Mehrere Barren Feingold zu je 1000 Gramm.
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Gold steht für Sicherheit und Wertbeständigkeit. Doch die Herstellung ist oft umweltbelastend.

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Schmutziges Gold: Wie fair wird das Edelmetall hergestellt?

Nachhaltige Geldanlagen, die Rücksicht auf Klimaschutz, Energieverbrauch, Umwelt und Menschenrechte nehmen, liegen im Trend. Gold steht dabei noch im Abseits, aber zugleich zunehmend auch in der Kritik.

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Es gibt Organisationen, die versprechen, dass bei ihnen Edelmetalle eine saubere Herkunft haben. Vielen Großinvestoren sind ökologische und soziale Nachteile beim Kauf von Gold bisher aber egal - und offenbar auch den allermeisten Privatkunden.

Herkunft von Gold im eingeschmolzenen Barren chemisch nicht mehr nachweisbar

Gold gilt als Krisenwährung und steht seit der Corona-Pandemie wieder hoch im Kurs. Doch der Goldabbau von durchschnittlich nur zwei Gramm pro Tonne Gestein ist extrem CO2- und Energie-intensiv, verbraucht oft Unmengen von Wasser und ist häufig hochgiftig. Hartes Gestein wird zu Staub zermahlen und zentrifugiert, wobei die goldhaltigen Erz-Teilchen aufgrund des hohen spezifischen Gewichts des Edelmetalls herausfallen. Der Rest wird anschließend mit gefährlichen Chemikalien versetzt, um den Reinheitsgehalt zu erhöhen. Das geschieht zum Teil bereits vor Ort am Bergwerk in einer ersten Stufe der Weiterverarbeitung.

Die teilweise immer noch unkontrollierte Verwendung von Quecksilber und Cyanid verseucht ganze Landstriche, schädigt auf viele Jahrzehnte die Natur bis hin zum Erbgut von Menschen und Tieren.

Es gibt zwar zertifizierten Goldabbau mit geschlossenen Kreisläufen und hohen Umweltstandards. Aber spätestens mit der Schmelze und Herstellung von Barren lässt sich die Herkunft nicht mehr nachweisen. Dann zählt für viele Anleger nur noch der Reinheitsgrad von 99,9 Prozent, damit es als Feingold handelbar ist.

41,4 Prozent der Profianleger denken so. Eine Umfrage des Fachmagazins "Institutional Money" im zweiten Quartal 2023 ergab, dass diesen Investoren die Nachhaltigkeit beim Gold "vollkommen egal" sei. Für weitere 15,7 Prozent sei das "eher unwichtig". Nur etwa ein Viertel der Befragten gab an, ihnen seien Herkunft und Nachhaltigkeit sehr wichtig.

Blutgold und missachtete Menschenrechte

Unter schmutzigem Gold versteht man ganz allgemein Edelmetall, das aus zweifelhaften Quellen kommt, etwa auch aus Kriegsgebieten oder aus kriminellen Vorgängen wie Geldwäsche zur Verdeckung von Verbrechen. "Blutgold" wird es oft genannt, wenn es zur Finanzierung bewaffneter Konflikte dient - wie in einigen afrikanischen Ländern, beispielsweise in der Demokratischen Republik Kongo (DRK).

Häufig wird Gold unter widrigen, menschenunwürdigen Bedingungen wie etwa mit Kinderarbeit abgebaut und illegal gewonnen - wie zum Teil im brasilianischen Regenwald oder früher in Peru. Nicht nur Umwelt und Naturschutz, sondern auch grundlegende Menschenrechte werden dabei missachtet. Bei Gold ist das häufig schwerwiegender als bei vielen anderen Rohstoffen und Metallen, die wesentlich leichter gefördert und gewonnen werden können. Zur Gold-Herstellung sind extrem viele Ressourcen wie Energie und Wasser erforderlich.

