Porträt des Schauspielers
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Richard Dreyfuss

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Hollywoodstar Dreyfuss findet Diversity-Regeln "zum Kotzen"

Der aus dem "Weißen Hai" bekannte Schauspieler Dreyfuss glaubt nicht, dass Minderheiten vor der "Verletzung ihrer Gefühle" geschützt werden müssen. Er hält es auch für möglich, dass weiße Schauspieler Schwarze darstellen. Kritiker sind entsetzt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Richard Dreyfuss leistete sich einen Rundumschlag gegen alle Regeln, die sich Hollywood derzeit auferlegt, um die gesellschaftliche Vielfalt abzubilden und Minderheiten besser vor Rassismus und Sexismus zu schützen. Kein Wunder, dass sämtliche Branchen-Portale der Filmindustrie darüber berichteten. So hatte die Oscar-Akademie bereits 2021 vier Grundsatzregeln verkündet, von denen mindestens zwei erfüllt sein müssen, damit ein Film ab kommendem Jahr als "Best Picture" ausgezeichnet werden kann. Zu den Kriterien gehören die Besetzung von Haupt- und wichtigen Nebenrollen mit Künstlern aus "unterrepräsentierten" gesellschaftlichen Gruppen, aber auch, wie divers die Führungspositionen der Studios besetzt sind und welche Themen die Drehbuchautoren aufgreifen.

Dreyfuss sagte in einem aufsehenerregenden TV-Interview für die Sendung "Firing Line" im US-Sender PBS, all diese Regeln finde er "zum Kotzen": "Der Film ist eine Kunstform. Er ist auch ein Geschäft und bringt Geld, aber es ist immer noch eine Kunst. Niemand sollte mir als Künstler sagen, dass ich mich der neuesten, gängigsten Vorstellung von Moral beugen muss. Was setzen wir eigentlich aufs Spiel? Riskieren wir wirklich, die Gefühle von Leuten zu verletzen? Das lässt sich doch nicht gesetzlich regeln."

"Sind wir verrückt geworden?"

Stattdessen solle die Academy das "Leben einfach Leben sein lassen": "Ich glaube nicht, dass es Minderheit und Mehrheit in diesem Land gibt, die derart behandelt werden wollen." Der britische Schauspieler Laurence Olivier sei 1965 der letzte weiße Schauspieler gewesen, der Othello in einem Film mit schwarzer Schminke gespielt habe: "Und er spielte ihn brillant. Und mir wird gesagt, dass ich niemals die Chance haben werde, einen schwarzen Charakter zu spielen. Wird denn irgendjemand anderem gesagt, er dürfe nicht den 'Kaufmann von Venedig' spielen, wenn er kein Jude ist? Sind wir verrückt geworden? Wissen wir nicht mehr, dass Kunst nun mal Kunst ist?"

Das alles sei "so bevormundend und nutzlos", urteilte der 75-Jährige über die Diversity-Regeln: "Die Leute werden wie Kinder behandelt." Jeder müsse damit rechnen, dass seine Gefühle verletzt werden könnten, so der Schauspieler, auch Kinder. Die Menschen sei dazu keineswegs "zu zerbrechlich". Keiner wisse mehr, wie er "aufstehen und seinem Angreifer ins Gesicht schlagen" könne, wenn er beleidigt werde.

"Kein Wunder, dass er nicht mehr viel arbeitet"

Darüber hinaus kritisierte Dreyfuss die amerikanische Filmindustrie für deren Hang zu Fortsetzungen, die seien der "Tod" der Branche. So seien die weiteren Versionen von Steven Spielbergs Horror-Klassiker "Der weiße Hai" niemals auch nur ansatzweise an das Niveau der Vorlage herangekommen. Und noch ein Geständnis machte Dreyfuss, der damals den Hai-Experten Matt Hooper spielte: Er selbst setze seinen Fuß auch nicht mehr ins Meerwasser.

Erwartungsgemäß löste Dreyfuss mit seinen Bemerkungen entschiedenen Widerspruch und Häme aus. "Kein Wunder, dass er nicht mehr viel arbeitet", hieß es in einem Kommentar. "Laurence Oliviers Darbietung von 'Othello' war ein Produkt seiner Zeit, einer Zeit, in der einem schwarzen Schauspieler die Rolle nicht einmal angeboten wurde", schrieb ein weiterer Blogger. Und ein Leser mit Sinn für Ironie meinte: "Apropos Olivier, ich habe einmal versucht, Othello zu sehen, aber dieses Make-up! Es war so verdammt glänzend! Und grünlich! Ist Othello ein Mohr oder ein Vulkanier? Ich krümmte mich vor Lachen, musste aufhören zuzusehen. Vielleicht hat das Zeug auf einer Bühne im 19. Jahrhundert gut funktioniert, aber aus heutiger Sicht ist es urkomisch."

"Warum finanziert er nicht seine eigenen Filme?"

Dreyfuss, der zuletzt im Western "Mord in Yellowstone City" (2022) zu sehen war, wurde als "reicher alter Mann" geschmäht: "Leute wie er hassen es, sich ausgeschlossen zu fühlen, haben aber keine Probleme damit, andere auszuschließen." Er vertrete einen gesunden Menschenverstand, der "nicht sonderlich gesund" anmute. Einer der Kommentatoren fühlte sich an George Orwells "Farm der Tiere" erinnert, wo einige Tiere "gleicher" seien als andere.

Dem Schauspieler wurde "das Denkvermögen einer Kuh" attestiert: "Wenn er einen Film machen will, der die Auswahlkriterien der Academy nicht erfüllt, wer hält ihn dann davon ab? Besser noch, er ist ja seit 1.000 Jahren dabei, warum finanziert er nicht seine eigenen Filme, vertreibt und vermarktet sie aus eigener Tasche. Dann müsste er sich über nichts beschweren."

Es gab auch Kritik an der Oscar-Academy, deren Anforderungen viel zu "leicht" erfüllbar seien und nicht viel an der Benachteiligung gesellschaftlicher Gruppen ändern würden.

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