Bildrechte: "Aus dem Nichts" / Bild: 23. Filmfestival Türkei Deutschland

Die Hochzeit vor dem Schicksalsschlag: "Aus dem Nichts"

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"Die Filmemacher in der Türkei geben nicht auf"

Der Trailer des Filmfestivals Türkei Deutschland ist zwar noch der alte. Doch politisch hat sich am Bosporus einiges geändert, seit Erdogan den Ausnahmezustand verhängt hat. Keine einfache Ausgangslage für ein Filmfestival, das auf Dialog setzt

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Die deutsch-türkischen Beziehungen seien "sehr wichtig", betonte diese Woche Nurman Kurtulmus, immerhin türkischer Minister - allerdings für Tourismus, da ist klar, woher diese Sicht kommt: Die Buchungszahlen aus dem Reiseweltmeisterland Deutschland waren zuletzt eingebrochen. Allmählich erholen sie sich wieder. Ein anderes Bild als das vom sonnigen Urlaubsland Türkei zeichnen viele Filme, die derzeit bei der 23. Ausgabe des Filmfestivals Türkei - Deutschland in Nürnberg zu sehen sind. Über die politischen Eintrübungen zwischen beiden Ländern wird dort nicht hinweggeredet. Häufig werden sie offensiv thematisiert. Womöglich ein Grund, weshalb die Türkei die Zuschüsse, die sie lange Zeit zahlte, mittlerweile gestrichen hat. Aber: Das Programm des Nürnberger Filmfestivals hat das Regime aus Ankara trotz Streichung von Subventionen nicht beeinflussen können, betont der Leiter Adil Kaya.

Am Freitag wurde das Festival also trotz prekärer Etatlage eröffnet. Insgesamt über 40 Filme mit 32 Premieren stehen beim Filmfestival an, auch ältere Streifen wie beispielsweise "Uzlasma", "Der Konsens". Das 1991 entstandene Politdrama setzt sich in Rückblenden mit der gesellschaftlichen Lage auseinander, die 1980 zum Militärputsch in der Türkei führte. Hauptdarsteller ist Halil Ergün, das Gewissen des türkischen Kinos. Im Anschluss an die Vorführung dieses Films in Nürnberg gab der Schauspieler bereitwillig Auskunft über seine künstlerischen Aktivitäten. Der 71-Jährige, der in so bedeutenden Filmen wie dem mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichnetem "Yol", "Der Weg“ mitgewirkt hat, nahm in der ausverkauften Tafelhalle für sein Lebenswerk sichtlich bewegt den Ehrenpreis entgegen - zusammen mit Regisseur Volker Schlöndorff. Kurz antwortet Ergün auf die Frage, was die prekäre politische Situation in seinem Land für die türkischen Filmschaffenden bedeutet:

"Die Filmemacher in der Türkei geben nicht auf. Sie machen immer wieder neue Filme, wenn sie die Möglichkeit dazu finden. Aber ein künstlerischer und kultureller Prozess, in dem die brennenden Probleme diskutiert werden, hat noch nicht begonnen. Ich glaube an das Leben. Mein Glaube an das Leben ist unbegrenzt. Wir haben viel gesehen. Wir werden auch noch viel sehen." Halil Ergün

Neueste Produktionen laufen beim Festival außerhalb der Wettbewerbe für Spiel- und Kurzfilme. Etwa "Djam", ein in Istanbul und Griechenland angesiedelter Streifen zu den Auswirkungen ethisch verwerflicher Machenschaften von Banken. Etliche Gesprächsrunden sollen zudem und trotz der angespannten politischen Lage zwischen Deutschland und der Türkei dafür sorgen, dass der interkulturellen Dialog zwischen beiden Ländern nicht zum Erliegen kommt - mit Cineasten zum Anfassen.