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Mary Gauthier

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Das neue Album der Folksängerin Mary Gauthier

Der Country gilt als US-Musikform mit einem patriotischen Unterton. Mit "Rifles & Rosary Beads” hat Mary Gauthier jetzt ein differenzierteres Album vorgestellt. Eine Platte, die sie mit US-Veteranen und deren Angehörigen schrieb. Von Arndt Peltner

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Der Country gilt oftmals als amerikanische Musikform mit einem patriotischen Unterton. Amerika, das Land der Weiten und der Freiheiten, “God’s Country”. Doch das ist es etwas kurz gefasst. Mary Gauthier ist eine Country und Folk Sängerin, die über die Jahre sieben Studioalben veröffentlicht hat, auf denen sie ihre persönlichen Geister und Traumata in Songs aufarbeitete. Kein leichter Prozess, doch ihre Lieder wurden für sie zu einem Weg mit der eigenen Geschichte zurecht zu kommen. Nun legt sie mit “Rifles & Rosary Beads” ihr neuestes und bereits vor der Veröffentlichung vielbeachtetes Album vor, eine Platte, die sie mit US Veteranen aus dem Afghanistan und Irak Krieg und deren Angehörigen schrieb.

Songwriting with Soldiers

Mary Gauthier lebt in der Country-Metropole Nashville. Die 55jährige ist seit nahezu 30 Jahren im Musikgeschäft. Sie kennt harte Erfahrungen – etwa mit Alkoholsucht, die sie seit vielen Jahren überwunden hat – und Traumata. Vor knapp fünf Jahren wurde sie von der Organisation “Songwriting with Soldiers” eingeladen. Sie bringt Folk Musiker und Musikerinnen mit Soldaten und Veteranen zusammen, um durch Songs Erlebtes zu verarbeiten. Auf den ersten Blick ein gewagtes Unterfangen. Gauthier hat keine Militärerfahrungen und ist erklärte Kriegsgegnerin.

"Aber das heißt ja nicht, dass ich die Soldaten hasse. Ich liebe die Menschheit und das bezieht Soldaten mit ein. Ich werde auch wieder gegen den nächsten Krieg protestieren, aber wenn die Soldaten zurückkommen, sie verwundet sind und ich helfen kann, dann werde ich das tun.“
Mary Gauthier, Country-Star

Wege zurück in die Gesellschaft

“Rifles & Rosary Beads” ist ein gefühlvolles, ja, poetisches Album, das einem sehr nahe geht. Gauthier schaffte es emotional einen Zugang zu den Soldatinnen und Soldaten zu finden, mit ihnen über ihre dunkelsten Gefühle und Erfahrungen zu sprechen. Hier kommt nach 17 Jahren militärischer Einsätze in Afghanistan und im Irak eine Generation zu Wort, die tief traumatisiert ist und den Weg zurück in die amerikanische Gesellschaft finden will. Mary Gauthier hilft dabei auf eine sehr einfühlsame Weise, versucht Bilder im Kopf zu Worten werden zu lassen.

Rosenkränze und Gewehre

So hat sie den Titelsong des Albums "Rifles & Rosary Beads” mit einem 19-jährigen Mann geschrieben, der nach seiner Grundausbildung nach Fallujah im Irak geflogen wurde. Sie habe ihn gefragt, “Joe, was hast du gesehen, als Du aus dem Flugzeug gestiegen bist”, erzählt Gauthier im Interview, worauf hin ihr der junge Mann berichtete: “Da waren Jungs, die den Rosenkranz gebetet haben, sie haben die Perlen durch ihre Finger gerollt. Und da standen andere mit Gewehren in der Hand, die sie mit weißen Knöcheln ganz fest hielten.” Aus solchen Gesprächen nahmen die Songs ihre Formen an. Die Sängerin bekommt durch die Soldaten und Soldatinnen Bilder, die sie mit ihren Augen gesehen haben und Gauthier konnte so erkennen, was das mit ihnen gemacht hat.

Störung und Trost

Die Lieder auf “Rifles & Rosary Beads” drehen sich um Erlebtes der Soldatinnen und Soldaten, um die Aufarbeitung der Erfahrungen nach der Heimkehr, aber auch um sexuelle Belästigung und Vergewaltigung von Soldatinnen. Mary Gauthier sieht sich mit diesem Album auch in einer historischen Reihe mit vielen Kollegen, etwa Woody Guthrie, der Folk-Musiker dazu aufforderte, Gemütlichkeit zu stören und doch die Gestörten zu trösten.