Bildrechte: Media Cover Image

BR24_3

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Ländlicher Raum: Bauern klagen über lahmes Internet

Roboter im Stall, satellitengestützte Düngung auf dem Acker: Neue digitale Anwendungen für die Landwirtschaft drängen auf den Markt - und scheitern oft an der schlechten Netzabdeckung. Die Unzufriedenheit der Bauern wächst. Von Florian Regensburger

Über dieses Thema berichtet: Bayern am .

Ob Drohnen, die Äcker im Flug überwachen, selbstlernende Roboter im Stall und auf dem Feld oder ein intelligentes Dünge-Management: Immer mehr digitale Technik, die Landwirten Aufwand und Kosten sparen helfen, aber auch der Umwelt nützen könnte, kommt auf den Markt. Aufgrund mangelhafter Internetzugänge in ländlichen Regionen können die Landwirte sie aber oft nicht einsetzen.

Drei Viertel der Bauern unzufrieden mit dem Internet

Weil eine gute Internetanbindung für die Bauern immer wichtiger wird, um technologisch auf dem neuesten Stand und damit auch wettbewerbsfähig zu bleiben, sind sie vom schleppenden Netzausbau zunehmend genervt. Laut einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Bauernverbandes (DBV) sind 77 Prozent der Landwirte in Deutschland mit ihrem Zugang zum Internet unzufrieden - vor einem Jahr waren es noch 67 Prozent.

Auch Bayerns Bauern würden gerne mehr digital vernetzte Technik einsetzen, sagt Markus Peters vom Bayerischen Bauernverband: "Der Bauer arbeitet auf dem Feld und da kann er direkt auf genaue Daten zugreifen. Aber das geht natürlich nur, wenn tatsächlich auch ein flächendeckendes Mobilfunknetz da ist und auf dem Traktor die ganze moderne Technik auch zum Einsatz kommen kann."

Echtzeitdaten auf dem Acker und im Stall gefordert

Dann wäre es zum Beispiel möglich, während der Arbeit auf dem Feld Daten zur Topografie, zur Bodengüte und zum Ertrag des Vorjahres in Echtzeit zusammenzuführen und entsprechend Düngemittel fast zentimetergenau, je nach Bedarf auszubringen. Das spart Düngemittel, Kosten und schont zusätzlich die Umwelt. Doch nicht nur ein schnelles mobiles Netz für die Navigation auf dem Feld, auch Festnetzanschlüsse mit hohen Datenübertragungsraten werden für Landwirte immer wichtiger.

Auf einer Digital-Farming-Konferenz des IT-Branchenverbands Bitkom im März gab es zum Beispiel einen Vortrag über Agrarroboter mit künstlicher Intelligenz. Das klingt vielversprechend - doch Anwendungen mit künstlicher Intelligenz laufen heute in der Regel auf Servern in der Cloud eines Rechenzentrums-Anbieters. Auch der Trend bei der Vorhaltung und Verarbeitung eigener Produktions- und Buchhaltungsdaten in den Betrieben zeigt in die Cloud. Beides kann nur mit einer schnellen und stabilen Datenleitung zuverlässig funktionieren.

Bauern nehmen die Politik in die Pflicht

Zwar haben der DBV-Umfrage zufolge 74 Prozent der Landwirte heute schon Breitband-Internet wie DSL, Kabel, Satellit oder Glasfaser zur Verfügung, aber allzu häufig nur auf dem Papier. Denn zugleich sind 71 Prozent der Befragten mit Breitband-Internet unzufrieden mit der tatsächlich gelieferten Geschwindigkeit ihres Anschlusses. Um digital vernetzte Agrar-Anwendungen künftig auf jedem Acker verfügbar zu machen, fordert der Deutsche Bauernverband von der Politik noch mehr Tempo beim Netzausbau.

"Das Ziel der Regierung ist, bis 2025 flächendeckend ein gigabitfähiges Netz ausgebaut zu haben. Das ist nicht ambitioniert genug. So verlieren wir Zeit und wir vergeben Chancen", sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied.