Bildrechte: Paramount Pictures

Downsizing - Filmszene

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Der Film "Downsizing": Miniaturparadies mit Macken

Wie lebt es sich als 13 Zentimeter großer Winzling? Nachhaltiger scheint es, wenn wir alle schrumpften, Winzlinge brauchen weniger Nahrung und Raum, sie produzieren weniger Müll. Alexander Payne regt mit seinem Film zu Fragen an. Von Moritz Holfelder

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Alexander Paynes neuer Film „Downsizing” ist die erste dreiviertel Stunde lang phänomenal. Es geht ziemlich ernsthaft (und trotzdem mit einem ironischen Unterton) um eine bahnbrechende Vision, eine neue Weltordnung. Wenn die Menschen kleiner würden, dann würden sie auch weniger Müll produzieren, weniger Rohstoffe und Energie verbrauchen, und alle kämen mit weniger Raum aus. Die Versprechungen werden zu Beginn auf einem Kongress für Nachhaltigkeit in Aussicht gestellt, norwegische Wissenschaftler präsentieren eine Sensation – die ersten kleinen Menschen.

50 Winzlinge unter der Haube eines Serviertellers

Erst ein ungläubiges Raunen im Saal, dann euphorischer Beifall: Der Deckel einer Box wird angehoben wie die Haube von einem Servierteller – und darunter kommt ein winziger Wissenschaftler zum Vorschein, vor sich ein kleines Rednerpult. Und schon werden rund 50 weitere down-gesizte Menschen hereingeschoben, auf einem Servierwagen. Alexander Payne hat das mit wunderbarer Selbstverständlichkeit in Szene gesetzt. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus – und ist gespannt, was nach der Umwandlung von Matt Damon passiert.

Enttäuschendes Miniaturparadies

Leider plätschert der Film in der zweiten Hälfte dann etwas unentschlossen dahin. Das Miniaturparadies erweist sich als ziemlich steril und wenig inspirierend. Was einmal versprochen wurde, nämlich ein Leben in Saus und Braus, weil sich in Liliput mittelprächtige Ersparnisse zu einem Reichtum verwandeln (100.000 Dollar sind hier so viel wert wie 12 Millionen), will sich nicht recht einstellen. Bald ist klar: Es gibt Sinnreicheres und Lustigeres als ein Dasein in einer Gated Mini-Community unter einem Glasdach. Also wird Christoph Waltz als schmieriger Nachbar von Paul aufgeboten, um die Dramaturgie vor dem Stillstand zu bewahren. Er spielt einen radebrechend chargierenden Osteuropäer, der den Neuankömmling unter seine Fittiche nimmt.<

Offene Fragen

Die wichtigen Fragen stellt der Film leider nicht: Wie verändern sich Menschen, wenn sie plötzlich nur noch 13 Zentimeter messen? Was macht das mit dem Selbstwertgefühl, vor allem, wenn es nach wie vor die Großgebliebenen gibt? Welche Kontakte und Geschäfte zwischen Klein und Groß finden überhaupt noch statt? Welche Rolle spielen die Winzlinge politisch und wirtschaftlich? Ist das Schrumpfen tatsächlich ökologisch nachhaltig? All‘ das bleibt unbeantwortet in „Downsizing“ – auch gibt es keine Interaktionen mehr zwischen den geschrumpften und den nicht geschrumpften Menschen, was einen großen Reiz des ersten Teils ausmacht. Sehenswert ist der Film deshalb trotzdem, einfach weil der anfangs ziemlich real dargestellte Schrumpfungszauber sehr zum Nachdenken über unsere Welt anregt.