Rund 60 Millionen Menschen in den USA hören mindestens einmal pro Woche NPR. Sowohl die Nachrichten als auch das Mantelprogramm, das in der US-Hauptstadt Washington und in Los Angeles produziert wird, genießen großes Vertrauen. Seit der Gründung von NPR im Jahr 1971 versorgt der gemeinnützige Sender über 1.000 lokale und regionale Radiostationen in den USA via Satellit mit seinen Sendungen.
Marktführer sind aber Kommerz-Sender
Marktführer in den USA sind jedoch die kommerziellen Radiosender. Besonders beliebt sind Talkshows – links und rechts im politischen Spektrum. Sendungen, die polarisieren, kommen beim Publikum besser an als journalistisch seriöse Programme wie die von NPR. Der Sender übernimmt auch Programme der BBC und der Deutschen Welle.
NPR finanziert sich über Spenden und Werbung
Da es in den USA keine Rundfunkgebühren wie in den meisten westeuropäischen Ländern gibt, finanziert sich NPR hauptsächlich über Spenden und Sponsoring. Doch Werbung ist eng an die Konjunktur gekoppelt. Und das bekommt jetzt auch NPR zu spüren, erklärt David Folkenflik, der als Medienjournalist bei dem Mantelprogrammanbieter arbeitet: "Im vergangenen Jahr haben wir gut 134 Millionen Dollar mit Sponsoring und Werbung eingenommen. In diesem Jahr sollen es nur noch 105 Millionen werden."
Zwar habe man Entlassungen vermeiden und gut 20 Millionen Dollar einsparen wollen. Doch die Haushaltslücke sei jetzt noch größer. Sie betrage wohl zwischen 30 und 32 Millionen gegenüber dem Vorjahr, erzählt der Journalist.
Sparrunden ohne erwünschten Effekt
An den beiden Senderstandorten Washington und Los Angeles hat man schon vor Monaten die Ausgaben für Dienstreisen auf ein Minimum reduziert. Offene Stellen werden nicht mehr besetzt. Doch das reicht nicht. Mehr als 100 der knapp 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihren Job.
War die massive Investition in neue Podcast-Formate richtig?
NPR hat in den vergangenen Jahren besonders stark in Podcasts investiert. Sie sollen das Angebot unabhängiger von der linearen Verbreitung über Partnerradios machen. Besonders viel Geld floss in aufwändig produzierte narrative Formate. NPR-Medienjournalist Folkenflik meint: "In der Podcast-Industrie hat es eine Reihe von Entlassungen und Verkleinerungen gegeben. Marktführer Spotify hat seine Strategie geändert und sechs Prozent seiner Belegschaft entlassen."
Medien in den USA gehe es allgemein derzeit schwer. Verlage wie Vox Media oder Gannet haben sich von Teilen ihrer Belegschaft getrennt. Auch beim TV-Sender CNN mussten Hunderte gehen.
Bei welchen Podcast-Formaten NPR den Rotstift ansetzen will, ist noch nicht bekannt. Die Kürzungen dürften vor allem die Jüngeren Hörerinnen und Hörer treffen. Sie hören weniger das lineare Programm, sondern wählen gezielt die abrufbaren Podcast-Angebote. Aber gerade auf diese Zielgruppe ist NPR langfristig angewiesen.
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