Eirin Marie Kvandal und Silje Opseth
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Top-Skispringerinnen verzichten aus Protest auf Planica-Springen

Keine Gleichberechtigung beim Skifliegen, stattdessen ein Wettbewerb auf der Kleinschanze: Die Weltrekordlerin Silje Opseth und die Dauersiegerin Eirin Marie Kvandal aus Norwegen verzichten aus Protest auf den Saisonabschluss in Planica.

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Der Weg zur Gleichberechtigung im Skispringen und Skifliegen ist lang. Die Allgäuerin Katharina Schmid hat ihn über all die Jahre kennengelernt. Vieles hat sich zumindest ein wenig angenähert in den vergangenen Jahren. Aber es gibt da noch ein "Equal Schanzen Gap" zwischen den Männern und Frauen: "So ganz sind wir noch nicht am Ziel", sagte Schmid jüngst zum "Deutschlandfunk".

"Ich glaube, es braucht einfach noch ein paar Jahre. Wir sind dran, es tut sich auch Gott sei Dank was. Wir bekommen immer mehr Wettbewerbe dazu, wie jetzt auch einen Skiflug-Weltcup. Aber natürlich sind wir von Gleichberechtigung noch weit entfernt."

Gemeinsame Vierschanzentournee? Vor 2026 wohl kaum

Wie weit, das offenbart sich langfristig vor allem an Schmids Herzensangelegenheit: einer gemeinsamen Vierschanzentournee für Männer und Frauen. Gerade weil sie für den ersten Austragungsort SC Oberstdorf springt, ist ihr das wichtig. Doch aus Österreich ist zu hören: Vor 2026 wird das wohl nichts mit der gemeinsamen Tournee, weil dafür erst einmal ein Flutlicht an der Bergisel-Schanze in Innsbruck installiert werden müsste.

Wie weit Männer und Frauen voneinander entfernt sind, zeigt sich im wahrsten Sinne des Wortes aber auch kurzfristig an diesem Wochenende auf den Schanzen von Planica: Da herrscht nämlich tatsächlich alles andere als "Schanzengleichheit". Während die Männer in Planica drei Wettbewerbe von der großen Flugschanze bestreiten und 200-Meter-Flüge erreichen dürfen, fühlen sich die Frauen mit einem Springen von der kleinen Normalschanze abgespeist.

Silje Opseth: "Wir werden mit Füßen getreten"

"Wir werden tatsächlich mit Füßen getreten, haben keinen großen Wert", sagte die Weltrekordlerin Silje Opseth der Tageszeitung "Dagbladet": "Die Jungs dürfen zum Skifliegen und machen das coolste Ding der Welt, und wir sind daneben auf der kleinsten Schanze. Ich muss echt sagen, das ist enttäuschend."

Die Norwegerinnen ziehen daraus ihre Konsequenz: Die neue Skiflug-Weltrekordlerin Opseth (230,5 Meter) verzichtet aus Protest gegen Ungleichbehandlung auf einen Start beim Weltcup-Finale in Planica. Auch die Raw-Air-Siegerin Eirin Marie Kvandal, die sich zuletzt in Höchstform zeigte und mehrere Springen sowie das erste Weltcup-Skifliegen der Frauen in Vikersund gewann, wird deshalb nicht in Slowenien antreten.

Nach Vikersund folgt nun Thailand statt Planica

Bei der traditionellen Abschiedsparty der Saison werden am Wochenende im "Tal der Schanzen" Zehntausende Fans erwartet, die ihre Flieger feiern - am Donnerstag dürfen die Frauen dann nach der Qualifikation der Männer gefühlt im Rahmenprogramm antreten. Opseth hatte ohnehin mit ihren Eltern eine Urlaubsreise nach Thailand gebucht. Diese werde sie nun nicht absagen.

Das Frauen-Springen in Planica war kurzfristig vom Weltverband FIS als Ersatz für die beiden ausgefallenen Springer von der Normalschanze in Rasnov/Rumänien im Februar angesetzt worden. Ursprünglich war das Saisonende für den vergangenen Sonntag in Vikersund geplant gewesen. Als Weltcup-Gesamtsiegerin steht bereits die Slowenin Nika Prevc fest.

Katharina Schmid: "Das erste Mal richtig ins Fliegen gekommen"

Ans Fliegen in Vikersund denken die Frauen aber immerhin mit einem Lächeln zurück, zumindest einen Schritt in Richtung Gleichberechtigung haben sie nun wieder geschafft in ihrem Kampf, den sie seit Jahren führen. Früher in den 1990er-Jahren hatte ihnen alleine das Springen ja die FIS unter anderem auch deswegen verboten, weil der damalige Weltverbands-Boss Gian Franco Kasper behauptete, bei der Wucht der Landung könne die Gebärmutter reißen. "Wenn man jetzt darüber nachdenkt, ist es schon verrückt, dass dieser Spruch gar nicht so lange her ist", sagt Schmid darüber.

Die jetzt vor allem das Glück vom Fliegen kennenlernen durfte: "Es fühlt sich noch mal cooler an, ein paar Sekunden länger in der Luft zu sein", sagte Schmid. "Ich bin das erste Mal richtig ins Fliegen gekommen. Dann dachte man nur, wie cool sich das einfach anfühlt."

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