sich?

Üblicherweise nimmt man Wildkirsche, manche greifen zur Kornelkirsche oder gar zur Forsythie. Am schönsten sind jedoch Schlehen. An den Zweigen befinden sich oft noch ein paar schwarzblaue Beeren und die feinen weißen Blüten sehen aus wie kleine Sterne.

Und ganz wichtig: Man braucht einen Zweig mit vielen runden Knospen. Denn dahinter verbergen sich die Blüten. Schmale längliche Knospen haben nur Blätter zu bieten, dann gibt’s höchstens grüne Weihnachten.

Bloß nicht: Zweig in die Gefriertruhe legen

Den Tipp, dass man die Zweige für ein paar Stunden in die Gefriertruhe legen soll, beherzigt man besser nicht. "Ich glaub, das braucht's tatsächlich nicht", meint Gregor Aas, Forstwissenschaftler an der Uni Bayreuth. Denn der plötzliche Temperatursturz von 5 Grad Außentemperatur auf Minus 18 Grad in der Truhe sei "zu rasch, das verträgt das Gewebe in den Knospen nicht".

Statt Eiseskälte: Ein warmes Vollbad?

Wenn man die Zweige nach dem Schnitt eine gute Stunde in eine Badewanne mit warmem Wasser legt, dann blühen sie zuverlässig. Das zeigen jahrelange Erfahrungen aus der Barbarazweig-Praxis. Auch wenns den Wissenschaftler nicht überzeugt. Gregor Aas geht davon aus, dass das warme Bad keine Rolle spielt für die Blühförderung.

Wasser ist das Wichtigste

Entscheidend sei, dass die Wasserversorgung des Zweiges gewährleistet werde. An der Schnittstelle sollte keine Luft in Wasserleitbahnen ziehen, denn das wäre "quasi eine Art Embolie, sodass an der Stelle dann nur mehr wenig oder kein Wasser mehr aufgenommen werden kann.".

Was löst die Schlehenblüte im Advent aus?

Man weiß, dass unterschiedliche Reize Knospen zum Blühen bringen können. Je nach Pflanzenart kann es zum Beispiel die Temperatur sein, also eine bestimmte Wärmesumme. Oder eine Mindesttemperatur. Oder ein Kältereiz. Bei manchen Pflanzen ist es die Tageslicht-Dauer, die das Aufblühen auslöst. Was da genau passiert, ist immer noch Gegenstand von vielen Forschungsprojekten, sagt Forstexperte Gregor Aas. Sicher ist jedoch, dass Schlehen und Kirschen nicht auf die Tageslichtlänge reagieren, sondern eher auf die Temperatur. Das warme Zimmer löst vermutlich Frühlingsgefühle bei den Knospen aus.

Lieber im Badezimmer statt am Kachelofen

Die Vase mit dem Zweig sollte man nicht direkt am Heizkörper oder neben dem Kachelofen platzieren. Auch wenn es da besonders warm ist. Denn da ist die Luft zu trocken. "Und dann sieht man die Knospen oft bissel anschwellen. Aber die platzen nicht richtig auf, weil einfach dann die Verdunstung zu groß ist und die Wasser-Nachleitung, die eh erschwert ist durch die Schnittstelle, nicht ausreicht", sagt Gregor Aas.

Das heißt, der Zweig steht besser in der Küche oder im Bad. Dann kann man ihn, wenn er blüht, ins Wohnzimmer holen.

Wasser reicht für die Blüte

Das Wasser in der Vase gehört alle paar Tage erneuert. Mehr braucht es eigentlich nicht. Wer will, kann einen Spritzer Zitronensaft dazu tun. Doch eigentlich sind alle Nährstoffe, die die Schlehen brauchen, um aufzublühen, im Zweig gespeichert.

Öko-Plus-Variante: Einzelner Zweig statt Strauß

Und noch ein Gedanke: Ein einzelner schöner Zweig reicht, der sieht mindestens so gut aus wie ein Strauß. Und dann bleibt den Tieren draußen mehr. Denn Schlehen sind im Winter eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel, Mäuse, Eichhörnchen, im Sommer für Wildbienen und zum Beispiel Schmetterlinge.

Und für den Fall, dass man die Zweige ins warme Wasser legt, wärs sinnvoll, die Nachbarn oder die Freundinnen gleich auch noch mit Schlehenzweigen zu versorgen. Dann braucht man nur eine Badewanne voll Wasser für viele.

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