Ist das Satire oder ernst gemeint? Gerade eben erst wurde in Weimar feierlich Richtfest gefeiert an der Baustelle des neuen Bauhaus-Museums, das zum 100. Jahrestag der Gründung des Staatlichen Bauhauses am 5. April 2019 eröffnen soll - da gerät der Architektur- und Design-Stil in die Kritik. In der Einladung des "Projekts Bauhaus" zu einer Tagung am 2. Dezember im Berliner Haus der Kulturen der Welt heißt es wörtlich:
"Alle Welt hat sich zu seiner Aktualisierung verbündet, doch jegliche Wiederbelebungsversuche (des Bauhauses) sind zum Scheitern verurteilt. Es war visionär, und dennoch in seiner Zeit verhaftet.Es ist an der Zeit, Abschied vom Bauhaus zu nehmen. Im Jubiläumsjahr wird es in einer Produktion in der Volksbühne in Berlin zu Grabe getragen. Doch wie 'beerdigt' man eine untote Denkfigur?"
Krisendiagnose und Zukunftsversprechen
In Berlin treffen sich so renommierte Experten wie Morehshin Allahyari, Joachim Krausse, Claudia Mareis und Philipp Oswalt. Das in Weimar gegründete und später nach Dessau umgezogene Bauhaus sei gleichzeitig "Krisendiagnose und Zukunftsversprechen" gewesen, heißt es im Programmpapier. Technisches, naturwissenschaftliches, emotionales und kreatives Wissen habe die Design-Bewegung zusammenführen wollen. Auch eine "neue Pädagogik" stehe demnach auf dem Prüfstand. Schon am 10. Oktober war in Berlin ein "Vorkurs" für ein Bauhaus-Begräbnis veranstaltet worden. Angeblich ist für 2019 eine theatralische Aktion an der Berliner Volksbühne geplant, bei der tatsächlich eine förmlich "Bestattung" des Architekturstils erfolgen soll.
Offenheit und Begegnung
Unterdessen würdigte der Präsident der Klassik Stiftung Weimar, Hellmut Seemann, heute den Baufortschritt am Bauhaus-Museum in Weimar. Damit erhalte die älteste Bauhaus-Sammlung der Welt ab 2019 ein zeitgemäßes Ausstellungshaus an ihrem Gründungsort - ein Museum der Begegnung, Offenheit und Diskussion. Die Sammlung zur Vorgeschichte, Geschichte und Nachwirkung der bedeutendsten Designs- und Kunstschule des 20. Jahrhunderts umfasst etwa 13 000 Objekte. Sie ist nach dem Bauhaus-Archiv Berlin die bedeutendste Sammlung weltweit.
Weimar vertrieb das Bauhaus
Seit Jahren kann die Klassik Stiftung nur wenige der Schätze in einem provisorischen Bauhaus-Museum zeigen. Die Gründer des Bauhauses waren in Weimar allerdings so angefeindet worden, dass sie 1925 nach Dessau umzogen. Die damalige, rechtskonservative thüringische Landesregierung kürzte den Bauhaus-Etat um die Hälfte und warf der Hochschule eine politische "Linksorientierung" vor. Seitdem gilt das Verhältnis zwischen Weimar und dem Bauhaus als schwierig.