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Altersvorsorge: Betriebsrenten in Gefahr?

Durch die Nullzinspolitik haben Lebensversicherungen zunehmend Probleme, die Verzinsung zu erwirtschaften, die sie versprochen haben. Nun steigt die Befürchtung, dass auch Betriebsrenten in Schwierigkeiten geraten könnten. Von Peter Althammer

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Sie ist das Sahnehäubchen auf der Altersvorsorge – rund 17 Millionen Deutsche bekommen zusätzlich zur gesetzlichen Rente eine Betriebsrente oder werden nach Ende ihres Berufslebens einmal Anspruch darauf haben. Betriebsrenten sind die sogenannte "zweite Säule" der Altersvorsorge neben der gesetzlichen Rentenversicherung. Zuständig für die Finanzierung der Betriebsrenten sind in der Regel sogenannte Pensionskassen.

Jede dritte Pensionskasse unter verschärfter Beobachtung

Doch etliche dieser Kassen können bald in Schwierigkeiten kommen, wenn nichts unternommen wird. Die Versicherungsaufsicht BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht) hat in ihrem Jahresbericht 2017 darauf hingewiesen. Etwa ein Drittel der gut 130 Pensionskassen in Deutschland steht deshalb unter verschärfter Beobachtung durch die BaFin. Dr. Frank Grund ist als „Exekutivdirektor der Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht“ für die Überwachung der Pensionskassen zuständig. "Alle Verantwortlichen sollten ein Interesse daran haben, Pensionskassen vor einer Schieflage zu bewahren. Nur dann bleibt die betriebliche Altersversorgung ein stabiler Pfeiler der Alterssicherung in Deutschland", so seine Mahnung. Und er erklärt auch, wo das Problem liegt: "Ohne zusätzliches Kapital werden einige nicht mehr ihre vollen Leistungen erbringen können." Hier seien die Träger gefordert. Diese Kassen, so erklärt die BaFin, „begleite man besonders intensiv“.

Problem Niedrigzinspolitik

Das tiefer liegende Problem ist die jahrelange Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Was private Sparer trifft, das trifft auch institutionelle Geldanleger wie etwa Pensionskassen. Die Kapitalerträge sinken. Denn auf riskante Geldanlagen dürfen die Kassen aus guten Gründen nicht ausweichen. So bleiben nur die unrentablen Anlagen in sichere Zinspapiere. Der Effekt: Die Kapitalbasis reicht irgendwann nicht mehr aus, um die zugesagten Rentenzahlungen zu erwirtschaften. Mehr Kapital muss unterlegt werden, um das System der betrieblichen Altersversorgung funktionsfähig zu halten.

So funktioniert die Betriebsrente

Der Arbeitgeber sagt die Rente zu. Damit die Zusage später eingelöst werden kann, zahlt er Geld in eine Pensionskasse. Dort wird das Geld verwaltet. Außerdem macht der Arbeitgeber dem Mitarbeiter oft noch ein Angebot. Falls er freiwillig auf einen Teil seines Gehalts verzichtet, wird dieser Betrag ebenfalls an die Pensionskasse abgeführt und in einen Rentenanspruch umgewandelt. Der Arbeitgeber legt manchmal noch etwas drauf. Wenn der Arbeitnehmer später Rentner ist, dann fließt Geld von der Pensionskasse an ihn zurück. Einmal über den Arbeitgeber und gegebenenfalls zusätzlich noch einmal direkt. Kommt die Pensionskasse in finanzielle Schwierigkeiten, dann haben sowohl Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmer ein Problem: Denn der Arbeitgeber muss seine Versorgungszusage erfüllen, auch wenn die Pensionskasse nicht die vereinbarten Beträge liefert. Und die direkte Zahlung an den Arbeitnehmer ist auch gefährdet.

"Eigentlich kann der Verbraucher nicht erkennen, ob seine betriebliche Altersvorsorge, wenn sie über eine Pensionskasse oder Direktversicherung organisiert ist, ein Problem hat oder nicht" sagt Merten Larisch, Projektleiter Altersvorsorge- und Geldanlageberatung bei der Verbraucherzentrale Bayern.

Bei der Entscheidung, ob man einen Teil seines Gehalts in einen Anspruch auf Betriebsrente umwandeln soll, gelte die Faustregel: Das lohnt sich nur, wenn der Arbeitgeber mindestens den gleichen Beitrag noch einmal drauflegt. Besser ist es, so Larisch, wenn man dieses Geld selbst anlegt und zwar transparent und flexibel. Der Tipp des Verbraucherberaters: "Zum Beispiel ein verzinster Banksparplan – eventuell auch in Riester-Form oder ein Aktien-ETF-Sparplan – eventuell auch in der Riester-Form." Die Mühe zahlt sich hoffentlich später aus – durch einen entspannten Ruhestand.