"Nein, das ist vorbei", sagte der Münchner Mats Hummels, der 2014 in der ersten Halbzeit die Grundlage für den furiosen 7:1-Sieg mitgestaltete. Thomas Müller (11.), Miroslav Klose (23.), Toni Kroos (24., 26.) sowie Sami Khedira (29.) hatten im WM-Halbfinale 2014 gegen Gastgeber Brasilien zur 5:0-Führung vorgelegt. André Schürrle (69., 79.) legte damals per Doppelpack zur endgültigen Demütigung der Südamerikaner nach, ehe Oscar (90.) immerhin der Ehrentreffer gelang.
"Gespenst" hat "Narben" hinterlassen
Inzwischen versuchen die Südamerikaner, die traumatische Niederlage zu vergessen. Für Innenverteidiger Miranda ist das 1:7 sogar überhaupt kein Thema mehr. "Was passiert ist, ist für uns Vergangenheit", sagte der Brasilianer. Ihm fällt diese Äußerung auch leicht, schließlich war er damals ja gar nicht dabei.
Ebenfalls nicht betroffen war Tite, der Auswahltrainer der Seleção, der den Job im Sommer 2016 von seinem Vorgänger Carlos Dunga übernommen hatte. Trotzdem tut sich der aktuelle Coach da schon wesentlich schwerer: Auf ihn wirkt die Schmach von Belo Horizonte immer noch "wie ein Gespenst". "Die Wunde ist noch immer offen. Dieses Länderspiel in Berlin ist auch Teil des Prozesses der Vernarbung", sagte der Coach.
Statistik spricht für Brasilien
Dabei müsste der Gegner nach einem nüchternen Blick auf die Statistik eigentlich eher den DFB-Spielern Furcht einflößen. Von 22 Spielen gegen Brasilien konnten nur fünf gewonnen werden. Zwölfmal siegten die Südamerikaner. Dazu erwartet der Bundestrainer die Brasilianer "wesentlich stärker" als bei der Heim-WM.
Ähnlich sieht das Hummels: "Brasilien ist ein weiterer Favorit auf den Titel, der uns erwartet. Es wird wieder ein sehr guter Härtetest." Auch diesbezüglich sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. Seit dem 1. September 2016, als Tite, gleich bei seiner Premiere mit einem 3:0 in Ecuador Aufbruchstimmung bei den Südamerikanern auslöste, kann er nun schon 14 Siege in 18 Spielen aufweisen.
Starke Seleção - auch ohne Neymar
Wie beim WM-Duell vor vier Jahren wird auch dieses Mal der brasilianische Superstar Neymar verletzt fehlen. "Natürlich macht es einen großen Unterschied, ob Neymar spielen kann. Jeder kennt seine Qualitäten", sagte Torhüter Marc-André ter Stegen. Allerdings: So abhängig sei die brasilianische Elf nicht mehr von den Künsten des teuersten Fußballspielers der Welt, bemerkte Ilkay Gündogan.
Tite verteilte die Verantwortung unter seinen Spielern und hat in seinem laufintensiven System jetzt jedem Akteur klare Aufgaben zugewiesen. Das Zentrum bildet dabei das spielstarke Duo des FC Barcelona, bestehend aus Philippe Coutinho und Paulinho. Dazu kommt eine unglaublich starke Offensive mit dem neuen Juwel Gabriel Jesus. Sollten der auch in Berlin zur Entfaltung kommen, könnte das "Gespenst" Brasiliens endgültig in den Hintergrund gedrängt werden. "Wir sind hier, um eine neue Geschichte zu schreiben", beteuerte Innenverteidiger Miranda.