EU-Kommissarin Margrethe Vestager ist sich sicher, dass sich Qualcomm die Gunst von Apple mit unsauberen Mittel erschlichen hat. Das Unternehmen habe einer Untersuchung zufolge Milliarden von US-Dollar gezahlt, damit Apple nicht bei der Konkurrenz kauft, so die Kommissarin. Nach Ansicht Vestagers wurden so Wettbewerber mehr als fünf Jahre lang vom Markt für sogenannte LTE-Basisband-Chipsätze ausgeschlossen. Diese Bauteile werden seit einigen Jahren in fast allen Top-Smartphones verbaut, um das Surfen im superschnellen Internet zu ermöglichen. Intel muss nun 997 Millionen Euro zahlen, das sind knapp 5 Prozent des Jahresumsatzes.
Den Schaden hatte auch der Kunde
Üblich sind in der Branche Preisnachlässe an Großkunden. Bei Qualcomm gingen die Zahlungen laut EU weit darüber hinaus, denn sie wurden nur unter der Bedingung geleistet, dass Apple in sämtlichen iPhones und iPads ausschließlich die Qualcomm-Chips einbaut. Mit seinem Verhalten hat Qualcomm Verbrauchern und anderen Unternehmen geschadet. Ihnen wurde eine größere Auswahl vorenthalten. Womöglich wären ohne dieses Gemauschel andere Anbieter mit besseren Chips bei Apple zum Zug gekommen.
Intel sollte fern gehalten werden
Nach Einschätzung der Wettbewerbshüter versuchte Qualcomm durch seine rechtswidrigen Praktiken vor allem eine stärkere Konkurrenz durch Intel zu verhindern. Der Rivale versucht seit Jahren, das schwächere Geschäft mit PC-Chips durch neue Produkte auszugleichen. Intel war in der Vergangenheit von der EU aber seinerseits verurteilt worden. 2009 musste Intel wegen unlauterer Praktiken gegen den Konkurrenten AMD ebenfalls rund eine Milliarden Euro zahlen.
EU-Entscheidung kommt höchst ungelegen
Qualcomm kämpft zur Zeit bereits an mehreren Fronten. Das Unternehmen liefert sich seit Monaten einen Rechtsstreit mit Apple, in dem es unter anderem um nicht bezahlte Rabattzahlungen geht. Außerdem versucht der Wettbewerber Broadcom Qualcomm für 130 Milliarden Dollar gegen dessen Willen zu übernehmen.