Um die Jahresbilanz des Augsburger Theaters hatte es Ärger gegeben: Überraschend hatte sich Intendant André Bücker geweigert, einen "Zwischenstand" zu den Besuchern auf der Freilichtbühne zu melden. Das war in den vergangenen Jahren unter seinen Vorgängern üblich gewesen. Über die Zurückhaltung des Theaters war Oberbürgermeister Kurt Gribl irritiert. Er hatte mitgeteilt, er "würde es als vorteilhaft sehen", wenn das Theater "positive Botschaften" von sich aus verbreite. Am vergangenen Freitag kam es daraufhin zu einem Gespräch zwischen Gribl und Bücker, der sich "einbestellt" fühlte, was der Oberbürgermeister prompt dementierte.
"Trotz erschwerter Bedingungen"
Jetzt legte das Theater die Jahresbilanz vor, die durchaus überraschend ausfällt. Dass das Fugger-Musical "Herz aus Gold" von Stephan Kanyar und Andreas Hillger das viertbeste Ergebnis der letzten Jahre auf der Freilichtbühne am Roten Tor einfahren würde, war nicht zu erwarten gewesen. Mit Opern und Operetten hatte das Theater ebenso schlechte Erfahrung gemacht wie mit "sperrigen" Musicals. So lief "Cabaret" unterdurchschnittlich. Eine Uraufführung, also ein Stück, das noch niemand kennen kann, am Roten Tor zu präsentieren, war umso gewagter, auch, wenn die Fugger Thema sind. Mit 80,7 Prozent Gesamtauslastung (unattraktive Plätze auf Seitenblöcken wurden nur ausnahmsweise verkauft) wurde "Herz aus Gold" zum Hit. Insgesamt kamen in der abgelaufenen Saison 196.677 Besucher ins Theater, das derzeit auf Ausweichquartiere angewiesen ist. André Bücker kommentierte das mit den Worten:
"Ich freue mich riesig über diese Besucherzahl und dass uns das Augsburger Publikum trotz erschwerter Bedingungen in der Interimssituation und der neuen Spielstätte im martini-Park treu geblieben ist." André Bücker
Ärger mit Sponsoren
Besonders erfolgreich war übrigens das Augsburger Ballett, das auf eine Auslastung von 90,8 Prozent kommt. Unterdessen wartet auf Bücker neuer Ärger: Er muss aufgebrachte Geldgeber beruhigen, die sich an Oberbürgermeister Kurt Gribl wandten, weil der Intendant künftig nur noch Spenden ab 10.000 Euro pro Spielzeit zum Anlass nehmen will, eigene Sponsoren-Verträge abzuschließen, in denen Vorkaufsrechte und Exklusiv-Veranstaltungen geregelt sind. Kleinere Beträge sollen anderweitig mit Gegenleistungen abgegolten werden. Ein Betroffener hatte sich empört darüber gezeigt, dass er nicht mehr zu einem Premieren-Empfang von langjährigen Förderern eingeladen worden war.