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Jugendliche am Handy

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Lügen und Fake News im Netz: Und, was machen wir jetzt?

Dementis, Gesetze, Klagen: Was können wir tun gegen die Lügen im Netz?, fragen wir in der sechsten Folge der Podcast-Serie „Fakecast“. Man könnte zum Beispiel im Internet demonstrieren gehen. Digitalaktivisten machen es vor.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Medien am .

Katja Schrickel ist 56 Jahre alt, Ärztin und lebt in Düsseldorf. Seit vielen Monaten geht sie täglich digital demonstrieren. Sie gehört zur Initiative #ichbinhier.

"Früher war Politik sowas, das machen die anderen. Demokratie und Freiheit war was, was so selbstverständlich war. Das ist uns so lange auf dem Silbertablett hinterher getragen worden (...) und dieses Gefühl ist irgendwann vor 2,3 Jahren verschwunden." Katja Schrickel, Digitalaktivistin

Der Hashtag ist das Demonstrationsplakat des 21. Jahrhunderts und #ichbinhier versammelt digitale Aktivisten gegen Hetze und Fake News im Netz.

Aktiv gegen Hetze, Hass und Lügen im Netz

Die Initiative wurde von dem Hamburger Digitalstrategen Hannes Ley ins Leben gerufen. Vorbild ist eine Gruppe in Schweden, die sich zu Wort meldet, wenn jemand Opfer eines Shitstorms wird, wenn unsachlich oder anhand falscher Fakten diskutiert wird. Ley fand: Das ist auch für Deutschland sinnvoll.

Mehr als 36.000 Mitglieder hat #ichbinhier auf Facebook. Schreibt jemand etwas Falsches, oder Hetzerisches, antworten “ichbinhier”-Aktivisten mit sachlichen Kommentaren. Andere Aktivisten liken diese Kommentare. Im Schnitt zweieinhalb solcher Aktionen starten die Ichbinhier-User am Tag. Das Ziel: Durch die schiere Masse an Klicks werden friedliche, sachliche Reaktionen vom Algorithmus nach oben gespült. Und dann dreht sich im Idealfall die Stimmung in einer Diskussion.

Beschimpfungen und Drohungen gegen Digitalaktivisten

Klingt mühsam. Und bricht mit der alten Internet-Regel "don’t feed the trolls", die besagt, dass man auf Anfeindungen und falsche Vorwürfe am besten gar nicht reagiert.

Digitalaktivisten wie Katja Schrickel müssen einiges aushalten.

"Das geht von irgendwelchen Persönlichen Nachrichten von wildfremden Leuten, das geht los bei “Mal doch lieber ein Mandala aus, geh doch lieber ein Bier trinken”, bis zu sehr derben Beschimpfungen, Drohungen. Ich hab auch schon Menschen angezeigt." Katja Schrickel, geht im Internet demonstrieren

Rund ein Jahr nach der Gründung kann #ichbinhier ein positives Fazit ziehen: Mehr als 3000 Kommentare haben die Digitalaktivisten geschrieben und dafür mehr als eine Million Likes erhalten. Ein großes "Like" gab es auch in der realen Welt: Hannes Ley und seine Mitstreiter wurden mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet.