Die beiden Sprecher Alfred Pongratz (links) und Hans Clarin, 1968.
Bildrechte: BR / Fred Lindinger (Historisches Archiv, BR)

April 1968: Die beiden Sprecher Alfred Pongratz (links) als Meister Eder und Hans Clarin als Pumuckl.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Ewig jung und frech - Der Pumuckl feiert seinen 60. Geburtstag

Am 21. Februar 1962 wurde im Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks die erste Folge von "Meister Eder und sein Pumuckl" ausgestrahlt. Heute kennen die meisten Menschen jedoch nur noch die Kult-Fernsehserie mit Gustl Bayrhammer.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Welch ein Glück für uns alle, dass der Pumuckl einst an einem Leimtopf in einer Münchner Werkstatt hängenblieb und dadurch - nach "altem Koboldgesetz" - für den Schreinermeister Franz Eder sichtbar wurde.

Hätte es dieses Ungeschick nicht gegeben, dann wüssten auch wir nicht, wie liebenswert Hausgeister sein können. Und eine Kindheit ohne den Pumuckl, das ist in Bayern wirklich nur schwer vorstellbar.

Mittlerweile sind schon fast drei Generationen mit dem kleinen Rotschopf aufgewachsen. Nur der Pumuckl selbst, der heute 60 Jahre alt wird, bleibt wohl ewig jung und frech. Aber das liegt ja auch in der Natur der Kobolde und Geister: Sie sind und bleiben zeitlos. Und wer sie einmal im Haus hat, bekommt sie so schnell nicht mehr los.

Fast vergessene Hörspiel-Produktion

Unverwechselbar mit der Gestalt des Pumuckl - in seiner immergrünen Hose, in der ungewöhnlich große Füße stecken und dem roten Haarschopf - ist aber vor allem eines verbunden: Seine Stimme. In allen Hörspiel- und Fernsehfolgen verlieh sie ihm der Schauspieler Hans Clarin.

Zum ersten Mal zu hören war der Pumuckl am 21. Februar 1962 um 15.45 Uhr, als im Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks die erste Folge der Kinder-Hörspielserie "Meister Eder und sein Pumuckl" ausgestrahlt wurde.

In diesem Stück mit dem Titel "Spuk in der Werkstatt" wird die Geschichte erzählt, wie sich Meister Eder und der Pumuckl durch das Ungeschick mit dem Leimptopf kennenlernen. In der letzten Folge der Hörspielreihe, die am 30. Dezember 1973 ausgestrahlt wurde, geht der Kobold dann wieder aufs Meer zurück.

Im Gegensatz zu der Fernsehserie mit Gustl Bayrhammer sind die alten Hörspiele jedoch fast in Vergessenheit geraten. Letztes Jahr hat der Bayerische Rundfunk sie aus dem Schallarchiv wieder hervorgeholt. Jetzt sind sie im Internet für alle kostenlos abrufbar.

Bildrechte: BR, Historisches Archiv
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

BR-Hörfunkprogramm vom 21. Februar 1962.

Alfred Pongratz als Meister Eder und Hans Clarin als Pumuckl

Die Hörspielserie aus den 1960er-Jahren basiert auf den gleichnamigen Büchern von der 2015 verstorbenen Schriftstellerin Ellis Kaut. In der Reihe werden noch viele weitere Abenteuer des Münchner Schreinermeisters mit seinem Pumuckl erzählt. Oft enden die Geschichten mit einer Lehre oder Moral für Kinder, was zur damaligen Zeit nicht unüblich war.

Der Schreinermeister Eder wird anfangs von dem Schauspieler Franz Fröhlich gesprochen, nach dessen Tod übernahm Alfred Pongratz die Rolle in 66 Folgen.

Erst in den letzten 12 Folgen der Hörspielserie verleiht Gustl Bayrhammer, der bis dahin ab und zu als Handwerker aufgetreten war, dem Meister Eder seine Stimme. In allen Folgen, auch ab 1982 in der Fernsehserie, wird der Pumuckl von Hans Clarin gesprochen.

