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Nothing Twice

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Breakdance meets Graffiti - "Nothing Twice" in München

Mit "Nothing Twice“ eröffnete am Freitag in der Münchner Schauburg das internationale Tanz- und Theaterfestival für junges Publikum: Think Big. Stephanie Metzger:

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Breakdance meets Graffiti: diese Kombination macht erst einmal richtig Stimmung. Die virtuose Akrobatik sieht gut aus vor den grau-braunen Graffitizeichnungen, die in der Schauburg von den Wänden hängen. Lässt die Zuschauer mitwippen zum lauten Beat der Musik. Und motiviert sogar zum Mittanzen. Das Projekt „Nothing Twice“ holt zwei Künste von der Straße ins Theater und den Zuschauer auf die Bühne. Oder besser: in die Arena. Mit insgesamt sechs Breakdancern, Schauspielern und Sprayern hat Choreograf Erik Kaiel einen spielerischen Wettkampf zwischen Tanz und Bild inszeniert und landet bei der Synthese: beim Körper als Maler. Spraybewegungen ohne ihr zentrales Instrument – die Spraydose – werden zur poetischen Choreographie – leere Spraydosen auf dem Tanzboden ergänzen sie als dekoratives Labyrinth. Ist das erst einmal weg gefegt, kann es losgehen mit den Einlagen: typische Breakdance-Battles abgelöst von kollektiven Kreidezeichnungs-Spielen. Action Painting übersetzt in die Mechanik surrealer Figuren in weißen Schutzanzügen. Die Animierung der Zuschauer im Wechsel mit der Rückeroberung der Tanzfläche durch die Tänzer. Kampf als Spiel, Battle als Begegnung. Ein weiterer Mitspieler dabei: der Text. Mit Manifesten aus der Tanzgeschichte, Poesie über das Unsichtbare oder Dialogen über ihre absurden Vorlieben setzen die Darsteller Pausen. Dann wieder werden die Worte zu Widersachern beim körperlichen Ringen um den richtigen Ausdruck:


Rhythmus und Interaktion


Nothing Twice – eine Inszenierung, in der durch Improvisation und durch die Interaktion mit dem Publikum nichts wirklich zweimal passiert – lebt von der Bewegungs- und Spielfreude des Ensembles. Gebaut ist der Abend nach dem Nummernprinzip, in dem die eine Nummer mehr überzeugt und sich organischer aus der Abfolge schält als die andere. Und in der ein Text inspirierende Assoziationen freisetzt, während der andere kryptisch bleibt. Ansteckend immer: der Rhythmus der Musik und die Kraft der Bewegung, auch wenn sie einmal selbstverständlicher, das andere Mal bemühter an das Publikum herangetragen wird. Ein Schwanken des Abends also zwischen tänzerischer Lust und konzeptioneller Anstrengung, das allerdings je nach Publikumsbeteiligung anders ausfallen wird. Dabei ist das Stück vor allem gerichtet an Jugendliche und war eine der beiden Eröffnungspremieren von „Think Big“. Das Tanz- und Theaterfestival für junges Publikum findet inzwischen zum sechsten Mal in München statt. Einst hervorgegangen aus dem Educationprogramm des Bayerischen Staatsballetts hat es sich inzwischen zum internationalen Theaterfestival ausgewachsen, sagt Bettina Wagner-Bergelt, eine der drei künstlerischen Leiterinnen:


Der Ausgangspunkt war damals, wir wollten das, was wir immer mit Kinder und Jugendlichen im Studio machen, mal nach außen tragen und dann gleichzeitig aber auch ihnen die Möglichkeit geben, mit professionellen Ensembles zu arbeiten, professionellen Künstlerin zu arbeiten und die auch zu zeigen, was für Kinder- und Jugendliche entsteht. Und aus dieser Idee ist eigentlich dieses Festival gewachsen und inzwischen eben so groß, dass es ein richtig großes internationales Programm ist. (Bettina Wagner-Bergelt)


Hochkarätige Gruppen aus Israel, Italien, Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden und Belgien versammelt das Programm, das ergänzt wird von Workshops und einem Fachtag. Von und für Jugendliche ist „Think Big“ eine Aufforderung groß zu denken, mitzumachen, sich auszuprobieren und eben auch Freude daran zu entwickeln, dass nichts zweimal passiert. Im Theater genauso wenig wie im Leben.