Giftige Überreste bleiben

Auch viele hochgiftige Substanzen wie die Quecksilber- und Cyanidverbindungen (Zyankali als bekanntes Gift) kommen zum Einsatz, die Boden und Grundwasser langfristig verseuchen. In zahlreichen Gold-Abbau-Gebieten auf der ganzen Welt wurde die Umwelt zerstört, sodass sich die Frage stellt, ob es überhaupt sauberes, umweltfreundliches und nachhaltiges Gold gibt, auch im Sinne des Klimaschutzes.

Hersteller von Goldbarren bzw. Händler und Banken, die Goldgeschäfte vermitteln, verweisen gern auf die hohe Recycling-Quote, zum Beispiel beim sogenannten Sparkassen-Gold. In der Tat werden Edelmetalle gern und so oft wie möglich wiederverwendet, weil sie so wertvoll sind, dass niemand sie wegwerfen will. Je reiner sie sind, umso eher ist das der Fall. Die Giftstoffe, so heißt es oft, würden ebenfalls wiederverwendet oder umweltschonend entsorgt.

In dieser Betrachtung wäre das finale Feingold nachhaltig, weil es für extrem lange Zeit in Gebrauch bleibt und in einen quasi endlosen Kreislauf kommt. Es gibt aber seine oft dunkle, ursprüngliche Herkunft nicht preis. Das kann eine möglicherweise lange und finstere Vorgeschichte sein, die kein Besitzer eines Goldbarrens kennen kann, der aus einem oder aus beliebig vielen Schmelzprozessen in höchster Reinheit stammt.

Die hohe Reinheit von 999 Gramm auf ein Kilogramm Gold sorgt dafür, dass gerade die Vergangenheit, die sich in jedem einzelnen von eintausend Gramm wiederfindet, so gut wie verschwunden ist.

Bundesbank hat ihre Goldbarren testen lassen

Mit aufwändigen technischen Methoden lassen sich zwar einzelne Goldbarren unterscheiden und deren Herkunft teilweise aufklären - wie die Bundesbank das bei ihren Lagerbeständen schon getan hat. Damals befand sich der Großteil ihres Goldschatzes noch im Ausland und der Bundesbank wurden unangenehme Fragen gestellt, wo sie ihre Barren gelagert habe. Es gab Gerüchte, dass andere Notenbanken, denen die Bundesbank ihr Gold anvertraut hatte, dieses womöglich weiterverkauft oder zumindest am Finanzmarkt beliehen hätten.

Die Kontrollen in Stichproben bezogen sich dann auf bestimmte nummerierte Chargen, die ihre Besonderheit aus dem Herstellungsprozess als Barren hatten. Die Bundesbank ließ zum Beispiel in den USA Probebohrungen einzelner Barren anfertigen, deren besondere Materialeigenschaften zuvor schon erfasst worden waren. Die Struktur der Bohrkerne wurde dann mit den bekannten Aufzeichnungen verglichen, die zu den einzelnen durchnummerierten Barren gemacht worden waren.

Wo das Gold selbst einmal ursprünglich herkam, das für diesen und alle vorangegangen Schmelzprozesse verwendet wurde, kann aber rein chemisch nicht aufgeklärt werden.

Es gilt nun einmal als eine besondere Stärke des Goldes und als seine ganz besondere Materialeigenschaft, dass ihm als Edelmetall so gut wie nichts anhaftet. Und dass man es gerade deshalb in so großer Reinheit herstellen kann.

Es ist in etwa vergleichbar mit Bargeld, wo auch niemand wissen kann, wer eine Banknote vorher schon in der Hand gehabt hat. Der große Unterschied ist, dass der Goldbarren oder auch die Münze ihren Wert als Material weitgehend in sich tragen. Das Geld ist dagegen auf das Vertrauen angewiesen, das wir ihm entgegenbringen. Außerdem erlaubt die Bundesbank kein Bezahlen mit Gold, obwohl sie selbst 3.359 Tonnen als Währungsreserve für den Euro in Frankfurt, New York und London aufbewahrt.

