Der australische Radprofi Jai Hindley vom oberbayerischen Team Bora-hansgrohe hat die erste von zwei Pyrenäen-Etappen der 110. Tour de France gewonnen. Hindley, unterstützt von Teamkollege Emanuel Buchmann, setzte sich nach 162,7 km in Laruns durch und eroberte damit das Gelbe Trikot.
Topfavorit Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) nahm seinem Dauerrivalen Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) auf der anspruchsvollen Etappe mit dem ersten Berg der höchsten Kategorie Col de Soudet (1540 m) einige Sekunden ab.
Buchmann als Edel-Helfer plötzlich Tour-Vierter
Edel-Helfer Buchmann aus Ravensburg wurde Vierter, vor ihm landeten Giulio Ciccone (Italien/Lidl-Trek) auf Platz zwei und Österreicher Felix Gall (AG2R Citroen Team). Vingegaard belegte Rang fünf.
In der Gesamtwertung hat der Däne nun 47 Sekunden Rückstand auf Hindley. Stark platziert ist auch Buchmann: Als Vierter hat er einen Rückstand von 1:11 Minuten. "Das Ergebnis ist einfach perfekt", sagte der 30-Jährige im Anschluss. Eine derartige Flucht nach vorne sei laut Buchmann "nicht geplant" gewesen: "Auf einmal waren wir in der Gruppe."
"Das ist unglaublich, mir fehlen die Worte", sagte der 27 Jahre alte Hindley, der nach spektakulären 162,7 km mit den Kletterpartien am Col de Soudet (höchste Kategorie) und über den schwierigen Col de Marie-Blanque (1. Kategorie) in Laruns mit 32 Sekunden Vorsprung auf den Italiener Giulio Ciccone triumphierte. Ein dicker Dank ging an Teamkollege Buchmann, der seinen Kapitän perfekt bis in die entscheidende Phase eskortierte und sich selbst mit Platz vier belohnte.
Zweites Gelbes Trikot in Boras Team-Geschichte
Hindley, der im Vorjahr mit dem Erfolg beim Giro d'Italia für den ersten Sieg von Bora-hansgrohe gesorgt hatte, nahm damit Adam Yates das Maillot Jaune ab - der Brite vom UAE Team Emirates hatte Gelb auf der ersten Etappe übernommen. Erst zum zweiten Mal fährt damit ein Bora-hansgrohe-Profi im begehrtesten Rad-Trikot: 2018 trug Peter Sagan für einen Tag das Leader-Jersey.
Lokomotive Buchmann bereitet Hindley-Erfolg
Buchmann, Tour-Vierter von 2019 und diesmal bei Bora-hansgrohe als Adjutant von Hindley eingeplant, gehörte wie sein australischer Kapitän zu einer großen Gruppe, die sich nach rund 40 Kilometern gebildet hatte. Buchmann hatte schon auf den ersten beiden schweren Etappen im Baskenland einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen. Im Nebel auf der Kuppe des Soudet lag der Österreicher Felix Gall (AG2R) vorne, Hindley und Buchmann knapp dahinter, das Feld um Vingegaard und Pogacar hatte rund vier Minuten Rückstand auf die noch elf Fahrer der Spitzengruppe.
Auch am letzten und schwersten Anstieg fuhr Buchmann beeindruckendes Rennen. Während die neuformierte Topgruppe schrumpfte, machte «Emu» das Tempo für Käpt'n Hindley, der sich dann mit Gall absetzen konnte. Zwei Kilometer vor der Passhöhe des «Marie-Blanque» ließ Bora-hansgrohe-Ass Hindley den Österreicher stehen - der Riesencoup der Raublinger Equipe nahm Formen an.
Das erste Pyrenäen-Häppchen war trotz aller Dramatik nur ein kleiner Vorgeschmack auf den Hauptgang am Donnerstag, wenn es über den mythischen Tourmalet (2115 m) hin zur ersten Bergankunft in Cauterets geht. Eine Attacke eines der beiden Hauptdarsteller, wie sie Vingegaard dann setzte, war am ersten von nur zwei Pyrenäentagen nicht unbedingt erwartet worden.