BR-Doku "Beckenbauer"
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BR-Doku "Beckenbauer": Politiker fordern Milde für den "Kaiser"

Die BR-Dokumentation "Beckenbauer" beleuchtet das Werk und Leben des wohl berühmtesten deutschen Fußballers aller Zeiten. Dabei kommen Weggefährten von Franz Beckenbauer zu Wort, drei Bundespolitiker äußern viel Empathie für den "Kaiser".

Über dieses Thema berichtet: Beckenbauer am .

Er ist der "Kaiser", der letzte, den Deutschland hatte. Franz Beckenbauer war Weltmeister als Spieler und Trainer, Vater des WM-Sommermärchens 2006, Werbeikone und Weltstar: Er prägte das Bild der Bundesrepublik in der Welt wie wenige. Heute lebt er zurückgezogen in Salzburg, nachdem ihn private Schicksalsschläge und Korruptionsvorwürfe um die WM-Vergabe 2006 schwer getroffen haben.

Drei ehemalige deutsche Spitzenpolitiker haben Beckenbauer nun in einer Dokumentation des Bayerischen Rundfunks in Schutz genommen. Otto Schily, der gerade verstorbene Wolfgang Schäuble und Joschka Fischer zeigten in der Dokumentation "Beckenbauer" über das Leben des Fußball-Kaisers viel Empathie für den 78-Jährigen.

Günter Netzer: "Kein Besserer nachgekommen"

"Das war nicht fair, wie man mit ihm umgegangen ist. Und das ist für ihn sehr bitter. Ich glaube, dass er das als sehr schmerzlich empfunden hat. Er hatte in dem Punkt auch keinen Panzer. Es ist sehr nahe an ihn herangegangen", sagt der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD).

Zahlreiche Weggefährten Beckenbauers äußern sich in der Dokumentation, die ab 2. Januar 2024 in der ARD Mediathek und am 8. Januar um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist, zu seiner im deutschen Fußball einmaligen Karriere. "Er war der Beste zu seiner Zeit und es ist kein Besserer nachgekommen", sagt etwa Günter Netzer über seinen Freund und langjährigen Teamkollegen in der Nationalmannschaft. "Franz stand in der Hierarchie ganz oben und dann kam der Rest", erzählt Paul Breitner, der mit Beckenbauer beim FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft zahlreiche Titel gewann.

Thematik um Vergabe der WM 2006 noch immer ungeklärt

Neben der sportlichen Erfolgsstory als Spieler wie als Trainer geht es in dem Film auch um die Privatperson Beckenbauer und um die bis heute schwelenden, aber nicht bewiesenen Vorwürfe der Bestechlichkeit und Vorteilsnahme in seiner Rolle als FIFA-Funktionär sowie als WM-Macher 2006.

Bis heute ungeklärt ist die Bestimmung von dubiosen Geldflüssen von umgerechnet 6,7 Millionen Euro in Richtung Katar rund um die deutsche WM-Bewerbung für 2006. Beckenbauer selbst hat öffentlich dazu bis heute geschwiegen.

Joschka Fischer beklagt "Heuchelei" in WM-Frage

"Die Deutschen wollten die WM, inklusive mir selbst, und wir waren froh, dass wir einen Franz Beckenbauer hatten. Insofern ist es ein Stück weit auch Heuchelei. Wir müssten uns auch selbst bezichtigen", sagte der ehemalige Außenminister Joschka Fischer (Die Grünen).

Den Umgang mit der einstigen Fußball-Lichtgestalt kann Fischer nicht gutheißen. "Wie sich da viele abgewandt haben, wie Beckenbauer plötzlich der Buhmann war, obwohl er so Großes geleistet hat für unser Land, das konnte ich nicht nachvollziehen", sagte Fischer, der Beckenbauer gleichwohl für dessen Aussagen zu Katar als WM-Gastgeber 2022 und für dessen Geschäftsgebaren mit Russland kritisierte.

Bruder Walter Beckenbauer: "Es geht ihm nicht gut"

Der ehemalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), der am Dienstagabend im Alter von 81 Jahren starb, forderte in der Doku einen fairen Umgang mit Beckenbauer. "Diese Skandalisierung, die wir heute darum machen, scheint mir irgendwie übertrieben", sagte er. "Er hat sicher auch Fehler gemacht, ich meine, jeder Mensch macht ja nicht alles richtig. Insofern ist er auch ein Mensch", sagte Schäuble.

Der nach Aussage seines älteren Bruders Walter Beckenbauer gesundheitlich angeschlagene Franz Beckenbauer hat sich in den vergangenen Jahren aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen und lebt in Österreich. "Wenn ich jetzt sagen würde, es geht ihm gut, dann würde ich lügen, und ich lüge ungern. Es geht ihm nicht gut. Es ist ein ständiges Auf und Ab", sagte Walter Beckenbauer in der Dokumentation über seinen Bruder.

BR-Dokumentation "Beckenbauer" in der ARD Mediathek

Die Dokumentation "Beckenbauer", eine Produktion des Bayerischen Rundfunks, blickt auf ein einzigartiges Leben. Diese Sportler-Biografie der BR-Autoren Philipp Grüll (Redaktion Politische Magazine/Dokumentationen) und Christoph Nahr (Sportredaktion) ist auch eine Reise durch die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Die beiden Autoren haben für ihre Dokumentation unzählige Stunden an Archivmaterial und zigtausende Fotos ausgewertet, sie haben enge Wegbegleiter, Mannschaftskameraden, Gegner, Ex-Spitzenpolitiker, ehemalige Lebenspartnerinnen und seinen Bruder interviewt. Das Ergebnis ist ein 90-minütiges Porträt einer einzigartigen Sportlerpersönlichkeit, die lange nur Licht kannte und spät mit Schatten leben lernen musste. Ab 2. Januar 2024 ist die Doku in der ARD Mediathek zu sehen, am 8. Januar um 20:15 Uhr im Ersten.

Ergänzender Podcast mit Sebastian Bezzel in ARD Audiothek

Ergänzend zur TV-Doku erscheint der vierteilige Podcast "Beckenbauer - Der letzte Kaiser von Deutschland. Erzählt von Sebastian Bezzel". Der bekannte Schauspieler und Fußballfan Sebastian Bezzel führt als Host durch das Leben von Franz Beckenbauer. In der ARD Audiothek gibt es ab dem 2. Januar 2024 alle Folgen und überall sonst, wo es Podcasts gibt, eine neue Folge pro Woche.

Im Audio: BR-Podcast "Beckenbauer - der letzte Kaiser von Deutschland"

Beckenbauer - Der letzte Kaiser von Deutschland
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Beckenbauer - Der letzte Kaiser von Deutschland