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Johan Simons

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Johan Simons: Es gibt in Deutschland zu viele Premieren

Er will und soll das traditionsreiche Bochumer Schauspielhaus wieder zu "alter Größe" führen: Der Holländer Johan Simons beginnt im Herbst seine Intendanz. Seine erste Botschaft: Mehr Qualität, weniger Quantität. Es gebe zu viele Neuproduktionen.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Runde 100 Jahre wird das Bochumer Schauspielhaus im kommenden Jahr. Anlass zu feiern, auch für den neuen Intendanten Johan Simons, der heute seinen ersten Spielplan präsentierte. Den Münchnern ist Simons als Chef der Kammerspiele in guter Erinnerung, anschließend veranwortete er drei Jahre lang die "Ruhrtriennale". Dort allerdings war seine Erfolgsbilanz durchwachsen, und auch mit dem reichen München wurde der gebürtige Holländer nicht so recht warm: Er begann mit Straßentheater, machte soziale Konflikte zum Thema, was an der Luxusmeile Maximilianstraße nicht immer ganz einfach war.

„Das kostet Qualität“

Insgesamt wird an deutschen Theater zu viel produziert, meint Simons und begründete das so:

"Ich sehe heutzutage am deutschen Theater, dass einfach zu viel produziert wird. Das kostet Qualität." Johan Simons

Statt auf Menge zu setzen, müssten sich Theaterleute auch mal „acht, neun oder zehn Wochen Probenzeit“ nehmen. Üblich sind am Theater sechs Wochen, wobei die beiden letzten Wochen schon ganz im Zeichen technischer Aspekte stehen. Da wird das Licht gesetzt, am Bühnenbild gefeilt, kaum noch inhaltlich experimentiert. Am Musiktheater ist die Probenzeit noch eingeschränkter, da müssen oft zwei oder drei Wochen reichen, weil die übrigen Tage für Orchesterproben benötigt werden. Kein Wunder, dass manche Stars sich die jeweilige Neuproduktion auf Video ansehen und sich ihre Rolle in ein paar Tagen „drauf schaffen“. Geprobt haben dann nur die „Cover“, also die Ersatzleute, die an großen Häusern bereit stehen, falls die Promis kurzfristig ausfallen. 

"Jüdin von Toledo"

Simons selbst beginnt seine Arbeit in Bochum übrigens mit Lion Feuchtwangers „Jüdin von Toledo“. Premiere der Roman-Bearbeitung ist Allerheiligen, am 1. November. Am 10. November zeigt das Schauspielhaus „Penthesilea“ von Heinrich von Kleist, eine Arbeit, die Simons im Sommer für die Salzburger Festspiele inszeniert. Im Januar 2019 knöpft sich der Intendant zwei hoch umstrittene Werke vor: Michel Houllebecqs „Plattform“ und „Unterwerfung“. In beiden Romanen arbeitet sich der französische Star-Autor an den Themen Geschlechterkrieg, Islam und Migration ab.