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Daten-Skandal: Facebook tut nur das Allernötigste

Facebook verkauft neue Privatsphäre-Einstellungen als reumütige Reaktion auf den aktuellen Daten-Skandal. Wahr ist aber auch: Es sind Anpassungen an neue Datenschutzregeln, die ab Mai ohnehin verpflichtend sind. Von Florian Regensburger

"Die vergangene Woche hat gezeigt, dass noch sehr viel Arbeit vor uns liegt..." - so beginnt die Ankündigung in Facebooks Unternehmens-Blog, in der das soziale Netzwerk unter anderem vereinfachte Privatsphäre-Einstellungen verspricht. Und in der Tat: Die Neuerungen bringen ein Plus an Transparenz. Die Anpassungen wären aber, so oder so ähnlich, ohnehin unumgänglich gewesen, wenn am 25. Mai die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in Kraft tritt. 

Privatsphäre-Einstellungen werden übersichtlicher

"Die Einstellungen sind jetzt nicht mehr auf fast 20 verschiedene Unterseiten verteilt, sondern an einem Ort zugänglich", heißt es in der Facebook-Mitteilung zur neuen Funktion "Privatsphäre auf einen Blick". Und weiter: "Wir haben das Feedback berücksichtigt, dass Informationen zu Privatsphäre, Sicherheit und Werbung wesentlich leichter zu finden sein sollten."

Das verlangt die DSGVO: "Neben der informierten und expliziten Einwilligung muss Facebook die Nutzer klar und verständlich informieren sowie Transparenz- und Rechenschaftspflichten einhalten", teilt das Amt des Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit, das in Deutschland für Facebook zuständig ist, BR24 auf Anfrage mit. Darunter versteht man generell die leichte Auffindbarkeit, Übersichtlichkeit und Verständlichkeit der entsprechenden Privatsphäre-Einstellungen - wie sie mit den bisherigen 20 Unterseiten eben nicht gegeben war.

Wie wird Facebook die neuen Regeln umsetzen?

Für Facebook werden aber noch weitere Maßnahmen notwendig sein, um die neuen Datenschutzregeln zu erfüllen: "Mit Blick auf die DSGVO ist hier vor allem eine explizite Einwilligungserklärung ("Opt-in") durch den Nutzer zu nennen, d.h. bei den Konto-Voreinstellungen der Nutzer müssten alle Felder zunächst einmal deaktiviert sein", heißt es von den Hamburger Datenschützern weiter. Sämtliche Datenweitergaben, etwa an mit Facebook verbundene Apps, erst einmal per Grundeinstellung zu deaktivieren, wäre ein massiver Schlag gegen Facebooks Geschäftsmodell.

Sollte das Unternehmen aber versuchen, die DSGVO-Regeln so weit wie möglich zu seinen Gunsten auszureizen, wird es wieder Grund für Beanstandungen geben. Gerichte dürften dann in langwierigen Verfahren zu entscheiden haben, ob die Anforderungen aus dem DSGVO-Regelwerk zur Genüge umgesetzt sind.

An der Datensammelei ändert sich nichts

In der Unternehmens-Mitteilung mit dem Titel "Facebook überarbeitet Privatsphäre-Tools umfassend" heißt es weiter, man habe "veraltete Einstellungen überarbeitet, damit nun klarer ist, welche Informationen mit Apps geteilt werden können und welche nicht".

Die Botschaft ist klar: Facebook bemüht sich, transparenter zu werden. Es wird auch leichter, Privatsphäre-Einstellungen vorzunehmen. Wer genau liest, merkt aber schnell, dass sich an der aktuellen Datensammel-Praxis von Facebook dadurch rein gar nichts ändert. In keinem einzigen Wort ist davon die Rede, dass weniger Daten gesammelt werden oder dass Daten zu bestimmten Zwecken nicht mehr verwendet werden.

Facebook beendet Zusammenarbeit mit Datenhändlern

Immerhin: Facebook kündigte an, innerhalb der nächsten sechs Monate die Zusammenarbeit mit den großen Datenhändlern WPP, Experian, Transunion und Acxiom zu beenden. Auch das bedeutet aber nicht, dass Facebook weniger Daten sammelt. Es wird lediglich keine Daten mehr von diesen Händlern zukaufen. Bislang bezieht Facebook zum Beispiel von Experian Informationen über Offline-Einkäufe seiner Nutzer in Ladengeschäften. Diese werden dann mit den Daten, die Facebook über einen Menschen bereits hat, zusammengeführt. So entstehen noch genauere Persönlichkeitsbilder, die Facebook für zielgerichtete Werbung nutzen kann.