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Passau: "Europäische Wochen" machen ohne Intendant weiter

Inzwischen bitten die "Europäischen Wochen" Passau auf ihrer Homepage um Spenden zur Finanzierung der kommenden Saison und "gegebenenfalls" zur Gründung einer GmbH: Die Schulden sind hoch, ein Intendant nicht in Sicht. Das "Interim" könnte anhalten.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Rosemarie Weber, Vorstand des Festivals, ist derzeit ausschließlich mit Krisen-Management beschäftigt. Es ist schon eine Erfolgsmeldung, dass es einen "Flyer" mit dem Programm geben soll, Veranstaltungen seien "gesichert", wird sie in der Presse zitiert. Der Vorverkauf laufe normal, was nicht viel heißt: In den Vorjahren war der Besucherandrang übersichtlich. In Burghausen musste der geplante "Jedermann" abgesagt werden, nach Alternativen werde noch gesucht.

Profil in der Festival-Schwemme gefragt

Nachdem Abgang des Intendanten Thomas E. Bauer, dem nur eine Saison vergönnt war, soll das Festival vorerst ohne einen künstlerischen Leiter auskommen. Gegenüber dem BR sagte Weber: „In der jetzigen Situation könnten wir uns gar keinen Intendanten leisten.“ Dessen Aufgaben wollen Vorstand und Mitarbeiter gemeinsam schultern. Das mag für die Verwaltungsaufgaben noch angehen, ein Profil zu schaffen ist damit wohl unmöglich, und bei der sommerlichen Festival-Schwemme ist es unabdingbar, unverwechselbar zu sein, eine "Marke" zu werden. Das kann aber wohl nur mit einem fähigen, kreativen Intendanten gelingen. Thomas E. Bauer setzte auf durchgreifende Verjüngung des Publikums und machte sich damit in Passau offenbar keine Freunde, zumal die Kosten aus dem Ruder liefen.

Schulden sind reduziert

Vor einigen Wochen hatten Meldungen für Schlagzeilen gesorgt, es fehlten 300 000 Euro. Diese Zahl scheint nicht mehr aktuell, Sponsoren hätten erhebliche Beträge gespendet, die Stadt Passau habe einen Zuschuss von 158 000 Euro überwiesen. Auch dies war vorübergehend fraglich gewesen, weil der Oberbürgermeister erst mal abwarten wollte, ob die Festspiele wieder auf die Beine kommen. Zwar beteuert Rosemarie Weber tapfer, die "Europäischen Wochen" werde es auch 2019 geben, doch einen Intendanten wird es so schnell wohl nicht geben: "Wir brauchen etwas Zeit, um den Festspielen eine nachhaltige Struktur geben zu können."

Ex-Intendant singt weiter

Offenbar wissen die Verantwortlichen selbst noch nicht so genau, wohin die Reise gehen soll, es gibt sogar innerhalb des Vorstand und der Sponsoren Kritiker, die am bisherigen Kurs zweifeln. Überwiegend mit klassischer Musik weiterzumachen, erscheint zunehmend unrealistisch: Die Zahl der hochkarätigen Konkurrenz-Veranstaltungen ist im Sommer enorm, das Publikum völlig überaltert und rund um Passau nicht gerade zahlreich. Ob Theateraufführungen weiterhelfen, ist ebenfalls fraglich, denn die sind teuer und auch da fehlen interessierte Zuschauer. Der Festspielball, der im letzten Jahr erstmals für gesellschaftlichen Glanz sorgen sollte, war bei weitem nicht ausverkauft und kämpfte mit dem sterilen Charme der Dreiländerhalle. Thomas E. Bauer will übrigens ungeachtet aller Reibereien abermals bei den "Europäischen Wochen" auftreten. Der Bariton wird bei Haydns „Die Jahreszeiten“ am 30. Juni in Engelhartszell/Oberösterreich und beim Konzert des EW-Vokalensembles am 21. Juli in Röhrnbach ( Freyung-Grafenau) mit von der Partie sein.