Bildrechte: dpa

Christian Thielemann

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Christian Thielemann bleibt bis 2024 in Dresden

Häufig ist er nicht in Dresden, seinem eigentlichen Hauptarbeitsplatz: Christian Thielemann macht sich gern rar. Dennoch wurde sein Vertrag verlängert, was an der Semperoper nicht alle begeistern dürfte, bei nur 40 Dirigaten. Von Peter Jungblut

Bis heute konnte sich Christian Thielemann nicht entschließen, nach Dresden umzuziehen, wo er Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle ist und - nach der Vertragsunterzeichnung - bis 2024 weitere fünf Jahre bleiben wird. Stattdessen wohnt der Star-Dirigent im Hotel ("Ehrlich gesagt habe ich auch keine Zeit, mich abends noch um eine Wohnung zu kümmern, wenn ich von den Proben heimkomme"), und pendelt mit seinem Porsche zwischen seinem Lebensmittelpunkt Berlin und der sächsischen Hauptstadt hin und her. Nun haben wenige Orchesterchefs seiner Liga ihre privaten Wurzeln am Ort ihrer Leitungsfunktion und bei vielen gibt es Diskussionen über die Zahl ihrer Auftritte bzw. ihre Anwesenheit. So selten wie Thielemann sind allerdings die wenigsten mit ihren "Klangkörpern" im Einsatz: In der laufenden Spielzeit dirigiert er keine einzige Premier an der Semperoper, sondern ist nur im Repertoire zu erleben.

"Unbezahlte Aus-Zeit"

Im neuen Vertrag, der vom 1. August 2019 bis 31. Juli 2024 läuft, sind dem Vernehmen nach mindestens 40 Dirigate pro Saison in Dresden (Konzerte und Opern) und 15 Gastspiel-Konzerte vorgesehen, außerdem tritt Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle bei den Osterfestspielen in Salzburg auf. In den Jahren bis Ende Januar 2022 soll sich Thielemann eine einmalige "unbezahlte Aus-Zeit" vorbehalten haben:

"Künstlerisch wollen wir den im Jahr 2009 eingeschlagenen Weg weiterverfolgen. Das beinhaltet die Auseinandersetzung mit dem Kernrepertoire der Staatskapelle, aus dem sich bis heute ihre unverwechselbare Klang- und Spielkultur speist, ebenso aber auch die Hinwendung zu Neuem und weniger Bekanntem, denn nur so bleibt ein Orchester jung und lebendig." Christian Thielemann

Thielemann: "Ich probe viel"

Offiziell schmückt sich Dresden gern mit seinem weltweit gefeierten Star-Dirigenten. Thielemann ist Musikchef bei den Bayreuther Festspielen und gilt als ausgezeichneter Kenner des "deutschen Repertoires". Die Werke der Komponisten Richard Wagner und Richard Strauss gehören zu seinen Markenzeichen und werde gerade in Dresden traditionell besonders geschätzt. Deshalb sehen ihm die dortigen Verantwortlichen auch wohl seine vergleichsweise seltenen Auftritte nach. In einem Interview mit der Zeitschrift "Cicero" hatte Thielemann zu Vorwürfen, er sei zu wenig präsent, geantwortet:

"Ich mache, was vertraglich vereinbart ist – und ich probe viel. Das ist schließlich auch Dirigieren. Jetzt nehmen wir Wagners "Ring des Nibelungen" wieder auf, da fallen allein schon über ein Dutzend Proben an. Ich könnte stattdessen auch 20-mal den "Rigoletto" öffentlich dirigieren, aber dann entwickelt sich das Orchester nicht weiter. Ich brauche auch Zeit, um die Stücke zu studieren, die ich noch nicht dirigiert habe. Dazwischen einfach mal schnell noch eine Vorstellung runterreißen, war nie meine Sache. Das wird dann auch nicht so gut, wie die Kritiker das von mir erwarten. Was wir machen, muss sitzen." Christian Thielemann

Neuer Intendant aus Nürnberg

In der kommenden Spielzeit wird der bisherige Generalintendant des Nürnberger Staatstheaters, Peter Theiler, neuer Chef der Semperoper, die seit Jahren führungslos ist. Theiler wird mit Thielemann auskommen müssen, was nicht leicht wird: Der zunächst für Dresden ins Auge gefasste neue Intendant, Serge Dorny aus Lyon, hatte noch vor seinem Amtsantritt das Handtuch geworfen - auch und vor allem wegen Thielemanns Machtposition.