Londoner Börse setzt Mindeststandards fest

Unter den gegebenen Umständen, dass die Herkunft von Gold sich mit einem Schmelzvorgang so leicht verschleiern lässt, finden sich nur sehr wenige "faire" Angebote mit dem Anspruch, die gesamte Wertschöpfung vom Bergwerk bis zum Barren komplett abzubilden.

Allerdings müssen Mindeststandards erfüllt werden, wie die von der London Bullion Market Association (LBMA), ohne die die Barren nicht am wichtigsten Handelsplatz in London gehandelt werden sollen. Ursprünglich ging es der LBMA ausschließlich um Qualitätssicherung, also die Reinheit des Goldes.

Seit 2012 soll aber auch Konfliktgold aus Krisengebieten ausgeschlossen werden oder auch die Geldwäsche mit Gold etwa zur Kriegsfinanzierung. Verstöße gegen Menschenrechte oder die Richtlinien für verantwortungsvolle Lieferketten von Mineralien aus Konfliktregionen der OECD-Industriestaaten wurden ebenfalls in die Kontroll-Kriterien mit aufgenommen. Weltweit erfüllten Anfang des Jahres weniger als 70 große Minengesellschaften und Scheideanstalten diesen LBMA-Standard. Und es gibt eben auch noch viele andere.

Schwachpunkt: Recycling-Gold mit unbekannter Herkunft

Der LBMA-Standard stellt eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller und Händler dar, die aber nicht überprüfbar ist. In den neuen Barren kann weiterhin geschürftes Gold mit bekannter Herkunft zusammen mit Gold aus Recycling-Prozessen und Alt-Beständen vermischt werden. Letztlich wird damit nur die letzte Station der Herkunft dokumentiert, die gesamte Vorgeschichte bleibt weiter im Dunkeln.

Es gibt außerdem noch den Chain-of-Custody-Standard (CoC), hinter dem ein Responsible Jewellery Council (RJC) steht, also ein Gremium verantwortlicher Schmuckhersteller. Dort soll eine klare Trennung des Herstellungsprozesses von neuem und altem Gold garantiert sein. Diesem Standard haben sich aber weltweit nur acht Goldminen und -verarbeiter angeschlossen.

Daneben existieren eine ganze Reihe von Fairtrade- und Fairmined-Siegeln, die sich mit einem sparsameren Umgang mit Ressourcen wie Energie und Wasser bei der Goldherstellung einsetzen, ebenso für die fachgerechte Entsorgung der Umweltgifte oder die Arbeitsbedingungen. So gibt es seit 2013 auch die Better Gold Initiative (BGI) und viele andere mehr, deren Marktanteile aber immer noch verschwindend gering sind.

Technisch wäre vieles bereits möglich, aber die Nachfrage nach solchen Lösungen, die den Golderwerb verteuern, hält sich in Grenzen. Wer als privater Anleger sensibilisiert ist, kann im Internet leicht ein Angebot einer solchen Fairtrade-Initiative ausmachen und sich darüber informieren, wo man deren Gold kaufen kann.

Xetra-Gold und ETF-Börsenfonds machen keinen Unterschied

Keine Lösung in diesem Zusammenhang ist der Erwerb von sogenanntem "Papiergold" wie dem Xetra-Gold der Deutsche Börse AG oder von entsprechenden ETF-Börsenfonds, die sich auf das Edelmetall fokussieren. Zum Schutz der Anleger, so versprechen es die Wertpapier-Emittenten, soll beim Kauf eines solchen Zertifikats oder Fonds eine entsprechende Menge von physischem Gold an einer absolut sicheren Stelle hinterlegt sein. Dieses Gold wird aber im besten Fall dem löcherigen LBMA-Standard genügen.

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