Jonathan Rado am Mikro auf der Bühne
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Foxygen Konzert in Camden Koko, London, UK. 27.02.2017

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Fröhliche Melancholie: Neues Solo-Album von Jonathan Rado

Jonathan Rado hat sein neues opulentes Solo-Album fertig. Darauf arbeitet sich der "Foxygen"-Musiker am Glam-Pop der 70er-Jahre ab – aber er muss auch sehr Persönliches und Trauriges verarbeiten.

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Mit einem verpatzten Start beginnt die Platte: Jonathan Rado flucht kurz und legt dann nochmal am Klavier los. "For Who The Bell Tolls For" ist der opulente Opener, knapp sieben Minuten lang – der den Titel und Ton vorgibt. Das neue Solo-Album verarbeitet den Tod zweier Freunde des kalifornischen Sängers, Gitarristen und Produzenten.

Jonathan Rado hat ein Faible für Pauken-und-Trompeten-Produktionen. Das war schon bei seiner Band "Foxygen" so, in den Zehnerjahren eine der interessantesten Newcomer der USA. Und er war auch schon im Dreieck zwischen Glam der 70er-Jahre, Indie-Folk und verspulter Psychedelia unterwegs. Das große Kino gilt bei ihm auch für die Platten anderer: Rado produzierte große Namen wie "The Killers" oder die gefeierten "Father John Misty" und "Weyes Blood". Solo holt er natürlich auch eher zur großen Geste aus.

Neues Album mit großer Geste

Zum einen ist "For Who The Bell Tolls For" ("Wem die Stunde schlägt") Richard Swift gewidmet – das ist der US-amerikanische Produzent, bei dem Jonathan Rado gelernt hat. Der sagte mal, man solle am besten die Klappcover-LPs aufschlagen – von tollen "Sly & The Family Stone"- oder den "Beatles"-Platten. Zum Beispiel um auf den Studio-Fotos genau zu sehen, welche Instrumente oder Effekt-Geräte sie damals benutzt haben. Mit diesem Fan-Wissen nahm Swift Acts wie "The Shins", "Kevin Morby" und "Nathaniel Rateliff" auf. Und dann auch Rados Band "Foxygen". In einem Stück spricht Rado ihn direkt an.

Im Song "You Make It Easier" – eine der Singles des Albums – singt Rado über sein verstorbenes Vorbild und seinen Kumpel Richard Swift, er klagt: "Es ist so hart, einen Song zu schreiben – mit dir ging es einfacher, nun bist du fort – ich hätte niemals gedacht, dass ich einen nationalen Schatz verlieren würde." Rado musste beim Einsingen heulen, wie er sagt. Der Musik-Produzent Swift starb 2018 mit nur 41 Jahren an den Folgen seines Alkoholkonsums: an Leber- und Nierenversagen. Kurz vor seinem Tod hatten Freunde noch eine Crowdfunding-Kampagne initiiert, um für Richard Swift die Krankenhauskosten aufzutreiben.

Trauer braucht nicht immer Worte

Der zweite Tote, den Jonathan Rado auf seinem Album betrauert, ist der Illustrator und Animator Danny Lacy. Er zeichnete für Comedy-Sender und gestaltete Plattencover. Für Rados Band "Foxygen" drehte er ein Video. Auch er ein enger Freund, auch er ein Mentor, auch er starb 2018. Dass die Songs eher augenzwinkernd und fröhlich daherkommen, liegt daran, dass Rado den positiven Einfluss von Swift und Lacy auf sein Leben zeigen will. Denn ein klassisches Traueralbum voller triefender Balladen wollte er auf keinen Fall abliefern.

Am Ende der Platte wird es dann doch noch ungebrochen ernst: "Your Funeral" ist das extra melancholische Schluss-Instrumental. Trauer braucht nicht immer Worte. Eine weitere Erkenntnis, die Rado von Swift gelernt hat: Selbst ernsten Situationen sollte man mit Leichtigkeit begegnen. Am besten helfen einem dabei Freunde. Rado hat auf seiner Tribute-Platte zu jedem Stück befreundete MusikerInnen eingeladen.

Trotzdem: Alles in allem reicht Rado nicht an die Pop-Qualitäten seiner Band heran. Dafür waren die Songideen bei "Foxygen" doch noch um einiges toller und überraschender. Wer aber schon alles von "Foxygen" hat, für den ist das Solo-Album eine willkommene Abwechselung nach bald fünf Jahren Platten-Pause.

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