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Der Schriftsteller Khaled Kahilfa aus Damaskus

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Khaled Khalifa: „Der Tod ist ein mühseliges Geschäft“

Khaled Khalifa: „Der Tod ist ein mühseliges Geschäft“

Wenn der Krieg Alltag ist, werden selbst alltäglichste Dinge zur Gefahr. Der syrische Autor Khaled Khalifa schickt drei Geschwister mit einem Sarg durch den Krieg. Cornelia Zetzsche über Khalifas Roadnovel „Der Tod ist ein mühseliges Geschäft“

Gefährlicher letzter Wille

„Zwei Stunden bevor er starb, blickte Abdallatif mit der letzten verbliebenen Kraft seinem Sohn Bulbul tief in die Augen…und wiederholte seine Bitte, auf dem Friedhof seines Heimatdorfes Anabija begraben zu werden.“ (Roman-Zitat)

Bulbul und seine Geschwister transportieren den toten Vater im Kleinbus. Aber im kriegsversehrten Syrien dauern die 370 Kilometer von Damaskus ins Dorf des Vaters nördlich von Aleppo vier Tage - mit einer Leiche! in der Hitze Syriens!

„Im Alltag sind überall Checkpoints, die Menschen, die Syrer warten, was passiert, wir leben in einer Stadt des Transits. Aber wir haben größte Härten überstanden und sind immer noch am Leben.(Khaled Khalifa)

Gewalt und Korruption

Soldaten Assads, Rebellen und Islamisten beherrschen die Straßen. Einer Kontrolle entkommen die Geschwister mit dem Vater im Sarg, dank ihrer Bestechungsgelder, dann scheint Endstation. Sie werden verhaftet. Und:

 „Sie wollen den Leichnam festnehmen“, flüsterte Hussain Bulbul zu, der nicht verstand. Es mußte sich um eine Verwechslung handeln. (Roman-Zitat)

Khalifas Roman ist Groteske und Roadnovel zugleich; das Porträt einer Familie zwischen Tradition und Moderne und Spiegel der Gesellschaft, ihrer korrupten Bürokratie, ihrer gnadenlosen Repressionen gegen Frauen und zugleich ihrer Kriegstraumata.

Das andere Leben

„Ich schreibe einen Roman. Aber in Syrien sieht man viel Surreales, das ist kaum vorstellbar, aber wahr. Jeden Morgen haben wir dieses surreale Leben vor uns.“ (Khaled Khalifa)

Der Schriftsteller und Drehbuchautor Khaled Khalifa lebt in Damaskus und kennt den Alltag. Er scheut keine drastischen Bilder, die Leichenberge den Straßen etwa. Und doch schreibt er lakonisch, auch ironisch vom Leben in den Trümmern des Krieges.

 „Die Medien berichten über Politik. Aber wenn man die Kamera nur einen Meter daneben richtet, beobachten wir andere Dinge, sehen wir ein anderes Leben.“ (Khaled Khalifa)

Khaled Khalifa: Der Tod ist ein mühseliges Geschäft, Übersetzung: Hartmut Fähndrich, Rowohlt, 20 €