Die BR Kulturredaktion hat ausgewählt: Das sind unsere liebsten Alben des Jahres.
Chuckamuck – Chuckamuck
Chuckamuck zelebrieren das junge Leben in all seinen Facetten: Verlieben, Party, Exzess, Kater und der Morgen danach. Dieses selbstbetitelte Album ist eine Frischzellenkur, für junges, wie für älteres Publikum. Die Garagenrocker aus Berlin präsentieren sich gereift, mit mehr Melancholie, Countryballaden und erinnern dabei manchmal an Rio Reiser.
Helen Malich
Destroyer - Ken
Alles hat einen doppelten Boden bei Dan Bejar – Sänger und Mastermind von DESTROYER. Klug, versponnen und poetisch. Und jedes Album hat ein Konzept. In KEN zitiert er die 80er: The Cure oder Thomas Dolby-Sounds. Passend auch die Story: Hollywood ist ein Thema, Tand und Oberfläche. Klingt fett, manchmal gar gefällig und ist doch sehr, sehr finster. Bejar selbst übrigens ist ein zurückhaltender Herr, der auch in kleineren Clubs mit (fantastischer) Acht-Mann-Band am Start ist, wenig redet, etwas verspult daherkommt, aber mit stets vorhandener Grandezza. Wahrscheinlich hat er einen neuen Typus erfunden: den Dandyschrat.
Lars Friedrich
Juana Molina – Halo
Ein Knochen, aus dem zwei Augen starren: Genauso unheimlich, verwunschen, Voodoo-haft wie das Albumcover ausschaut, klingt die Musik von Juana Molina auf „Halo“. Mehr denn je verlässt sich die argentinische Musikerin auf hypnotisch wirkende Synthie-Klänge und singt ebenso hypnotisch dazu, die Gitarre rückt in den Hintergrund, das Schlagzeug und Percussion werden nur sparsam, dafür stets überraschend eigenwillig eingesetzt. Musik jenseits klassischer Strophe-Bridge-Refrain-Schemata und abseits bekannter Hörgewohnheiten, die direkt aus dem Unterbewusstsein zu kommen scheint. Einem schauderhaft schönen Unterbewusstsein.
Hardy Funk
Mine & Fatoni – Alle Liebe nachträglich
Mine & Fatoni haben das Unmögliche möglich gemacht: Ein junges frisches Album über die Liebe und Beziehungen, das völlig unpeinlich daherkommt - ohne Anglizismen und ohne Fremdscham. Wobei als Gebrauchsanleitung noch hinzugefügt werden sollte: Eigentlich wollten Sängerin und Produzentin Mine und Rapper Fatoni einfach ein Album über die Liebe machen, geworden ist es dann aber nahezu ausschließlich ein Album über unglückliche Liebe. Das hat es aber in sich - musikalisch und auch was die Gäste betrifft. Denn das sind Rapper Danger Dan von der Antilopen Gang und der immer noch viel zu unbekannte Sänger und Schreiber Tristan Brusch.
Katja Engelhardt
Pink – Beautiful Trauma
Klar: Das hier ist Mainstream-Pop. Aber: Erstens ist er sehr gut gemacht. Und zweitens unterläuft Pink, die sich inzwischen zu einer legitimen Nachfolgerin von Mae West oder Bette Middler mausert, in ihren Lyrics alle Erwartungen an Hitparaden-Kost. Sie stellt die richtigen Fragen zur "Ära Trump" ("What About Us?") oder macht sich über das mittels Pillen ruhig gestellte Mittelklasse-Amerika lustig ("Beautiful Trauma"). Im Video zum aktuellen Hit beweist überdies der Schauspieler Channing Tatum viel Mut zur Selbstironie.
Stefan Mekiska
V.A. – Bravo The Hits 2017
Ach ja. Haltet mich doch für einen Ironiker, Weltpessimisten, Geschmacksverirrten. Ich liebe "Bravo The Hits 2017". Es gibt kein Dur mehr, kein Moll. Kein Up, kein Down. Hast du schon mal nachts, 2:30 Uhr bei minus zehn Grad auf der Autobahn alle Fenster geöffnet, Cabrio im Winter gespielt und "New Rules" von Dua Lipa gehört? Nö? Gut so. Ich habe jetzt eine Erkältung.
Andreas Krieger