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Urteil gegen Adblock Plus fällt in München

Nervige Online-Werbung lässt sich mit dem Werbeblocker Adblock Plus einfach ausknipsen. Das ärgert Presse- und TV-Anbieter, denen Einnahmen entgehen. Heute fällt in München ein Urteil zu der umstrittenen Software. Von Florian Regensburger

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Wirtschaft und Börse am .

Ob Videos, die automatisch mit lautem Ton zu laufen beginnen, oder große Banner, die sich über den Text schieben, den man gerade liest: Mit der Software Adblock Plus, die sich mit ein paar Klicks als Zusatz zum Internetbrowser installieren lässt, schaltet Mancher lästige Werbung auf Internetseiten einfach aus. Den Betreibern werbefinanzierter Online-Angebote ist das ein Dorn im Auge, sie sehen durch den Adblocker ihre Haupteinnahmequelle in Gefahr.

Verbot und Schadenersatz gefordert

Denn mit den Einnahmen können etwa Presse-Webseiten oder TV-Sender kostenlose Texte oder Videos im Internet überhaupt erst anbieten. Deshalb haben Pro7Sat1, die Süddeutsche Zeitung und der Werbevermarkter IP-Deutschland den Kölner Adblock-Hersteller Eyeo verklagt. Sie fordern ein Verbot der Software und mehrere Millionen Euro Schadenersatz, allein im Fall der Süddeutschen Zeitung hat das Gericht den Streitwert auf 2,5 Millionen Euro beziffert.

Werbeanbieter können sich von Adblock Plus freikaufen

Vor allem stören sich die Kläger am sogenannten "Whitelisting": Dabei können sich Werbetreibende gegen Bezahlung in eine Liste von Anbietern aufnehmen lassen, deren Werbung Adblock Plus dann doch wieder zum Nutzer durchlässt. Die Unternehmen müssen sich mit einer Umsatzbeteiligung freikaufen, wenn ihr Werbevolumen eine bestimmte Grenze übersteigt.

Dennoch ging Eyeo aus einer Reihe von Prozessen verschiedener Medienhäuser gegen seinen Adblocker in den letzten Jahren meist als Sieger hervor.

Auch Nutzer stehen laut Gericht in der Verantwortung

Auch der Vorsitzende Richter am Münchner Oberlandesgericht hatte in einer ersten Verhandlung im März bereits durchblicken lassen, dass seiner Ansicht nach nicht Hersteller Eyeo, sondern die Nutzer von Adblock Plus in erster Linie für die Werbe-Blockade verantwortlich seien. Zudem nehme Eyeo keine marktbeherrschende Stellung ein, die Medienhäuser könnten zum Beispiel ihrerseits Adblocker blockieren, so wie es Springer bereits tut: Wer einen Werbeblocker installiert hat, bekommt etwa Bild.de einfach nicht mehr zu sehen.

Egal, wie das heutige Urteil am Oberlandesgericht München ausfällt, letztendlich wird der Fall wohl in Karlsruhe entschieden. Die klagenden Unternehmen haben bereits im Vorfeld erklärt, in jedem Fall bis vor den Bundesgerichtshof ziehen zu wollen.

Google will Werbeblocker in Chrome integrieren

Je nachdem, wann das sein wird, könnte das Thema dann noch in größere Dimensionen vorstoßen: Aller Voraussicht nach wird Google in einer der nächsten Versionen seines marktbeherrschenden Browsers Chrome ebenfalls einen Werbeblocker fest integrieren, der besonders aufdringliche Werbung aussperren soll. In einer Vorabversion von Chrome, die derzeit getestet wird, wurde der bereits gesichtet.