Krankenhaus-Rating: Bayern auf vorletztem Platz (Symbolbild)
Bildrechte: MEV/Karl Holzhauser

Krankenhaus-Rating: Bayern auf vorletztem Platz (Symbolbild)

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Krankenhaus-Rating: Bayern auf vorletztem Platz

Die wirtschaftliche Lage der meisten Krankenhäuser in Bayern hat sich verschlechtert. Vor allem in Bayern sind viele Kliniken akut insolvenzgefährdet. Schlechter als der Freistaat schneidet nur Baden-Württemberg ab.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft und Börse am .

In Bayern sind zehn Prozent der Kliniken akut insolvenzgefährdet im Vergleich zu elf Prozent auf Bundesebene. Das ist das Ergebnis des jährlich erscheinenden Krankenhaus-Rating-Reports. Darin landen bayerische Krankenhäuser auf dem vorletzten Platz, nur Baden-Württemberg schneidet noch schlechter ab.

Professor Boris Augurzky vom RWI Leibnitz Institut für Wirtschaftsforschung ist Mitautor der Studie und warnt: "Wir kommen in eine Situation, in der wir handeln müssen, wo wir schauen müssen, wie gehen wir die nächsten Jahre, wo es eher noch schwieriger werden dürfte, mit der Situation um."

Der Studie liegen 521 Jahresabschlüsse von Krankenhäusern aus dem Jahr 2020 und 525 aus dem Jahr 2021 zu Grunde. 32 Prozent der Kliniken auf Bundesebene schrieben einen Jahresverlust.

In den roten Zahlen

Die erheblich schlechtere wirtschaftliche Lage der Kliniken erklärt sich unter anderem durch die geringere Auslastung aufgrund der COVID-19-Pandemie: Die Zahl der stationären Patienten war im Jahr 2020 um 13,5 Prozent zurückgegangen, im Jahr 2021 um 0,3 Prozent. Zuletzt nahm die stationäre Fallzahl geringfügig um etwa 0,8 Prozent zu. Zusätzlich getroffen sind die Kliniken durch die allgemeine Inflation und die steigenden Energiepreise.

Abbau der Bettenzahl

Eine groß angelegte Krankenhausreform soll die Krankenhausstrukturen optimieren. Durch sie soll die Zahl der Betten um etwa 28 Prozent reduziert werden – von 437.000 auf 316.000. Dazu soll unter anderem das Finanzierungsmodell geändert werden. Statt Fallpauschalen für einzelne Operationen sollen Vorhaltepauschalen eingeführt werden. Diese sollen die Daseinsvorsorge der Krankenhäuser gewährleisten und zugleich einen Anreiz zum Zusammenschluss mehrerer Standorte bilden. Dadurch soll die Zahl der Kliniken reduziert werden.

Die Ängste der Menschen nehme er durchaus ernst, so Boris Augurzky, der auch die Ampelkoalition bei der Krankenhausreform berät: "Das bewegt die Menschen vor Ort: Was passiert mit meiner Klinik und fällt die weg? Aus meiner Sicht kann ich beruhigen – wir haben viele Klinikstandorte." Das Problem jedoch sei auch der ausgeprägte Fachkräftemangel.

Personalnot

Im Jahr 2022 lag die Zahl der offenen Stellen in Krankenhäusern um 88 Prozent höher als 2015. Auch wenn die Anzahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Menschen im Gesundheitswesen seitdem um zwölf Prozent gestiegen ist und deutlich mehr ausländische Beschäftigte in Krankenhäusern arbeiten, sind nach wie vor viele Stellen nicht besetzt. Der Fachkräftemangel wird sich aller Voraussicht nach noch verstärken, wenn die geburtenstarken Jahrgänge schrittweise in Rente gehen.

Um das Problem zu lösen, müssen weltweit Fachkräfte angeworben werden. Zudem müsse, so der Gesundheitsökonom Augurzky, "das knappe Know-how, das wir haben, in größeren Zentren" gebündelt werden. Zudem sei es schon jetzt so, dass Patienten nicht immer das Krankenhaus um die Ecke ansteuern sollten: "Gerade beim Herzinfarkt oder Schlaganfall ist es heute schon so, dass Sie eine gute Behandlung benötigen mit den passenden Gerätschaften. Nicht jedes Krankenhaus hat eine Schlaganfall-Einheit."

Der Krankenhaus-Rating-Report wurde im Rahmen des Hauptstadtkongresses vorgestellt und gemeinsam vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Institute for Healthcare Business GmbH in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen erstellt.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!