Das Starnberger Landratsamt
Bildrechte: Auer Weber Architekten

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Haus des Monats: Das Landratsamt Starnberg

Inspiriert von einer japanischen Kaiservilla gewann das Starnberger Landratsamt 1989 den Deutschen Architekturpreis. Jetzt wurde der Bau erweitert. Und erneut ausgezeichnet – mit dem Preis des deutschen Architekturmuseums.

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

Die Lage könnte nicht schöner sein – direkt an der nördlichen Spitze des Starnberger Sees. Eine Oase. Vom Parkplatz aus führt der Weg vorbei an Wasserbecken, in denen Karpfen schwimmen und die zudem ein Ort für unterschiedlichste Kunst-Installationen sind. Filigrane Metallflügel drehen sich im Wind. Woanders führen mächtige, roh behauene Eichenstämme, aufeinander gelagert, zu einem Tor, auf die zentrale Eingangszone zu.

Ein Hauch von Japan

Land, Wasser und Himmel berühren sich und werden von den Häusern in den bläulich-grünlichen Farben gestalterisch aufgegriffen. Die Gebäude wirken feingliedrig und freundlich – die Struktur der einzelnen Komplexe ist weitverzweigt. Das große Volumen der Bauten verteilt sich raffiniert über mäandernde Flächen und unterschiedliche Bereiche. Die Zweigeschossigkeit, der Überstand der flach geneigten Dächer und die umlaufenden Veranden wirken in der Anordnung leicht und erinnern an japanische Architektur.

Tatsächlich sind die Verwaltungsbauten in Starnberg von der kaiserlichen Katsura-Villa in Kyoto inspiriert. Architekt Fritz Auer dachte, als er 1980 zusammen mit seinem Partner Carlo Weber am Wettbewerb für das Landratsamt teilnahm, genau an dieses Gebäude, das er 20 Jahre zuvor in Japan besucht hatte. Der Entwurf wurde umgesetzt und gewann 1989 den Deutschen Architekturpreis.

Ein Haus der Bürgerinnen und Bürger

Jetzt haben die nachfolgenden Architekten des Büros Auer Weber im selben Stil die Erweiterung gestaltet: Wie damals sollte nicht der Eindruck eines Verwaltungsbaus entstehen, sondern eine Anlage ergänzt werden, die offen und kommunikativ wirkt – unhierarchisch, demokratisch, einladend. Keine Behörde, sondern ein Haus der Bürgerinnen und Bürger. Was neu ist und was alt, lässt sich auf den ersten Blick gar nicht erkennen:

"Ja, das ist auch das Konzept der Erweiterung", betont Dominik Fahr, der das Projekt in Starnberg als Architekt betreut hat. "Es gab natürlich die Überlegung, wie erweitert man ein Haus nach 35 Jahren. Und es gab auch mit dem Landkreis die Diskussion: Macht man einen Solitär daneben, der vermeintlich günstiger sein könnte? Aber da war eigentlich bald klar, dass man das Haus erweitern möchte in gleicher Gestalt. Das war damals eine Besonderheit, so ein Haus für die Bürger zu planen, das eben keine abgeschlossene Amtsstube ist, sondern ein offenes Haus mit großen Verglasungen. Die Flure sind ja auch verglast, so dass zum einen Licht hereinkommt, aber man zum anderen auch sieht, wer arbeitet dahinter und was wird hier gemacht."

Gelungene Erweiterung

Bauen im Bestand. Wobei das Bestehende in seiner verspielten Gefälligkeit, etwa drinnen bei den Treppengeländern, die 80er repräsentiert – und das frisch Dazugekommene schnörkelloser und ruhiger erscheinen sollte. Das Architektenteam von Auer Weber wollte das Werk des eigenen Büros zum einen fortsetzen, zum anderen aber neu interpretieren. Dieses Kunststück ist gelungen.

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Das Landratsamt Starnberg wurde für die Architektouren 2023 am letzten Juniwochenende ausgewählt und kann dann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

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