Betankung eines Flugzeugs
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Christoph Schmidt

Die Bundesregierung will Flugbenzin auf innerdeutschen Strecken besteuern. Das würde Inlandsflüge weiter verteuern.

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Flüge in Deutschland: Welche Auswirkungen hat die Kerosinsteuer?

Flugbenzin ist fast überall auf der Welt weitgehend steuerfrei. Bei reinen Inlandsflügen innerhalb Deutschlands soll dieses Steuerprivileg 2024 fallen. Die Luftfahrtbranche befürchtet Wettbewerbsnachteile. Hilft die Kerosinsteuer dem Umweltschutz?

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Die Ampel-Koalition hat im Ringen um den Haushalt 2024 auch beschlossen, bei innerdeutschen Flügen eine Kerosinsteuer zu erheben. Nach Berechnungen des Fachmagazins Aero kostet das steuerbefreite Kerosin zurzeit um die 50 Cent pro Liter. Die aktuellen Pläne würden eine Besteuerung von 65,45 Cent vorsehen, so dass sich der Preis mehr als verdoppeln könnte.

Deutsche Luftfahrtbranche fühlt sich zunehmend benachteiligt

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) kritisiert den Alleingang der Bundesregierung als schädlich für den Standort und befürchtet weitere Verlagerungen ins Ausland. Es gebe schon die deutsche Luftverkehrsabgabe auf Flugtickets, die dazu beigetragen habe, dass sich die Luftfahrt in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern besser von der Pandemie erholt habe, so der Verband.

Seit Corona liegt der deutsche Luftverkehr weit zurück, insbesondere auf innerdeutschen Strecken. Hier fällt die volle Mehrwertsteuer an - bei internationalen Flügen jedoch keine. Außerdem stehen Deutsche Flugsicherung und die Flughäfen in der Kritik wegen ihrer Gebühren. Billig-Flieger wie Ryanair zogen sich zum Teil aus Deutschland zurück. Das knappere Angebot, Gebühren und Steuern machen das Fliegen für Passagiere teurer.

Weniger Fliegen in Deutschland: Gut für den Klimaschutz?

Inlandsflüge gelten als besonders klimaschädlich. Im Verhältnis zu der zurückgelegten Flugstrecke sind hier wesentlich mehr Starts und Landungen notwendig, bei denen dann übermäßig viel Treibstoff verbraucht wird. Die Bahn soll hier als umweltfreundliche Alternative dienen. So wird das zum Beispiel auch von Fluggesellschaften wie Lufthansa gesehen. Zugverbindungen werden dabei gleichberechtigt mit innerdeutschen Zubringerflügen eingesetzt. Die Bahn soll auch von großen Luftverkehrs-Drehkreuzen wie dem Frankfurter oder dem Münchener Flughafen einen reibungslosen Anschlussflug ins Ausland ermöglichen.

Hat die Luftverkehrsabgabe dem Standort bereits geschadet?

Schon seit der zusätzlichen Luftverkehrsabgabe, auch Ticketsteuer genannt, und den höheren Gebühren, vor allem an Flughäfen, gibt es eine Diskussion um die stark steigenden Flugnebenkosten. Die Abgabe ist für jeden Passagier fällig, der von einem deutschen Airport aus seine Flugreise antritt, egal ob ins Inland oder Ausland. Für ankommende Flugpassagiere wird dagegen keine Abgabe fällig.

Wer hier startet, bezahlt seit Januar 2023 für einen Kurzstreckenflug bis etwa 2.500 Kilometer Entfernung einen Aufpreis von 12,73 Euro, auf der Mittelstrecke bis 6.000 Kilometer fallen 32,25 Euro an und auf der Langstrecke 58,06 Euro. Ähnliche Luftverkehrsabgaben gibt es zum Beispiel auch in Österreich, in den meisten anderen Ländern allerdings nicht. Auf europäischen Strecken innerhalb der EU wird außerdem eine CO2-Besteuerung vorgenommen, berechnet nach dem Kohlendioxid, das beim Flug ausgestoßen wird.

Luftverkehrsabgabe in 10 Jahren fast verdoppelt

Wie stark Steuern und Abgaben im Luftverkehr steigen, zeigt ein Preisvergleich bei der Luftverkehrsabgabe oder Ticketsteuer, die es in Deutschland bereits seit einem Jahrzehnt gibt. 2013 waren auf der Kurzstrecke noch 7 Euro fällig, inzwischen sind es 12,73 Euro. Auf der Mittelstrecke waren es noch 15 Euro, heute 32,25 Euro und auf der Langstrecke damals 35 Euro, jetzt 58,06.

Auch Frachtflüge von neuer Steuer betroffen – LKW als Alternative?

Die neu angedachte Kerosinsteuer auf deutschen Inlandsstrecken wird das Fliegen insgesamt für Passagiere wohl nicht entscheidend verteuern, wenn man den Gesamtaufwand und die vielen anderen Kostenfaktoren betrachtet. Bei inländischen Frachtflügen jedoch, die ja keine Gebühren für Passagiere kennen, würden die doppelten Treibstoffkosten einen Unterschied machen. Es geht dabei vor allem um eine schnellere Zustellungen von Paketen und Briefen über Nacht. Ein Großteil dieser innerdeutschen Express-Logistik findet aber ohnehin per Lastwagen auf deutschen Autobahnen statt. Es könnte sein, dass dann mehr Fracht über die Straßen transportiert wird. Luftfracht-Sendungen aus dem Ausland blieben weiterhin von der neuen Kerosinsteuer befreit.

Dieser Artikel ist erstmals am 15.12.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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