Bildrechte: Caroline Seidel/Ruhrtriennale 2017

Caroline Peters in "Kein Licht"

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Für Caroline Peters ist Leben auf dem Mars ein "Horror-Gedanke"

Die Hauptdarstellerin aus dem Eifel-Krimi "Mord mit Aussicht" steht jetzt in Duisburg bei der Ruhrtriennale auf der Bühne: In "Kein Licht" nach Texten von Elfriede Jelinek. Es geht um Energie und die Zukunft der Mennschheit. Von Peter Jungblut

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur.

Ein singender Hund, zwei Teletubbies, jede Menge neon-grünes Wasser, elegante Abendkleider, leuchtende Elementarteilchen und eine Prise Donald Trump: Ja, dieser Theaterabend ist ein totales Durcheinander, großartige Unterhaltung und ein bitterböses Seminar über unser Verhältnis zur Energie, genauer gesagt zur Stromerzeugung. Drei Texte hat die Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek dazu geschrieben, erstmals 2011 nach der Katastrophe von Fukushima, als ein Tsunami ein Kernkraftwerk zum Schmelzen brachte. "Kein Licht" heißt der fulminante Abend in der Duisburger Gebläsehalle, einem Industriedenkmal, und die fernsehbekannte Caroline Peters ist überglücklich, bei diesem Projekt dabei sein zu dürfen:

"Also, das zum Beispiel, was ich hier gemacht habe, das war etwas, was ich immer schon gerne machen wollte. Ich wollte schon immer mal gerne auf einem Festival spielen. So was hatte ich immer im Kopf, dass ich gerne was machen würde, was herausgehoben ist aus dem Ensemble-Alltag oder dass man mal mit Leuten und Einflüssen zusammen kommt, die man sonst überhaupt nicht hat. Und das war in dieser Produktion so in jeder Hinsicht: Künstlerisch, aber auch von der Probenzeit her. Wir haben in Paris probiert und in Duisburg, beides Orte, an denen ich mich noch nie länger aufgehalten habe und beides Orte, die unterschiedlicher nicht sein könnten."

Annäherung an Elon Musk

Einfach ist in der Energiepolitik gar nichts - das wird schnell klar. Wer die Kernkraft abschaltet, riskiert die Kohlendioxid-Vergiftung durch konventionelle Kraftwerke. Bleibt da etwa nur die Flucht zum Mars, wie es am Ende von "Kein Licht" ironisch vorgeführt wird?

"Ja, da haben wir uns ein bisschen an Elon Musk angenähert, der ja viel Zeit und Geld in Forschung steckt, wie man zum nächsten Planeten reisen kann und einfach da weiter leben kann. Wir machen eine Arche, laden zwanzig Leute drauf und verpissen uns – was für mich ein absoluter Horror-Gedanke ist, aus meiner Sicht, aber natürlich auch sehr komödiantisch verwertbar, und daran haben wir uns angeschlossen. Deshalb fliegen wir am Ende in einer imaginären, gezeichneten Rakete zum Mars, um dort ein neues Leben zu beginnen, weil der Planet Erde ist verbraucht!"

"Die Erde ist keine Kugel"

Seit Donald Trump ausgestiegen ist aus dem Klimaschutz, hat sich die Lage zweifellos noch einmal verschärft - Elfriede Jelinek schrieb dazu einen aktuellen Text über einen Mann im Wolkenkratzer-Kuckucksheim. Caroline Peters:

"Mir kommt es momentan immer so vor, als stünden immer Leute vor einem in den Nachrichten, die immer sagen: Ej, Leute, die Erde ist keine Kugel!"

Seit rund zehn Jahren ist Caroline Peters am Wiener Burgtheater engagiert und dort sehr erfolgreich, auch vielfach ausgezeichnet. Wien, das ist ihre Stadt geworden:

"In Deutschland ist ein Theater eine von vielen kulturellen Einrichtungen, die ein paar Leute wahrnehmen. In Wien ist das eine völlig alltägliche Angelegenheit, dass man sich damit beschäftigt, was in den Konzerthäusern der Stadt, im Burgtheater und anderen Theatern stattfindet. Das gehört da zur Alltagskultur von praktisch jedem, der da wohnt, dazu. Und das macht einen enormen Unterschied."

Mord mit Aussicht: Fortsetzung wäre "zwiespältig"

Bekannt ist Caroline Peters natürlich vor allem als Sophie Haas, als Kommissarin in der Eifel-Krimi-Komödie "Mord mit Aussicht". Nach drei Staffeln war Schluss, obwohl die Zuschauer begeistert waren. Gibt es eine Fortsetzung?

"Das hängt dann doch von den Büchern ab und von den Autoren, je nachdem, wer dafür gewonnen wird, auch von dem Format. Also, es bleibt zwiespältig, aber solange vom Sender auch keine Signale an uns kommen, denke ich darüber weiter auch nicht nach."

"Mord mit Aussicht" war eine Lehrstunde in Sachen Fernsehen. Ganz zaghaft gingen die Verantwortlichen an das ungewöhnliche Format heran, witzige Provinz-Krimis gab es bis dahin nicht.

"Es war klar, das ist jetzt ein Nischen-Produkt, und dann hat man auch mehr Freiheiten, ein bisschen speziell zu sein und Sachen zu machen, die eben nicht jedem zusagen, und dadurch wird so was irgendwie interessanter. Wenn man 'Malen nach Zahlen' macht und versucht, alle Geschmäcker zu befriedigen, dann kommt einfach nichts dabei raus, aus meiner Sicht."

Derzeit sieht es eher nicht danach aus, dass "Mord mit Aussicht" jemals fortgesetzt wird. Caroline Peters fühlt sich mit Jelinek-Texten genauso wohl. Und sie hat endlich mit dem Rauchen aufgehört, wo sie in der Rolle der Sophie Haas doch ziemlich süchtig war. Da hat sich also einiges auseinander entwickelt.