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Museum Fünf Kontinente

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Uta Werlich: Ankommen im Museum "Fünf Kontinente" in München

Fast 100 Jahre lang hieß es Völkerkundemuseum, bis es vor vier Jahren umbenannt wurde in das Museum Fünf Kontinente. Seit 100 Tagen nun heißt die neue Leiterin Uta Werlich. Julie Metzdorf porträtiert sie:

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Seit gut 100 Tagen ist Uta Werlich im Amt, viel zu kurz, um einen tiefreichenden Einblick in alle Sammlungsbestände zu gewinnen, aber lang genug, um zu wissen: Das Haus braucht mehr Geld.

Das Museum Fünf Kontinente ist das älteste ethnologische Museum Deutschlands, vor allem die Sammlungen des Japan-Forschers Philipp Franz von Siebold und die Brasilien-Sammlung Spix und Martius genießen international höchstes Ansehen. Uta Werlich würde diese historischen Sammlungen natürlich gern in die Gegenwart fortführen, doch die Möglichkeiten sind begrenzt, Ankaufsetat gibt es praktisch keinen. Was die Besucherzahlen angeht, ist auch noch Luft nach oben.

Es geht definitiv noch mehr! Im letzten Jahr hatten wir 72.000 Besucher, das ist eine gute Zahl, auch im Vergleich mit anderen ethnologischen Häusern in Deutschland, aber insbesondere im Bereich der Sonderausstellungen ist es mein Wunsch, dass wir da noch deutlich steigern können (und es kann und wahrscheinlich gelingen), indem wir ein interessantes Begleitprogramm gestalten. Für Marketing fehlt uns das Geld, das ist sehr kostenintensiv, aber über interessante Sonderformate, die eine Ausstellung begleiten, erzeugt man natürlich besonderes Interesse und kann wieder vermehrt Leute ins Haus locken, und das möchten wir natürlich versuchen. Uta Werlich

Noch gezielter museumsferne Bevölkerungsschichten ansprechen, das nationale und internationales Netzwerk ausweiten und in München Partnerschaften auf- und ausbauen, beispielsweise mit anderen Museen oder der Universität: Werlichs Agenda ist lang. Die sichtbarste Veränderung für die Besucherinnen und Besucher in den kommenden Jahren dürfte die Ausrichtung der Sonderausstellungen sein. Zuletzt hatte es am Haus viele Fotoausstellungen gegeben. Werlich will in Zukunft das Objekt wieder mehr in den Fokus rücken und Sonderausstellungen aus den eigenen Beständen generieren.

Objekte können so viel preisgeben über die Gesellschaften aus denen sie stammen und auch der Aspekt der Kunstfertigkeit, der Könnerschaft, ist was ganz fantastisches, aber wenn man das Objekt wirklich als Symbolträger versteht, das eben so viel berichten kann dann ist es unendlich spannend, sich mit einem Objekt auseinanderzusetzen, sich ganz intensiv auf es einzulassen. Uta Werlich

Die 48-jährige ist Ostasien-Spezialistin, promoviert hat sie über die Textilindustrie in Taiwan. Mit 16 Jahren war sie in den Ferien zum ersten Mal in den südostasiatischen Inselstaat gereist und war begeistert, in der Folge studierte sie Sinologie und Ethnologie in Bonn und Berlin und reiste immer wieder auch für längere Zeit nach Taiwan, lernte dort auch Chinesisch. Nach Stationen in Hamburg und Basel leitete Werlich zuletzt die Ostasien-Abteilung des Ethnologischen Museums in Stuttgart – und bringt damit natürlich viele wichtige Kontakte mit sich.

Bei ihrem ersten Besuch im Münchner Museum Fünf Kontinente – damals noch „Staatliches Museum für Völkerkunde“ – beeindruckte sie vor allem der große Buddha im Treppenhaus und der Buddha-Saal. Falls Sie jetzt schnell mal googeln wollen, wie die dort ausgestellten Objekte eigentlich aussehen: Das geht noch nicht. Die Digitalisierung der Bestände steckt noch in den Kinderschuhen, Ende des Jahres sollen erste Objekte in einem Online-Katalog abrufbar sein.

Ein weiteres, zuletzt auch in den Medien sehr präsentes Thema, ist die Provenienzforschung.

Natürlich haben auch wir Benin-Bronzen im Haus, auch ist der Schiffschnabel aus Afrika, wo auch Rückgabeforderungen bestehen, natürlich haben auch wir Human Remains in der Sammlung, das ist alles thematisiert und auf der Homepage dargestellt. Uta Werlich

Werlich weiß um die Bedeutung des Themas, betont aber auch: die Provenienz ist nur eine von vielen Geschichten, die ein Objekt zu erzählen habe. Und: Provenienzforschung ist aufwendig, der finanzielle Rahmen dafür aber begrenzt. Womit wir wieder beim Geld wären. Doch damit aus der Geldnot kein lähmender Teufelskreis wird, hat Uta Werlich ihre eigene, optimistische Philosophie zur Finanzlage:

Persönlich glaube ich daran, dass wenn wir gute Arbeite abliefern, dass wir dann auch die Unterstützung bekommen, die wir brauchen um noch besser zu werden. Also ich glaube, man muss erst abliefern, und dann ergeben sich viele Dinge von allein, also der Domino-Effekt, auf den setze ich ein bisschen. Uta Werlich