Der Bund lässt 200 Millionen Euro springen: Dafür soll am Berliner Kulturforum, zwischen Nationalgalerie und Philharmonie bis 2024 ein "Museum der Moderne" entstehen. Dort sollen neben öffentlichen Sammlungen auch die Bestände von privaten Eigentümern präsentiert werden. Die Schweizer Star-Architekten Jacques Herzog und Pierre Meuron hatten mit ihrem Entwurf den Wettbewerb am 27. Oktober 2016 gewonnen und waren dafür teilweise verspottet worden. Von "Reitstall" oder "Scheune" war die Rede, Kritiker wollten sogar einen "neuen Aldi" gesehen haben. Jacques Herzog selbst hatte sich zwischenzeitlich offen für Korrekturen gezeigt und auf die Beschimpfungen gelassen reagiert:
Wir wollen, dass dieses Gebäude etwas Gewöhnliches und Alltägliches hat, aber auch etwas Erhabenes, fast Religiöses», sagte er. Ob wegen der prominenten Nachbargebäude auch eine weitere Verkleinerung des Hauses möglich ist, ließ er offen. «Es wird sich alles bewegen, das kann ich versprechen.
Sechsköpfiges Gremium soll Konflikt entschärfen
Nun will der Bauherr Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, offensichtlich beruhigend eingreifen. Er erklärte heute, ein sechsköpfiges Fachgremium solle als neutrale Instanz "bei diffizilen Fragestellungen beraten und als Vermittler tätig werden". Die Architekten begrüßten den Schritt. Chef des neuen Beratergremiums ist der Jury-Vorsitzende Arno Lederer. Weiter gehören die Architekten Arno Brandlhuber, Andreas Hild, Hilde Léon und Hans-Günter Merz, sowie Senatsbaudirektorin Regula Lüscher dazu. Die Berufung eines solchen Gremiums sei im vergangenen Jahr vom Preisgericht des Wettbewerbs vorgeschlagen worden, sagte Parzinger. Er habe sie in Abstimmung mit der geschäftsführenden Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) umgesetzt.
"Intensive Diskussion ist gut"
Grütters selbst betonte, es handele sich nicht um ein zusätzliches Entscheidungsgremium, sondern um Beratung und Vermittlung. Das Büro Herzog & de Meuron begrüßte die Berufung eines "so hochkarätig besetzten Gremiums". Eine Sprecherin teilte mit:
Es unterstützt uns in unserem Dialog nach Innen und Außen betreffend Architektur und Städtebau. Es ist gut, wenn so wichtige Projekte in einer Stadt intensiv diskutiert werden.
Ursprünglich sollte das Museum bis 2021 fertig gestellt werden. Inzwischen gehen Verantwortliche wie der Berliner Kultursenator Klaus Lederer und sein Staatssekretär Torsten Wöhlert von einer Eröffnung frühestens 2023 oder 2024 aus. Im vergangenen April veröffentlichten Kritiker eine Petition gegen die Museumspläne, wonach die veranschlagten Kosten von 200 Millionen Euro "unrealistisch" seien und die Dimension des Projekts "vor Ort" den Bürgern transparent gemacht werden müsse. Zum Kreis der Initiatoren gehören Archiktekten, Stadtplaner, Künstler und Publizisten wie etwa Kristin Feireiss, Mitgründerin des Architekturforums Aedes, oder Bernhard Schneider von der Stiftung Zukunft Berlin.