Geschäftsführer Pfeifer (links) und Präsident Reisinger (rechts)
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Geschäftsführer Pfeifer (links) und Präsident Reisinger (rechts)

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TSV 1860 München: Neues Jahr, alte Sorgen

Der TSV 1860 München startet mit großen Sorgen ins Jahr. Sportlich sind die Löwen im Abstiegskampf der 3. Liga endgültig angekommen. Abseits des Platzes bekriegen sich die beiden Gesellschafter, sowie Präsident Reisinger und Geschäftsführer Pfeifer.

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Auch wenn es sich mancher Löwenfan vermutlich anders wünschen würde: Die Sorgen des vergangenen Jahres begleiten den TSV 1860 München auch 2024. Noch immer ist kein Nachfolger für den entlassenen Maurizio Jacobacci gefunden, was auch daran liegt, dass der Posten des Sportchefs weiter vakant ist. Über die Personalie streiten sich beide Gesellschafter seit Wochen.

Antwerpen, Bachthaler oder doch jemand ganz anderes?

Den Trainingsauftakt der Löwen am Dienstag (02.01.24) leitete Frank Schmöller und so wie es derzeit aussieht, dürfte er noch länger in seiner Interimsrolle bleiben. Ein Jacobacci-Nachfolger fehlt weiterhin, wird aber dringend benötigt. Schmöller besitzt nicht die nötige A-Lizenz als Fußballlehrer. Zuletzt wurde Marco Antwerpen gehandelt. Der ehemalige Coach der Würzburger Kickers wurde im Mai 2022 beim 1. FC Kaiserslautern entlassen und ist seither ohne Verein. Er gilt als Topkandidat im Wartestand und als Favorit von Präsident Robert Reisinger.

Daneben sollen sich die Giesinger für Holger Bachthaler von Regionalligist FV Illertissen interessieren. Das berichtet das Portal "dieblaue24". Bachthaler ist seit Oktober 2022 Trainer bei den Schwaben, bei denen er bereits zwischen 2012 und 2016 an der Seitenlinie stand. Danach arbeitete er in der Nachwuchsakademie von Red Bull Salzburg. Laut dem Bericht soll er von einem Dritten, der nicht auf der Gehaltsliste des Traditionsvereins steht, angesprochen worden sein.

Vielleicht wird es aber auch ein ganz anderer Name - ähnlich wie bei bei der letzten Trainersuche. Damals entschied man sich im Februar 2023 überraschend für Maurizio Jacobacci.

Weiterhin kein Sportdirektor - Reisinger vermutet politisches Kalkül

Die Trainersuche zieht sich aber auch deshalb, weil der Posten des Sportdirektors immer noch nicht besetzt ist und um die Personalie ein handfester Streit entbrannt ist. Christian Werner, ehemaliger Chefscout von Waldhof Mannheim, steht als Gorenzel-Nachfolger nach übereinstimmenden Medienberichten eigentlich schon fest, ist aber bis heute offiziell nicht bekanntgegeben worden. Im Verein sei man davon ausgegangen, dass "dieser Kandidat zwischen den Gesellschaftern konsensfähig sein würde. Einer raschen Einsetzung sollte daher nichts im Wege stehen", schreibt Präsident Reisinger in einem öffentlichen Statement.

Ein Vertreter des Ismaik-Seite habe eine zur Berufung von Christian Werner angedachte Sitzung platzen lassen, so der Vorwurf Reisingers. Ein sogenannter Umlaufbeschluss außerhalb eines derartigen Treffens sei abgelehnt worden. Es dränge sich "der Eindruck auf, der Klub soll aus politischem Kalkül bewusst in einem künstlichen Zustand der Agonie gehalten werden".

Des Weiteren hat Reisinger die Anforderungen an den Kandidaten noch einmal klargestellt. Vom neuen Mann erwarte man sich "ein sehr gutes Selbstmanagement, die Organisation der Geschäftsstelle und das Ablehnen oder Befürworten von Dingen aus der Natur ihrer Sache heraus, unabhängig davon, ob X oder Y sie vorgeschlagen haben".

Reisinger und Pfeifer lassen die Anwälte sprechen

Reisinger hatte Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer zuletzt eine zu große Nähe zur Gesellschafterseite um Investor Hasan Ismaik vorgeworfen. Beide kommunizieren laut "SportBild" wohl nur noch über ihre Anwälte. Auch hier ging es um die Position des Sportdirektors. Reisinger, der auf der JHV im Sommer noch einen großen Namen für den Posten angekündigt hatte, soll Ex-Bundesliga-Manager und Ex-Löwen-Profi Horst Heldt bevorzugt haben. Um seinen Wunschmann ins Amt zu hieven, soll er die Kandidatensuche manipuliert haben, sagte hingegen Pfeifer. Reisinger wies die Vorwürfe zurück und verlangte vom 43-Jährigen eine Unterlassung.

Pfeifer teilte über seinen Anwalt in einer Mail ans Präsidium am 22. Dezember wiederum mit, er habe "nie wörtlich behauptet, dass zwei Fake-Kandidaten durch Reisinger vorgeschlagen oder Scheinbewerbungen abgesprochen worden seien”. Die Mail soll der "SportBild" vorliegen. Zudem berichtete er über das Treffen mit Horst Heldt, das am 14. Juni stattgefunden habe.

"Nach diesem Gespräch fuhr Ihr Mandant (Reisinger d. Red.) unseren Mandaten (Pfeifer d. Red.) noch zum Bahnhof. Während dieser Autofahrt, bei der nur Ihr und unser Mandant anwesend waren, äußerte unser Mandant seine Bedenken bezüglich des Auswahlprozesses. Ihr Mandant schlug unserem Mandanten sodann vor, noch zwei weitere Kandidaten aus seinem Netzwerk (also Reisingers, d. Red.) für die Position des Sportdirektors vorzuschlagen, die ohnehin nicht die dieselbe Eignung wie Heldt hätten", zitiert die "Sport Bild" den Anwalt Pfeifers.

TSV 1860 im freien Fall

Bei all den Nebenschauplätzen fällt es schwer, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Dabei wäre das aktuell wichtig. Der Deutsche Meister von 1966 befindet sich im freien Fall. In der 3. Liga setzte es zu Jahresende sieben Niederlagen in acht Pflichtspielen - darunter das peinliche Aus im Bayerischen Landespokal gegen Fünftligist Pipinsried. In der Tabelle ist der Vorsprung auf die Abstiegszone auf nur noch zwei Zähler geschmolzen. Der Traditionsverein ist in akuter Abstiegsgefahr. Am 20. Januar starten die Löwen gegen den Tabellenvorletzten aus Duisburg ins neue Jahr. Ob dann schon ein neuer Übungsleiter und/oder Sportdirektor auf Giesings Höhen arbeitet, ist völlig offen.

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