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Zum Weltspartag: Wie sich Sparen noch lohnt

In Zeiten der Niedrig- bis Nullzinsen, des billigen Geldes und der Kreditwirtschaft fragen sich viele: Lohnt sich Sparen überhaupt noch? Das rät Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des gemeinnützigen Verbraucherportals Finanztip!

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Das war einmal: Am Weltspartag haben die Kinder ihre Sparschweine zur Bank gebracht, die Münzen wurden gezählt, das Geld auf ein Sparbuch gelegt - und von der Bank gab es zusätzlich fünf Mark und einen Lufballon als Geschenk. Doch heute? Im Gespräch mit der Bayern 2-radioWelt war Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Verbraucherportals Finanztip.

radioWelt: Lohnt sich Sparen überhaupt noch?

Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur Finanztip: Die Botschaft lautet, wenn ihr spart, sucht euch die Bank, die euch die besten Zinsen bietet. Wenn ihr euch mit 0,01 Prozent zufrieden gebt, dann seid ihr auf der falschen Seite. Dann werdet ihr auch in Zukunft nur ein halbes oder ein dreiviertel oder ein ganzes Prozent zu wenig bekommen.

radioWelt: Welche Sparform lohnt sich?

Hermann-Josef Tenhagen: Eigentlich gibt es da einen schönen Dreiklang. Man macht Tagesgeld, damit man keinen Dispo braucht – da kann man immer noch ein halbes Prozent kriegen. Dann überleg ich mit dem Festgeld: Wofür brauch ich das eigentlich? Wenn das fürs nächste Auto sein soll in zwei Jahren, dann guck ich halt, was ich maximal für zwei Jahre bekomme. Das wird das knapp unter einem Prozent oder bei einem Prozent liegen, mehr geht da nicht. Und wenn ich langfristig Geld übrig habe oder zur Seite legen will, dann sollte ich mich tatsächlich mit Aktien beschäftigen - und in dem Fall eben mit Indexfonds und auf einem sehr breiten Index. Also weltweit. Das Fachwort heißt MSCI World, das ist der weltweit breiteste Index mit 1.600 Titeln, da ist man gleichzeitig an 1.600 Firmen weltweit beteiligt. Wenn da zwischendrin mal eine Pleite geht, dann macht das bei 1.600 Firmen nicht so viel aus - und deswegen ist das auch nicht so spekulativ wie viele andere Aktienanlagen.

radioWelt: Lebensversicherungen waren vor zehn, fünfzehn Jahren mal eine verhältnismäßig lukrative und sichere Geldanlage. Heute nicht mehr?

Hermann-Josef Tenhagen: Wenn ich eine alte Lebensversicherung habe, dann halte ich die fest. Eine neue schließe ich nicht ab. Höchstens noch, wenn ich eine Förderung bekomme – als Betriebsrente oder als Riester-Vertrag, da bringt die Förderung so viel Rendite, dass sich das lohnen kann. Aber sonst: nicht neu abschließen! Wenn ich allerdings einen Vertrag aus dem Jahr 1998 habe, in dem mir der Anbieter noch vier Prozent garantiert für das, was ich schon erspart habe, die halt ich natürlich fest. Wo krieg ich denn sonst vier Prozent?!

radioWelt: Ist langfristig eine Änderung der EZB-Politik zu erwarten?

Hermann-Josef Tenhagen: Ja. Langfristig ist das Ziel: zwei Prozent Inflation. Und das heißt dann auch: ein bisschen mehr Sparzinsen, aber nicht dieses Jahr, auch nicht 2018, vielleicht 2019. Das ist also eher eine lange Frist - und die zwei Jahre Festgeld kann ich heute also noch ruhig abschließen. Da passiert mir nichts.