Spielszene "Witch it"
Bildrechte: Barrel Roll Games Studio

Spielszene "Witch it"

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"Witch it" großer Sieger beim Deutschen Computerspielpreis

Am Abend wurde in München der Deutsche Computerspielpreis verliehen. Dabei wurde "Witch it" zum besten Computerspiel 2017 gekürt und gewann auch die Kategorien Bestes Jugendspiel und Bestes internationales Multiplayer-Spiel. Von Wolfgang Zehentmeier

Der Deutsche Computerspielpreis, ist vergleichsweise jung: Gestern Abend wurde er in München zum 10. Mal verliehen. Und nachdem die Gala in den ersten Jahren noch etwas hölzern und mit erhobenem Zeigefinger daherkam, nähert sie sich ihrem großen Vorbild, dem Deutschen Filmpreis langsam an. Denn der Deutsche Computerpreis will, was auch der Filmpreis macht: Feiern und Fördern.

Hexen-Game ganz vorne

"Witch it" ist der Gewinner des Abends und beweist, dass man auch mit dem guten alten Versteckspielen groß rauskommen kann: Das Spiel vom Hamburger Barrel Roll Games Studio wurde nicht nur zum besten Computerspiel 2017 gekürt, sondern gewann auch in den Kategorien Bestes Jugendspiel und Bestes internationales Multiplayer-Spiel. In "Witch it" spielen zwei Mannschaften: Die einen sind Hexen, die sich in allerlei Dinge verwandeln können, die anderen Sucher, die – sehr witzig - mit Hühnern die Hexen aufspüren.

Deutschland hinkt hinterher

Insgesamt 185.000 Euro Preisgeld und 100.000 Euro Medialeistungen nahmen die Entwickler von München mit nach Hamburg. Das erscheint zunächst viel, ist aber angesichts der Produktions- und Entwicklungskosten großer internationaler Titel ein Tropfen auf den heißen Stein. Spiele, wie Assassins Creed Origins oder Horizon Zero Dawn, die dieses Jahr die internationalen Kategorien als bestes Spiel und beste Spielwelt gewannen oder der Gewinner des Publikumspreises ELEX, all diese Spiele haben Produktions-Budgets wie Hollywoodfilme. Da hinkt Deutschland weit hinterher.

"Wir sind sehr gut – Platz 5 auf der Welt - wenn es um das konsumieren von Spielen geht, aber das Produzieren, da sind wir noch nicht so gut. Die Spiele, die hier gespielt werden, kommen doch zu aller meist aus dem Ausland. Von 100 Euro, die gemacht werden mit Computerspielen kommen nur 6 Euro deutschen Entwicklern zugute. Und da habe wir noch großes Potenzial." Felix Falk vom Branchenverband GAME

Die Politik fördert

Das beginnt auch die Politik zu erkennen und hat beispielsweise die Förderung von Computerspielen auch im Koalitionsvertrag als Ziel aufgenommen.

"Der Bund fördert jetzt, worüber ich mich sehr freue. Wir haben aber schon früher gefördert. Wir haben in den letzten drei Jahren unsere Förderungen für den Gamesbereich um 400 Prozent erhöht und wollen das auch in den kommenden Jahren weiter fortsetzen." Markus Söder, Bayerischer Ministerpräsident und Gastgeber des Abends

Welches Potenzial in deutschen Studios steckt, zeigt exemplarisch die Entwicklerfirma Handy Games aus Giebelstand bei Würzburg. Mit Townsmen VR hat das Studio eine Aufbausimulation entwickelt, bei der man als Spieler im wahrsten Sinn des Wortes selbst eingreifen kann.

"Das heißt, ich kann kleine Männchen mit der Hand aufnehmen, ich kann reinpusten und die Windmühle bewegt sich." Christopher Kassulke von Handy Games

Das schafft ein viel direkteres Spielerlebnis.

Beste Innovation: "Huxley"

Damit hat auch "Huxley" die Jury als beste Innovation überzeugt. Bei dem VR Spiel werden die Gamer per Virtual Reality ins Jahr 3007 versetzt und müssen in nur 44 Minuten die Welt retten.

Deutsche Studios punkten international auch öfter mit Spielen für Smartphones. So ist Card Thief als Bestes mobiles Spiel ein sehr innovatives Taktik-Kartenspiel. Ein Dieb versucht durch geschickte Züge zwischen 9 Karten möglichst viel Beute mitzunehmen und vor allem unentdeckt zu bleiben.

Prämierte Weltraum-Inszenierung

Auch beim Weltraumspiel "The Long Journey Home", das in der Rubrick "Beste Inszenierung" ausgezeichnet wurde, kann Deutschland international mithalten. Das Spiel kommt von Daedalic Entertainment in Düsseldorf, dem Studio, das in zehn Jahren Computerspielpreis insgesamt die meisten Auszeichnungen einheimsen konnte.

Spiele wie das beste Kinderspiel Monkey Swag punkten dagegen in erster Linie mit der guten Idee. Bei der grafischen Umsetzung könnte man vermuten, dass das Tiny Crocodile Studio in Berlin insgesamt kein so großes Budget zur Verfügung hatte. Und so wird beim Computerspielpreis deutlich: Die Branche ist auf einem guten Weg.

"Ich finde, in Deutschland sind wir schon riesige Schritte gegangen und haben diese Jahr so ein Super-Momentum. Und für mich heißt das: Weiter anpacken, Deutschland noch attraktiver machen mit dem, was wir hier tun. Und da ist das hier wirklich ein wichtiges Format für." Lars Jansen, Geschäftsführer von Travian Games