Wie wahrscheinlich ist ein kompletter Ausschluss der russischen Sportler von Olympia in Pyeongchang?
Der Komplettausschluss ist wenig wahrscheinlich, denn Macht und Einfluss Russlands sind zu groß. Präsident Putin hatte zuletzt erklärt, ein kompletter Bann wäre "eine Erniedrigung des Landes". Das wird das Internationale Olympische Komitee (IOC) Russland wohl nicht antun, zumal IOC-Präsident Thomas Bach als Vertrauter Putins gilt. Vielmehr steht derzeit ein Kompromiss im Raum: Russland darf in Pyeongchang starten, aber nur etwa unter neutraler Flagge, ohne Nationalhymne oder gegen Zahlung einer Geldstrafe. Die Russen wollen aber selbst das offenbar momentan nicht akzeptieren. Sie weisen auch den Vorwurf des Staatsdopings nach wie vor zurück. Am wahrscheinlichsten ist: Einzelne russische Sportler werden gesperrt und an den Pranger gestellt – Russlands Team generell wird aber teilnehmen dürfen.
Wenn kein Komplettausschluss, welche russischen Sportler müssen dann trotzdem mit einer Olympia-Sperre rechnen?
Die Athleten, die 2014 in Sotschi vom russischen Doping-System profitiert haben sollen, müssen mit einer Sperre rechnen. Alexander Legkow, Ski-Langlauf-Olympiasieger von Sotschi, und seinen Teamkollegen Jewgeni Below hat es schon getroffen. Sie wurden vom IOC lebenslang für Olympische Spiele gesperrt. Das IOC hatte nach den Doping-Vorwürfen von Sotschi gegen insgesamt 28 russische Sportler Verfahren eingeleitet. Unter anderem gegen weitere Ski-Langläufer, Biathleten und Skeleton-Fahrer. Die Urteile gegen Legkow und Below waren die ersten, weitere sollen in den kommenden Tagen folgen.
Wann sollen alle Entscheidungen über die Teilnahme russischer Sportler getroffen sein?
Bis spätestens Anfang Dezember soll alles entschieden sein. Zur Klärung der Russland-Fragen hat das IOC zwei Kommissionen geschaffen: Die eine Kommission kümmert sich um die 28 verdächtigten Sportler, entscheidet also über die Einzelfälle. Das soll bis Ende November erledigt sein. Die andere Kommission bekam den Auftrag, dem Vorwurf des Staatsdopings nachzugehen Also der Frage: Wussten auch russische Politiker, Behörden und hohe Funktionäre über die Manipulationen Bescheid, oder waren daran beteiligt? Eine endgültige Entscheidung über Teilnahme oder Ausschluss des russischen Teams wird Anfang Dezember beim Treffen des Exekutivkomitees des IOC in Lausanne erwartet.
Welche Folgen werden die Entscheidungen für die Winterspiele in Pyeongchang haben?
Egal wie sie ausfallen, die Entscheidungen werden gravierende Folgen haben. Ein Komplettausschluss Russlands wäre ein sportpolitisches Erdbeben. Eine Teilnahme des russischen Teams wiederum würde große Proteste von Sportlern und Anti-Doping-Agenturen anderer Nationen auslösen. Auch aus Deutschland kommt die klare Forderung, keine russischen Starter in Pyeongchang zuzulassen. Werden nur Einzelne gesperrt, wie Legkow und Below, droht ein sportrechtliches Durcheinander bis in die Spiele hinein. Die beiden Langläufer haben bereits angekündigt vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS zu ziehen, um sich ein Startrecht einzuklagen.