Die deutschen Fußballfrauen klatschen sich ab
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Die deutschen Fußballfrauen klatschen sich ab

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Teamcheck: DFB-Frauen können bei der WM weit kommen

Zwei WM-Titel hat die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bisher gewonnen. In Australien und Neuseeland startet die Mannschaft nun einen neuen Anlauf. Und die Chancen, nach 2007 wieder den WM-Pokal in den Händen zu halten, stehen gar nicht schlecht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Nicht nur die frühere deutsche Top-Stürmerin Inka Grings zählt die deutschen Fußballerinnen zu den heißen Titelanwärterinnen bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland. "Wenn alle gesund und fit sind und bleiben, dann traue ich ihnen den ganz großen Coup zu", sagte die 44-Jährige, die die Schweizer Nationalmannschaft trainiert, der Deutschen Presse-Agentur.

Die WM-Favoriten

Ein guter Indikator, wie stark das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg eingeschätzt wird, sind auch die Wettquoten. Und da gehört der Vize-Europameister trotz zuletzt eher durchwachsener Leistungen in der WM-Vorbereitung zum engen Favoritenkreis auf den Titel. Top-Favorit beim Marktführer ist Rekordchampion USA um Superstar Megan Rapinoe mit einer Titel-Quote von 3,25 vor Europameister England (5,50 und Spanien (Quote 6,00). Deutschland belegt in diesem Ranking Platz vier. Bringt die DFB-Elf zum dritten Mal den WM-Pokal nach Deutschland, zahlt der Buchmacher das 9,00-fache des Einsatzes zurück.

Die Gruppenkonstellation

Blickt man aufs WM-Tableau, dann fällt auf, dass die deutsche Mannschaft bereits im Achtelfinale auf einen Hochkaräter treffen könnte. Sollten die DFB-Frauen in ihrer Gruppe H mit Marokko, Kolumbien und Südkorea erwartungsgemäß Erster oder Zweiter werden, könnte danach schon entweder Brasilien oder Frankreich warten - zwei Teams, die zum erweiterten Favoritenkreis gehören. England und Spanien, aber auch die USA haben dagegen so früh im Turnier noch nicht so schwere Brocken zu erwarten. Zur Neuauflage des EM-Finals England gegen Deutschland könnte es im Viertelfinale kommen.

Die Gruppe H sollte Deutschland, aktueller Weltranglistenzweiter hinter den USA, überstehen, wenn alles normal läuft. In der aktuellen FIFA-Weltrangliste belegen Kolumbien, Südkorea und Marokko die Plätze 25, 17 und 72.

Wie stark ist die deutsche Mannschaft?

Die WM-Vorbereitung mit den Spielen gegen Vietnam (2:1) und Sambia (2:3) waren Muster ohne Wert, standen sie doch relativ am Anfang der WM-Vorbereitung. Den Feinschliff holten sich die Spielerinnen in den letzten Tagen vor dem WM-Start in Wyong im australischen Bundesstaat New South Wales, wo man Quartier bezogen hat.

Wie stark das Team aktuell ist, ist daher schwer einzuschätzen. Grundsätzlich hat die Bundestrainerin in den meisten Mannschaftsteilen die Qual der Wahl, auch wenn mit Torhüterin Almuth Schult (schwanger), Dzsenifer Marozsan (Nationalmannschaftskarriere beendet), Giulia Gwinn (Aufbautraining nach Kreuzbandriss), Linda Dallmann (Syndesmosebandriss) und Carolin Simon (Kreuzbandriss im Test gegen Sambia) einige Topspielerinnen in Australien und Neuseeland fehlen.

Stärken und Schwächen

Im Tor ist Merle Frohms als Nummer eins gesetzt. Die Torhüterin vom VfL Wolfsburg hatte bereits bei der EM vor einem Jahr ihre Klasse nachgewiesen, als sie Almuth Schult verdrängte.

Richtig gut aufgestellt ist das DFB-Team auch in Mittelfeld und Angriff. Mit der international erfahrenen Sara Däbritz und Lena Oberdorf hat Voss-Tecklenburg eine starke Doppel-Sechs zur Verfügung. Davor sollen Jule Brand, Lina Magull und Klara Bühl das deutsche Offensivspiel ankurbeln. Melanie Leupolz und Sydney Lohmann sind erste, starke Alternativen.

Ganz vorne soll Kapitänin Alexandra Popp für die Tore sorgen. Die Wolfsburgerin hat auch Lea Schüller verdrängt. Die Münchnerin hat sich mit der Rolle der zweiten Stürmerin aber abgefunden. Möglich ist aber auch eine Doppelspitze mit Popp und Schüller. Daran, dass zuletzt im letzten Drittel die Konzentration fehlte (O-Ton Popp), werde noch gearbeitet.

Wo es dagegen noch ein bisschen zwickt, ist die Defensive, und da vor allem dir rechte Abwehrseite. Durch das WM-Aus von Giulia Gwinn klafft hier eine Lücke. Zuletzt probierte die Bundestrainerin gegen Sambia die eigentlich offensiver orientierte Svenja Huth auf ungewohnter Position aus. Gut möglich, also, dass die komplette Viererkette aus Wolfsburgerinnen besteht - links verteidigt Felicitas Rauch, innen sind die derzeit angeschlagene Marina Hegering und Kathrin Hendrich erste Wahl.

Erwartungen und Ziele

"Die Qualität ist sehr hoch, der Ball läuft sehr gut. Entscheidend wird am Ende sein, die Qualität auf den Platz zu bringen", sagt Alexandra Popp. Die Mannschaft wolle wie bei der EM im vergangenen Jahr auch bei der WM ihre Geschichte schreiben. Bundestrainerin Voss-Tecklenburg sagt: "Unser Anspruch ist es, bei allen Turnieren um den Titel mitzuspielen."

Auch wenn also niemand den Titel fordert, ist der Ehrgeiz groß, zum dritten Mal Fußball-Weltmeister zu werden. Die entscheidende Frage werde laut Voss-Tecklenburg sein: "Können wir dem Druck standhalten? Das wird spannend, denn jetzt haben wir auch etwas zu verlieren." Der Vize-Europameistertitel hat Erwartungen geschürt, mit diesem "kleinen Rucksack" gehe man ins Turnier. Aber "MVT" weiß auch: "Diese Situation haben wir uns durch gute Leistungen erarbeitet. Das ist doch cool!

Wichtig ist aber: "Es gibt kein Selbstverständnis, im Turnier durchzumarschieren", so Voss-Tecklenburg. Trotzdem möchten alle Spielerinnen das bestmögliche Ergebnis erzielen. Und wie sagte Svenja Huth, die sich vor dem Abflug von ihrer hochschwangeren Frau verabschieden musste? "Meine Frau hat zu mir gesagt: Bis in sechs Wochen." Das hieße, dass man sehr weit kommt bei dieser WM.

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