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Noch eine Fassade: Bauakademie

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Architekten "reißen sich" um Nationale Bauakademie

62 Millionen Euro hat der Bundestag bereits bewilligt für den Wiederaufbau der Bauakademie gegenüber dem Berliner Schloss. Fünf Nutzungskonzepte für das historische Gebäude von Karl Friedrich Schinkel wurden jetzt prämiert. Von Peter Jungblut

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Ganz zerstört wurde die berühmte, ziegelrote Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel nicht durch den Zweiten Weltkrieg, sondern erst 1962, durch eine Sprengung. Die DDR-Führung plante damals eine neue Berliner Mitte, da störte die Ruine. Kurz darauf wurde an dem historischen und prestigeträchtigen Ort das DDR-Außenministerium errichtet. Inzwischen ist das Areal wieder fast "zugebaut", die Bauakademie steht allerdings nur als Plastik-Fassade. Ihr Wiederaufbau ist beschlossene Sache, und zwar, so das Bundesbauministerium, mit "so viel Schinkel wie möglich". Eine durchaus umstrittene Haltung: Im vergangenen Jahr hat der Architekt und Kurator Ulrich Müller mit mehreren Kollegen "zehn Thesen" vorgelegt, die sich gegen eine Rekonstruktion des Schinkel-Baus wandten. Eine Nationale Bauakademie soll dort jedenfalls Platz finden, der Bundestag hat dafür Gelder freigegeben, aber was das eigentlich inhaltlich sein soll, eine "Bauakademie", darüber wurde jetzt in einem Wettbewerb entschieden.

Wiederaufbau noch nicht absehbar

Fünf gleichberechtigte Preise wurden vergeben, sowie fünf Anerkennungspreise für ein Nutzungs- und Raumkonzept, so der Juryvorsitzende und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Florian Pronold (SPD). Auf der Grundlage dieser Beiträge soll nun ein öffentlicher Dialog beginnen über Sinn und Unsinn einer Nationalen Bauakademie, über deren Aufgaben, deren Ziele und deren konkrete Arbeit. Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres soll ein "Realisierungswettbewerb" stattfinden, der die äußere Gestaltung des Schinkel-Juwels festschreibt. Wann der Wiederaufbau startet, das ist derzeit nicht abzusehen.

Fehler vom Schloss nicht wiederholen

Ursprünglich war die Berliner Bauakademie in den 1830er Jahren nach Schinkels Plänen (1781-1841) erbaut worden. Der Architekt gilt als einer der wichtigsten Baumeister Berlins und Preußens. Mit dem nun begonnenen "offenen Verfahren" wird nach Meinung des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat, Marco Wanderwitz (CDU), "Neuland betreten". Fehler wie etwa beim Berliner Humboldt-Forum, das im rekonstruierten Schloss untergebracht werden soll, will die Politik vermeiden. Bei diesem Projekt war zuerst die äußere Gestaltung festgelegt worden, nämlich der Wiederaufbau im barocken Stil, erst danach wurde über Nutzungsmöglichkeiten gesprochen. Laut Pronold geben sich die Interessenten jetzt schon "die Klinke in die Hand".

"Wechselhüllen im 3-D-Verfahren"?

Die fünf gleichwertigen Preise sind den Angaben zufolge mit jeweils 54.000 Euro dotiert, die Anerkennungspreise mit jeweils 17.000 Euro. Die Konzepte sehen eine ganze Bandbreite von Nutzungs- und Raumgestaltungsmöglichkeiten vor, die äußerlich sowohl eine weitgehende äußerliche Wiedererrichtung der historischen Schinkelschen Bauakademie vorsehen als auch Entwürfe die - je nach Nutzung - moderne, äußere Wechselhüllen vorschlagen, die etwa im 3-D-Druckverfahren entstehen sollen. Als potenzielle, künftige Nutzer des Gebäudes wurden unter anderem die Technische Universität Berlin, das Goethe-Institut sowie die katholische Kirche genannt.