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Ledvance-Werk in Augsburg

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Ledvance steigt aus Arbeitgebervertrag aus

Nach dem Stellenabbau nun der nächste Schlag für die Beschäftigten bei Ledvance: Der Lampenhersteller steigt aus dem Arbeitgebervertrag aus. Die Begründung: die "schwierige Gesamtlage". Die IG Metall kritisiert die Entscheidung. Von Astrid Freyeisen

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Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Selten hat ein Unternehmen die Angst der Deutschen vor Investoren aus dem kommunistischen China so sehr befeuert wie der Lampenhersteller Ledvance: Im Frühjahr 2017 kauften die Chinesen die angeschlagene Osram-Tochter, man hoffte auf Investitionen. Dann im November der Schlag: Ledvance verkündete, das größte deutsche Werk in Augsburg 2019 schließen zu wollen – 700 Arbeitsplätze sind betroffen. Die IG Metall will dagegen kämpfen. Daraufhin rollten Köpfe in der Führungsetage von Ledvance. Nun die nächste Hiobsbotschaft: Ledvance will aus dem Arbeitgeberverband aussteigen.

Ledvance will auch künftig Einkommenssteigerungen

Die Folge: Der gerade erst neu ausgehandelte Tarifabschluss gilt für Ledvance nicht. Die Firma erklärte dazu auf BR-Anfrage: "Dies ist ein vorläufiger Schritt, der dazu beitragen soll, die Kostenposition zu verbessern und die Zukunft zu sichern. Das Unternehmen möchte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch zukünftig Einkommenssteigerungen ermöglichen und strebt zeitnah eine entsprechende Regelung an." Die IG Metall sagt etwas anderes: Ledvance will die Kosten für die Tariferhöhung einsparen. 4,3 Prozent mehr Lohn und das Recht auf verkürzte Arbeitszeit würde der neue Tarifabschluss bringen. Bei Ledvance in Augsburg, Berlin, Garching und Eichstätt gilt also erst einmal weiterhin der alte Tarifvertrag.

Beschäftige sind wütend

IG-Metaller Bernhard Stiedl sitzt im Aufsichtsrat des Leuchtenherstellers. Er ist entsetzt: “Es herrscht großes Unverständnis, das in Wut umschlägt. Mir ist heute Vormittag berichtet worden, dass viele Kollegen gar nicht mehr arbeiten wollen. Sie wollen in Aktionen gehen, weil eine Wut vorherrscht. Weil das auch so unverhofft gekommen ist.“

Ende Januar hatte Ledvance in seine Zentrale in Garching einen neuen Chef geholt, der Jahrzehnte Erfahrung von Samsung mitbringt. Also doch ein Zeichen der Hoffnung? Nur einen Tag später kündigte die Firma an, Ende 2019 auch noch ihr Augsburger Logistikzentrum zu schließen. Und jetzt soll der neue Tarifvertrag nicht gelten.

Arbeitskampf könnte drohen

Aufsichtsrat Bernhard Stiedl bleibt kämpferisch: "Wenn Ledvance dabei bleibt, dass die Tarifverträge nicht mehr gelten für die Beschäftigten, kann sich Ledvance auf einen Großkonflikt einstellen. Dann hat das Unternehmen nicht nur die Auseinandersetzungen in Augsburg und Berlin, sondern auch die Auseinandersetzung in Garching und in Eichstätt." Und so etwas hassen chinesische Investoren normalerweise. Sie wollen Frieden im Betrieb, sagen die meisten übernommenen Firmen in Bayern. Doch Ledvance scheint ein Sonderfall zu sein, mit drei ungleichen Geldgebern: einer Wagniskapitalgesellschaft, einem Verwalter von staatlichem Vermögen im Großhandelszentrum Yiwu, und MLS, einem der größten LED-Hersteller in China.

Betriebsrat glaubt weiter an Standort Deutschland

Es ging wohl bloß um Marke und Vertriebskanäle von Ledvance. Aber nicht um die Fabriken im fernen Deutschland. Werden die vielleicht irgendwann sogar komplett geschlossen? Andreas Jakob, Betriebsratschef von Ledvance in Augsburg, glaubt das nicht: "Wir kontern da immer mit der Offensive der Chinesen 2025. Die besagt: Wir brauchen immer zum Fertigungsstandort in Asien einen Brückenkopf in Europa und in Amerika. Denn wir haben gelernt, dass wir nur von Asien aus unsere Produkte nicht steuern und verteilen können. Und weil wir nun mal bei einem chinesischen Eigner sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser es gut heißt, wenn er eine Firma kauft, die komplett dicht gemacht wird."