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Alberto Manguel

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"Geschichte des Lesens": Alberto Manguel erhält Gutenberg-Preis

"Wie kein zweiter" habe sich der Übersetzer und Autor Alberto Manguel mit der Beziehung zwischen Lesen, Leserschaft und gedrucktem Buch beschäftigt, so die Jury. Daher erhält der Kanadier den mit 10.000 Euro dotierten Gutenberg-Preis für Druckkunst.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Er ist der Direktor der argentinischen Nationalbibliothek, wuchs in Israel und Großbritannien als Diplomaten-Sohn auf und hat die kanadische Staatsbürgerschaft. Alberto Manguel ist ein echter Kosmopolit, lebte lange in Frankreich, lernte erst Englisch, dann Spanisch, und vertiefte sich bereits als Kind lieber in Bücher, statt Fußball zu spielen.

Geh raus und lebe, sagte meine Mutter immer, wenn sie mich lesend fand, als hätte meine stille Beschäftigung ihrer Vorstellung vom Leben widersprochen. - Alberto Manguel im Deutschlandfunk

Lesen im Himmel und in Spuren

Auf rund 400 Seiten beschäftigte sich Manguel in seiner "Geschichte des Lesens" (1998) mit seiner größten Leidenschaft. Das Lesen versteht er dabei als tiefgreifenden Erkenntnis-Prozess: Gelesen wird ja nicht nur in Büchern, sondern auch in Spuren, in Fährten, am Himmel, in Mustern. Als langjähriger Vorleser des erblindeten argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges erlebte Manguel, dass das gesprochene Wort mit dem Lesen in enger Verbindung stand und steht. Erst im Mittelalter, so ist es seinem Buch zu entnehmen, wurde es üblich, still und für sich alleine zu lesen, vorher wurde in der Regel vor Zuhörern laut rezitiert. Auch weitere Bücher von Manguel kreisen um sein Verhältnis zum Buch, zum Druck, zur Literatur: "Eine Geschichte der Neugierde" (2016), "Die Bibliothek bei Nacht" (2007) und das "Tagebuch eines Lesers" (2005), "Bilder lesen" (2001).

Ein Preis für Druckkunst

Die Gutenberg-Gesellschaft und die Stadt Mainz vergeben den Preis im jährlichen Wechsel mit Leipzig, ebenfalls einer Metropole der graphischen Buchkunst, für hervorragende künstlerische, technische oder wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Druckkunst. Zu den bisherigen Preisträgern zählte etwa der italienische Schriftsteller Umberto Eco. Die Auszeichnung wird am 23. Juni im Rathaus von Mainz verliehen.