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Fiat-Mitarbeiter protestieren gegen Ronaldo-Transfer

Cristiano Ronaldo geht zu Juventus Turin. Doch in Italien sind nicht alle glücklich. Juve steht unter Kontrolle von Fiat – und in einem Werk des Autobauers streiken Mitarbeiter nun gegen den Wechsel des hochbezahlten Fußballprofis. Von Sarah Zerback

"Wir sind die, die dich bezahlen", darunter ein Foto des Welt-Fußballers: Mit Plakaten wie diesen haben Mitarbeiter von Fiat in den vergangenen Tagen bereits gegen den Millionen-Transfer demonstriert. Zwei Tage lang lassen sie nun die Bänder ruhen, für sie geht es um Gerechtigkeit und um ihre Existenz. 

"Wir beschuldigen sie, 400 Millionen Euro auszugeben für einen Fußballspieler und dafür Gewinne zu benutzen, die die Arbeiter dieser Fabrik erwirtschaften, die seit zehn Jahren keine Gehaltserhöhung mehr bekommen haben", erklärt einer der Demonstranten. "Stattdessen gab es dramatische Kürzungen. Das ist eine Schande! Da machen wir nicht mit!"

30 Millionen aus der Firmenkasse für Ronaldo

Gestreikt wird am Werk im süditalienischen Melfi, wo fast jeder im Ort direkt oder indirekt für den Autobauer arbeitet. Mehr als 8000 Beschäftigte sind dort in der Produktion tätig. Allerdings werden sie auch besonders schlecht bezahlt. Nach zahlreichen Sparrunden wollen sie nicht hinnehmen, dass circa 30 Millionen aus der Firmenkasse an den Topspieler gehen. Denn: Cristiano Ronaldo und sie haben denselben Arbeitgeber. Die einflussreiche Industriellen-Familie Agnelli kontrolliert den Club und ist auch größter Aktionär von Fiat-Chrysler.

"Das ist ein Schlag für alle, die mit den finanziellen Unsicherheiten leben. Die zur Strecke gebracht wurden, weil sie ihren Arbeitsplatz hier verloren haben“, echauffiert sich ein streikender Fiat-Mitarbeiter und ergänzt: "Das ist eine echte Schande. Das ist Italien. Das ist Fiat. Fiat ist Juve, Juve ist Fiat – da haben wir das Resultat!"

Fiat rechtfertigt Ronaldo-Transfer

Bislang lässt sich der Konzern von dem zweitägigen Streik nicht beeindrucken – zumal der auf den Standort im Süden beschränkt bleibt. Das Unternehmen rechtfertigt die Millionen-Investition mit erwarteten Mehreinnahmen, ebenfalls in Millionenhöhe. Mehr Tickets, mehr Merchandising, mehr Sponsoren, so die Rechnung.

Um einen Teil der Ablösesumme auszugleichen, hat der Verein zudem angekündigt, sich von anderen Spielern zu trennen. Verzichten will Juventus Turin unter anderem auf Stürmer Gonzalo Higuaín und Mittelfeld-Spieler Claudio Marchisio. Und auch Fiat profitiere von dem Ronaldo-Hype, so das Unternehmen – er soll künftig für die Automarke werben. Ob das Geld allerdings auch bei den Arbeitern in Melfi ankommt, daran haben die große Zweifel.