Die Geburtsstunde des Pumuckls

So wie der Pumuckl zufällig am Leimtopf hängengeblieben ist, kam auch die Idee der Figur zustande. Da war zum einen die Autorin Ellis Kaut, die zuvor schon eine Hörspiel-Serie für den BR vom "Kater Musch" produziert hatte. 1961 schlug sie eine Reihe über einen Kobold vor.

Der Anstoß kam dann von dem Hörspiel-Regisseur Alexander Malochovsy und der damaligen Chefin des BR-Familienprogramms. Die beiden sollen - so hat es der Regisseur der Fernsehserie, Ulrich König, einmal erzählt - zusammen einen Spaziergang an der Isar unternommen haben. Der Weg führte sie auch an der Widenmayerstraße 2 im Lehel vorbei. Beim Anblick des Hinterhauses fanden sie, dass dort ein passender Schauplatz für eine ungewöhnliche Handlung sei, zum Beispiel mit einem Außerirdischen. Tatsächlich wurde die alte Werkstatt dann auch später Hauptdrehort der Fernsehserie.

Pumuckl - ein kleiner bayerischer Nepomuk

Woher kommt eigentlich der ungewöhnliche Name? Auch da gibt es eine nette Geschichte. Wie die Autorin Ellis Kaut in ihrer Biografie schreibt, fiel der Name "Pumuckl" erstmals bei einem Winterurlaub in der Schweiz. Kaut habe dort aus Spaß ihrem Ehemann den Schnee von den Ästen in den Nacken geschüttelt. Dieser soll daraufhin ausgerufen haben: "Du bist ja ein rechter Pumuckl!"

Auf ihre Nachfrage, was denn das sei, meinte er: "In erster Linie frech", so Kaut. Die Autorin schrieb dann später in ihren Lebenserinnerungen, dass der Name einfach zu schön gewesen sei, um ihn zu vergessen.

Den Begriff "Pumuckl" gab es demnach auch schon vor der Erfindung der Figur, vermutlich als bayerische Verkleinerungsform des Vornamens Nepomuk.

Fernsehserie in der BR-Mediathek

Die bis heute bei Kindern und Erwachsenen beliebte Fernsehserie über den Pumuckl wurde von 1982 bis 1988 für den Bayerischen Rundfunk gedreht, sie ist eine Kombination aus Real- und Zeichentrickfilm. Ein Trickfilmstudio in Budapest hat den gezeichneten Pumuckl dann in die real gefilmte Umgebung mit den Schauspielern eingefügt.

Der bayerische Volksschauspieler Gustl Bayrhammer spielt darin Meister Eder und wieder spricht Hans Clarin den Pumuckl. Beim Drehen wurde der Pumuckl allerdings von dem Regisseur Ulrich König gesprochen, damit es für die Schauspieler einfacher war, mit dem unsichtbaren Kobold zu interagieren. Dabei wurde dann auch immer etwas als Fixpunkt für die Augen aufgestellt. Im Gespräch mit seinem "Meister Eder" steht deshalb der Pumuckl auch meistens irgendwo oben.

Interessant an der Fernsehserie, die längst Kultstatus erreicht hat, ist auch, dass sie nicht nur im deutschsprachigen Raum immer wieder ausgestrahlt wurde. Den Pumuckl kennt man in vielen Ländern, sogar im Iran.

Neue Pumuckl-Geschichten geplant

Vierzig Jahre nach der ersten Pumuckl-Serie fürs Fernsehen wird wieder gedreht: Regisseur Markus H. Rosenmüller will die Kultserie im Frühjahr 2022 neu inszenieren - mit neuer "Pumuckl"-Stimme und neuem Meister Eder.

Ob dieser "neue" Pumuckl dann auch zu einer ewig jungen Kultfigur wird und mehrere Kindergenerationen glücklich macht, wird sich noch zeigen. Den originalen Pumuckl von der Erfinderin Ellis Kaut und der bildnerischen Schöpferin Barbara von Johnson wird man aber bestimmt auch noch in 60 Jahren nicht vergessen haben.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!