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Herzlich willkommen? Stephen G. Rhodes zwingt die Besucher in die Knie

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Moderne Kunst über "gute Nachbarschaft" in München

Die Pinakothek der Moderne zeigt aktuelle Kunst, die gerade noch auf der "Istanbul Biennale" zu sehen war. Bis zum 29. April 2018 führt "A Good Neighbour - On the Move" Werke über Gastfreundschaft und Fremdenfeindlichkeit vor. Von Stefan Mekiska

Da hängt auf Geheiß des US-Künstlers Stephen G. Rhodes am Eingang in gerade einmal eineinhalb Metern Höhe ein „Herzlich-Willkommen-Banner“, das alle Erwachsenen zwingt, sich zu bücken.

"Ich glaube, so ein zu tief gehängtes und auch nicht besonders schönes „Herzlich Willkommen“-Banner, das wirft viele Fragen auf. So einfach es ist, so unterschiedlich kann man es lesen. Das macht gute Kunst." Kurator Bernhart Schwenk

So vieldeutig sind viele der gezeigten Arbeiten. Die Türkin Burcak Bingöl hat im ganzen Haus offenbar Beobachtungskameras installiert. Doch erstens sind sie mit besonders hübschen Keramikmustern verziert. Und zweitens - nehmen sie gar nichts auf.

"Die Ausstellung ist eine sehr ruhige, eine introvertierte, eine sensible. Aber ich denke, mit den sensiblen, leisen Tönen kann man manchmal auch sehr viel sagen." Bernhart Schwenk

Im Fall der Kameras lautet die Botschaft: Wir werden ständig beobachtet, also beschützt, aber auch überwacht. Und das ist gerade durch die unübersehbaren Keramik-Blumenmuster hier wirklich nicht zu übersehen.

Kunst, die geistig fordert

Kaum zu missdeuten ist auch das Video „Wonderland“ von Erkan Özgen, in dem ein taubstummer Junge ohne Worte, aber mit sehr anrührenden Gesten über die Schrecken seiner Flucht erzählt.

„Lampedusa“ heißt ein Werk des einzigen deutschen Teilnehmers Olaf Metzel. Ein Aluminium-Wandrelief zeigt zerknüllte Zeitungsausschnitte über die Lage der Flüchtlinge auf der italienischen Mittelmeerinsel. Das könnte man auch als wütende Reaktion eines fremdenfeindlichen Zeitungslesers verstehen…

"Ich beschäftige mich mit Dingen, die uns alle beschäftigen, oder womit wir uns auseinandersetzen müssen, ob wir wollen oder nicht. Das ist die Aufgabe des Künstlers. Oder, sagen wir mal, eine Aufgabe, sich mit der Zeit auseinander zu setzen, in der er lebt. Ich denke aber nicht, dass das politische Kunst ist, sondern ich denke, dass das ein Zeitmoment ist. Man wird sehen, wie sich das alles weiterentwickelt. Ich kann es nicht beurteilen. Aber ich denke, man sollte es festhalten." Olaf Metzel

Die Ausstellung „A Good Neighbour“ hilft mittels wirklich guter Kunst zu verstehen, was und wie ein guter Nachbar sein könnte. Einer, der sich nicht aufdrängt, aber doch darauf achtet, ob seine Hilfe benötigt wird.