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Der rumänische Schriftsteller Varujan Vosganian

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Rumänien in Leipzig: Varujan Vosganian

Als Ex-Minister und Politiker umstritten, unumstritten als Meistererzähler Rumäniens und Ehrengast auf der Leipziger Buchmesse. „Als die Welt ganz war“ heißt Varujan Vosganians neuer Erzählband auf Deutsch. Von Cornelia Zetzsche

„Beim letzten Gericht der Statuen“

Von Anfang an fühlt Petrache, dass etwas anders ist, im Schlossmuseum auf dem Hügel, vor allem beim Reiter auf seinem Denkmalsockel. Immerhin ist bald Ostern, die Sonne geht auf, Himmel und Erde werden eins. Wodkaselig fragt Petrache seinen Kumpel:

„Glaubst Du, Gevatter, dass die Statuen zu Leben erwachen können?“ (Zitat)

„Als die Welt ganz war“

Mit seinem neuen Erzählband ist Varujan Vosganian auf die Leipziger Buchmesse gekommen, ein brillanter Schriftsteller armenischer Herkunft, ein Grandseigneur der rumänischen Literatur:

„Fiktion ist nicht anders als die Realität, sie beginnt in der Realität. Ohne Realität gäbe es keine Fiktion. Fiktion fügt der Realität das Symbol hinzu. Wirklichkeit plus Symbol ist Fiktion“ (Vosganian)

Doppelrolle

So sehr Varujan Vosganian als Erzähler bewundert wird, so umstritten ist er als neoliberaler Parlamentsabgeordneter, als Wirtschafts- und als Handelsminister, als Politiker, der EU-Kommissar werden sollte. Noch heute wird im großer Einfluss zugesprochen, wird ihm Nationalismus, Nepotismus, Korruption und Kontakt zur Securitate vorgeworfen. Varujan verweist auf seine Ämter als Präsident des Schriftstellerverbands, als Präsident der Armenier, die guten Kontakte zu Minderheiten wie Juden und Roma und Vieles mehr.

„Man könnte nicht über Jahrzehnte alles diese Positionen halten, wenn man umstritten wäre. Diese Behauptungen kommen von meinen Feinden.“ (Vosganian)

"Als die Welt ganz war"

Von melancholischem Zauber, aber auch brutal und düster sind Varujan Vosganians Erzählungen im Band „Als die Welt ganz war“, die den Terror des Ceausescu-Regimes spiegeln. Unbedingt zu empfehlen!

"In unserem Kopf war die Welt ganz. Meine Generation hatte die Gabe, durch Mauern hindurch zu sehen. In unserer Jugend waren wir umgeben von Mauern. Die Mauern waren hoch, aber die Welt dahinter war wundervoll, dorthin wollten wir, dafür zerstörten wir die Mauern. Aber unser Ideal war nicht mehr da, nachdem die Mauern verschwunden waren. Deshalb sage ich: „Als die Welt ganz war“.

Varujan Vosganian: „Als die Welt ganz war“, Übersetzung: Ernest Wichner, Zsolnay 24 Euro